Zukunft des Loveparade-Areals:Trost am Bau

Lesezeit: 2 min

Das Projekt "Duisburger Dünen" hätte kitschig werden können, ist aber auf passende Weise solide. (Foto: CKSA/Fugmann-Janotta)

Das Duisburger Gelände, auf dem das Loveparade-Unglück geschah, wird bebaut. Entstehen soll ein Ort für die Zukunft, aber auch einer des Gedenkens.

Von Gerhard Matzig

Eine Düne ist eine Erhebung aus Sand. Man kennt das vom Meer und aus der Wüste. Duisburg ist nicht als besonders sandig bekannt. Dass nun auf einem 30 Hektar großen Areal, das auf traurige Weise mit den Toten der Loveparade vor mehr als zehn Jahren verbunden ist, ein stadträumliches Konzept mit dem Titel "Duisburger Dünen" realisiert wird, ist ein kleiner Fehlgriff im Bemühen um marketinghafte Griffigkeit. Aber vielleicht ja auch ein Trost.

Am Donnerstag wurde der Entwurf des Berliner Architekturbüros CKSA (Christoph Kohl Stadtplaner Architekten) und Fugmann Janotta Partner Landschaftsarchitekten einstimmig zum Sieger eines Wettbewerbs gekürt, der die Entwicklung des Areals "Am Alten Güterbahnhof" zum Ziel hat. Wobei sich die "Dünen" bei näherer Betrachtung als relativ geerdet und solide erweisen. Das ist gut so. Genau das braucht ein Ort, der zwar kein deutsches "9/11" mit Tausenden von Terror-Toten ist, der aber dennoch eine nur schwer zu heilende Wunde im Stadt- und Gesellschaftsgefüge darstellt.

Dünen lügen nicht

Am 24. Juli 2010 kamen in Duisburg auf der Loveparade nach einer Massenpanik 21 Menschen ums Leben. Infolge der organisatorischen Fehleinschätzung der Geländetauglichkeit. Die Schuld der Veranstalter wurde nach einem langen Verfahren, seltsam genug, als gering erachtet. So einen denkwürdigen, ja irgendwie unerlösten Ort zu bebauen mit Freiflächen, Wohn- und Gewerbe-Mix - im Bemühen, stadträumliche Zukunft herzustellen und den Schrecken der Vergangenheit angemessen zu bewältigen: Das ist keine leichte Aufgabe. Es hätte kitschig werden können, es hätte auch banal werden können. Den Planern ist es geglückt, das komplexe Problem auf so simple wie einleuchtende Weise zu lösen.

(Foto: CKSA/Fugmann-Janotta)

Anders als das, was Daniel Libeskinds Entwurf für die Neugestaltung des World-Trade-Center-Areals in New York so kitschig gemacht hätte (viele seiner Vorschläge wurden gar nicht erst realisiert), umschifft der Vorschlag der Berliner Planer die dünenartigen Untiefen der stadträumlichen Entwicklung umsichtig. Die Verbindung aus einer zeitgemäß urbanen Normalität, dem klug dimensionierten Freiraum und der Rampe als Gedenkort dürfte sich als robust, vital und so hoffentlich auch als heilsam erweisen. Johannes Ringel spricht für die Jury: "Der Entwurf überzeugt durch seine Idee, einen großzügigen Park bis zur Innenstadt zu führen (...) Der einfachen Lesbarkeit der Entwurfsidee in Verbindung mit ihrer gestalterischen Kraft gelingt es, die notwendigen Vernetzungen im Stadtgefüge zu leisten." Städte und Gesellschaften können nicht verharren. Sie entwickeln sich. Letztlich ist es ein Trost und keine Respektlosigkeit: Das Leben geht weiter.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMobilität und Umwelt
:Am Ende der Straße

Fahrradfahren ist gesund, smart, macht glücklich und schont die Umwelt. Der Bau einer Fahrradstraße durchs Neckartal wirft nun die Frage auf: Sind Radschnellwege die neuen Autobahnen?

Von Gerhard Matzig

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: