Kurzkritiken zu den Kinostarts der Woche:Kalt servierte Rache

Als der Mörder seiner Eltern aus dem Gefängnis entlassen wird, begibt sich Dwight auf den Pfad der Selbstjustiz. "Blue Ruin" ist ein packender Thriller. Für welche Filme sich der Kinobesuch lohnt - und für welche nicht.

Von den SZ-Kinokritikern

Der Hobbit: Die Schlacht der Fünf Heere

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(Foto: dpa)

Nach zwei sehr schnarchnasigen Vorspielen kommt Peter Jackson im letzten Teil seiner "Hobbit"-Trilogie endlich ordentlich zur Sache und choreografiert elegant, was er am besten kann: Menschen, Zwerge, Elben und Orks im wilden Schlachtgetümmel. Diesmal wegen eines Drachen-Goldschatzes, der besonders die Zwerge ganz kirre macht. Hobbit-Held Bilbo Beutlin agiert dabei als diplomatischer Sidekick. Die ausführliche SZ-Filmrezension lesen Sie hier.

#Zeitgeist

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(Foto: dpa)

Das Internet ist riesig und die Menschen sind klein. Jason Reitman erzählt in locker miteinander verwobenen Handlungssträngen vom amerikanischen Kleinstadtleben im digitalen Zeitalter - und davon, wie die technischen Möglichkeiten ein paar Probleme verschärfen, die es wesentlich länger gibt als Smartphones: Beziehungsstress und Liebesmüdigkeit, High-School-Ängste und kontrollsüchtige Mütter. Das lässt sich zwar manchmal ein bisschen wie ein Lehrfilm an, ist aber meistens ganz schön.

(K)ein besonderes Bedürfnis

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(Foto: Farbfilm Verleih)

Dokumentarische Sex-oder-Liebe-Fabel vom 29-jährigen Enea aus Udine, der an Autismus leidet und gern eine Freundin hätte. Weil all seine ungestümen Flirtversuche scheitern, wollen ihm seine Freunde Alex und Carlo wenigstens per Bordellbesuch zum ersten Sex verhelfen. Carlo Zorattis Dokumentar-Debüt ist ein Homemovie, das charmant erzählt, kecke Selbstdarstellung bietet, die heiklen Themen aber umschleicht.

Blue Ruin

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(Foto: Wild Side Films / Le Pacte)

Selbstjustiz kommt nicht nur im kriminellen Milieu vor, sondern auch in der Mitte der Gesellschaft. Das und wie man das uralte Rache-Motiv aufs Neue zu einem packenden Thriller verarbeiten kann, zeigt Jeremy Saulnier in seinem ersten Film außerhalb des Splatter. Getragen wird der Film massiv von Macon Blair, der den Zwiespalt der Hauptfigur überzeugend darstellt. Dwight kehrt nach langer Abwesenheit in seine Heimat zurück, wo der Mörder seiner Eltern aus dem Gefängnis entlassen wird. Er will Rache.

Exhibition

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(Foto: Fugu Filmverleih)

Szenen einer Ehe, Londoner Gangart. Zwei Künstler - Liv Albertine und Liam Gillick! - erforschen die Grenze zwischen Leben und Performance. Die zwei wollen die Scheidung, vom dritten im Bunde, dem Haus, in dem sie seit vielen Jahren wohnen - ein echtes Individuum. Der drohende Verkauf erschüttert sie im kreativen Selbstverständnis. Joanna Hoggs Film war die Überraschung des Jahres, lebendigstes Arthouse von einer Filmemacherin, die viele Jahre TV-Soaps und Clips geschaffen hatte.

Kaptn Oskar

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(Foto: Darling Berlin)

Eine wilde Dreickecks-Romanze aus der Berliner Mumblecore-Szene, in der man sich nicht um Budgets und Beleuchtung schert, sondern einfach anarchisch drauflos dreht. Das geht nicht immer gut, aber wenn Perlen wie diese schräge Tragikomödie von Regisseur und Hauptdarsteller Tom Lass dabei herauskommen, muss man sich keine Sorgen ums deutsche Nachwuchskino machen.

The Loft

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(Foto: dpa)

Fünf Machos teilen sich ein geheimes Loft für außereheliche Aktivitäten. Blöd bloß, dass eines Tages eine nackte Frauenleiche im Bett liegt. Nur einer der fünf Männer kann der Mörder sein. Bloß wer? Das eigentliche Rätsel an Erik van Looys klischeebeladenem US-Remake seines eigenen Films von 2008 ist aber, wie das Original in Belgien zum erfolgreichsten Film aller Zeiten werden konnte.

Timbuktu

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(Foto: dpa)

Musik und Fußballspiel sind verboten. Ein unverheiratetes Liebespaar wird gesteinigt. Das malinesische Timbuktu, schön wie ein Märchenort aus 1001 Nacht, unter dem Regime islamistischer Gotteskrieger. Vom Verhängnis religiös verbrämter Tyrannei und dem mutigen Widerstand gegen die Invasoren erzählt Abderrahmane Sissako mit Leidenschaft, politisch-aktueller Dringlichkeit und meisterlich komponierten Bildern.

Titos Brille

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(Foto: X-Verleih)

Ein Road-Movie als Therapie gegen eine "Überdosis Vergangenheit": Mit Regisseurin Regina Schilling fährt Adriana Altaras Stationen ihres Lebens ab. Es geht von Gießen nach Zagreb, wo sie als Tochter jüdischer Partisanen geboren wurde, mit Zwischenstationen am Gardasee, Slowenien, Split und auf der Insel Rab. Das ist so temperamentvoll, selbstironisch, amüsant und gleichzeitig melancholisch wie die Erzählerin Adriana Altaras selbst, auf deren Bestsellerroman diese Dokumentation basiert.

Winterschlaf

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(Foto: dpa)

Großes Epos vor anatolischer Kulisse: Der alternde Schauspieler Aydin ist der Patriarch im Dorf, dem hier fast alles gehört, das Hotel, die schäbigen Häuser drum herum. Doch seine Frau findet ihn unerträglich - er ist ein zynischer Intellektueller, der wie alle anderen auch die verkrusteten Verhältnisse aufrecht erhält. Nuri Bilge Ceylan zeigt hier einmal mehr seine Liebe zu Shakespeare - und zu Ingmar Bergman.

Waiting for the Sea

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(Foto: Pallas Film)

Was tun, wenn man die Gesetze der Natur bezwingen will? Genau: Man zieht mit bloßen Händen ein Schiff. Was Fitzcarraldo im Urwald tat, versucht Marat (Egor Beroev) in der Wüste. Denn seit seinem Schiffsunglück ist das Meer verschwunden. Um sich von dieser Schuld zu befreien, sucht er mit dem Wrack das Wasser. Bakhtiar Khudoijnazarov erzählt diese Parabel mit schwermütigen Bildern, die dann doch ihren eigenen Sog entwickeln.

© SZ vom 11.12.14 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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