Kultur - Weimar:Klassik Stiftung 2020: Romantik und "Labor der Humanität"

Deutschland
Ulrike Lorenz, Präsidentin der Klassik Stiftung Weimar, steht im Studienzentrum der Herzogin Anna Amalia Bibliothek. Foto: Michael Reichel/dpa (Foto: dpa)

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Weimar (dpa/th) - Nachdem das vergangene Jahr auf das Bauhaus-Jubiläum ausgerichtet war, plant die Klassik Stiftung Weimar für 2020 mehrere thematische Schwerpunkte. Insgesamt solle die zweitgrößte Kulturstiftung Deutschlands mehr zu einem "Labor der Humanität" werden, sagte ihre Präsidentin Ulrike Lorenz am Mittwoch in Weimar. Auf dem Weg dahin steht etwa die Veranstaltungsreihe "Weimarer Kontroversen", die sich mit der "Macht der Sprache" beschäftigt.

"Was können wir gerade in politisch schwierigen Zeiten beitragen?", fragte Lorenz speziell mit Blick auf die Lage in Thüringen nach dem Debakel bei der jüngsten Ministerpräsidentenwahl. Sie sehe es auch als Aufgabe der Stiftung, mehr Vernunft in die Gesellschaft zu bringen.

Thematisch soll der Denker Friedrich Nietzsche (1844-1900) die erste Hälfte 2020 bei der Klassik Stiftung bestimmen. Es gehe um einen "etwas ungewöhnlicheren Umgang mit einem Säulenheiligen der Klassik Stiftung", erläuterte Lorenz. Mit dem Projekt "Nietzsche Superstar. Ein Parcours der Moderne" sollen Veranstaltungen und Ausstellungen - darunter eine neue Dauerausstellung im Nietzsche-Archiv - ein differenziertes Bild des Philosophen zeichnen.

Nietzsche sei ein faszinierendes Scharnier zwischen Klassik und Moderne, erklärte Helmut Heit, der Leiter des Kollegs Friedrich Nietzsche. Der Parcours solle etwa seine Vereinnahmung durch die Nationalsozialisten und daneben seine Rezeption in der DDR beleuchten. "Er ist auch Kult, Pop - er kommt in Hollywood-Filmen vor." Im zweiten Halbjahr zeigt die Klassik Stiftung eine Ausstellung zur Deutschen Romantik mit vielen Aquarellen aus Goethes Sammlung.

Das Bauhaus-Jubiläum 2019 bescherte der Stiftung mit ihren teils zum Unesco-Weltkulturerbe zählenden Liegenschaften und Sammlungen erstmals seit vielen Jahren wieder mehr als eine Million Besucher. Allein in das neue Bauhaus Museum seien rund 270.000 Gäste gekommen, berichtete Lorenz. Trotzdem gebe es Nachbesserungsbedarf; so sollten interaktive Elemente ausgebaut werden.

Die Stiftung steht außerdem vor baulichen Herausforderungen. Dabei sind die lange diskutierte Sanierung des Stadtschlosses, des Sitzes der Stiftung, sowie des Goethe-Wohnhauses und der dazu gehörende Liegenschaften die dringendsten Aufgaben. Lorenz machte keinen Hehl daraus, dass die aktuelle politische Lage in Thüringen die Arbeit der Stiftung nicht erleichtert. Immerhin: "Wir können uns auf eine Ministerialbürokratie verlassen." Vor allem größere Aufgaben wie die finanzielle Planung zur Sanierung des Stadtschlosses erforderten jedoch Haushaltsbeschlüsse des Landes.

Bund und Land gehören zu den großen Unterstützern der Stiftung. Im vergangenen Jahr kamen 14,2 Millionen Euro aus Berlin und 12,1 Millionen Euro aus Erfurt. Auch die Stadt Weimar zählt zu den festen Geldgebern und gab 2019 rund zwei Millionen Euro. Daneben finanziert sich die Stiftung durch Ticket- und Publikationsverkäufe und wirbt Fördergelder und Projektmittel ein.

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