Literatur - Neubrandenburg:Literaturszene erinnert an "stillen Autor Pitschmann"

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Neubrandenburg/Mühlhausen (dpa) - An den Schriftsteller Siegfried Pitschmann (1930-2002) erinnern die Städte Mühlhausen (Thüringen) und Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) Anfang Januar in besonderer Weise. Anlass ist der 90. Geburtstag des Schriftstellers, den dieser am 12. Januar 2020 begangen hätte, teilten die Autorin und Pitschmann-Expertin Kristina Stella und das Neubrandenburger Literaturzentrum mit. Geplant sind am 8. Januar in der Jacobikirche Mühlhausen eine Lesung unter dem Motto "Stets ein bisschen wie auf gepackten Koffern lebend" mit weniger bekannten Texten des Autors, zu der auch sein Sohn Thomas Pitschmann erwartet wird. Im Literaturzentrum Neubrandenburg ist ein Film- und Gesprächsabend am 12. Januar mit dem Streifen "Leben mit Uwe" aus dem Jahr 1973 geplant. Der Defa-Film geht auf ein Buch Pitschmanns zurück.

Der Schriftsteller war der zweite Ehemann der Autorin Brigitte Reimann (1933-1973), die zuletzt in Neubrandenburg lebte. Dort erinnert ein Literaturhaus und -zentrum an Reimann ("Franziska Linkerhand"), Pitschmann ("Erziehung eines Helden") sowie weitere ostdeutsche Schriftsteller. Pitschmann gehörte zu "den eher stillen Autoren seiner Zeit", erklärte Erika Becker vom Literaturzentrum. Er habe sehr genau auf den Alltag geblickt und sei misstrauisch gegen jede Art von Überschwang gewesen.

Pitschmann war als Flüchtling 1945 nach Mühlhausen gekommen und dort aufgewachsen. Dort war er nach seinem Tod 2002 auch beigesetzt worden. Von Mühlhausen war er 1957 nach Schwarze Pumpe gegangen, wo er Reimann kennenlernte und den Aufbau "einer sozialistischen Stadt" miterlebte. "Nach dem Ende der Beziehung ging Pitschmann 1965 nach Rostock, wo er bis 1989 den Schriftstellerverband leitete", sagte Stella. Diese Zeit sei weitgehend in Vergessenheit geraten. In Rostock habe er auch Stücke für das Volkstheater geschrieben.

In Neubrandenburg ist mit dem Film "Leben mit Uwe" auch eine Diskussion über das Schaffen Pitschmanns geplant. In dem Film hatte er auch einen kurzen Auftritt. Seine "Erzählungen aus Schwarze Pumpe" seien weiter beim Lesepublikum gefragt, weil sie ein Stück Geschichte in der DDR abbildeten, erläuterte Stella, die mehrere Bücher mit Werken des Autors veröffentlicht hat. So durfte sein Roman "Erziehung eines Helden" in der DDR 1959 nicht erscheinen. Der Roman wurde erst 2015 veröffentlicht.

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