Paris:Neue Direktorin für den Louvre

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Laurence des Cars wird künftig über den Louvre herrschen. (Foto: ALAIN JOCARD/AFP)

Der Pariser Louvre beruft erstmals eine Frau: Laurence des Cars wird Direktorin des wohl bedeutendsten Museums der Welt. Doch zunächst wird sie einen Rekord brechen müssen.

Von Joseph Hanimann

Ganz vorn auf ihrem Karriereplan stand dieser Posten eigentlich nicht. Gerade hat die 2017 ernannte Leiterin des Musée d'Orsay mit der dort anlaufenden und von ihr selbst kuratierten Ausstellung "Les Origines du monde" über die Erfindung der Natur im 19. Jahrhundert ihr Haus zur vollen Entfaltung gebracht. Die Kontroverse über eine weitere Verlängerung des seit 2013 amtierenden Louvre-Direktors Jean-Luc Martinez rückte die 54-jährige Laurence des Cars aber in den letzten Wochen weit hinauf auf der Kandidatenliste. Und nach Macrons Entscheid wird diese Spezialistin des 19. und frühen 20. Jahrhunderts nun die erste Frau in der Leitung des Louvre. Unbekannt ist ihr auch dieses Museum nicht. Von 2007 bis 2014 war sie wissenschaftliche Direktorin der Agentur France-Muséums, die den Aufbau des Louvre Abu Dhabi koordinierte.

Die Direktorin leitete zwei Museen in unmittelbarer Nachbarschaft

Gegenüber dem scheidenden Archäologen Martinez, der sich mehr mit strukturellen Veränderungen im Eingangsbereich des Louvre oder den neuen Lagerräumen im nordfranzösischen Liévin als mit glanzvollen Ausstellungsprogrammen hervortat, will sich die neue Direktorin vermehrt wieder auf das Veranstaltungsangebot konzentrieren und auch Brücken zur Gegenwart schlagen. Der unter Martinez vor zwei Jahren erstmals erreichte Besucherrekord von über zehn Millionen Eintritten setzt die quantitative Messlatte in diesem "größten Museum der Welt" allerdings hoch.

Laurence des Cars' Haupttrumpf dafür ist ihr Gespür für interessante Ausstellungsthemen, wie sie das seit zwanzig Jahren im Orangerie- und im Orsay-Museum gezeigt hat. Über monografische Panoramen zu Malern und Bildhauern wie Gustave Courbet, Edward Burne-Jones, Thomas Eakins hinaus zielte ihr Interesse immer auch auf zeitgeschichtliche Aspekte und literarische Figuren wie den Marquis de Sade oder Apollinaire. Mit ihrer Publikation zu den Präraffaeliten sprach sie 1999 eine breite Leserschaft an. Die große Studie "L'art français" im 19. Jahrhundert, die sie 2008 zusammen mit Henri Loyrette herausgab, ihrem Vorgänger im Orsay-Museum und dann ebenfalls Louvre-Direktor, zielte eher auf ein Publikum mit Vorkenntnissen. Die Ernennung dieser so diskreten wie einfallsreichen und zielbewussten Frau wird in Paris nicht nur wegen ihrer Kompetenz weitgehend begrüßt. Erleichtert ist man auch darüber, dass anders als befürchtet die wichtige Entscheidung zwischen Kulturministerium und Staatspräsidenten nicht verschleppt wurde.

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