Krieg in Syrien:Vom traurigsten zum glücklichsten Denkmalpfleger der Welt

Dem Direktor der syrischen Altertümerverwaltung zufolge ist die Wüstenstadt Palmyra in einem besseren Zustand als erwartet. Vor Ort war er allerdings noch nicht.

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(Foto: dpa)

Dieses Bild soll am 26. März 2016 aufgenommen worden sein. Es zeigt im Vordergrund die von Säulen gesäumte Prachtstraße und im Hintergrund die quadratische, einst von Mauern und Säulenreihen umgebene Anlage, in deren Mitte der Tempel des Gottes Baal stand (dieser Plan erleichtert die Orientierung). Der Tempel wurde im Jahr 32 n. Chr. geweiht. Von ihm ist nur das Eingangstor geblieben (vor dem modernen Flachdachhaus).

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(Foto: dpa)

Das Luftbild zeigt die Anlage des Baal-Tempels vor und nach der Zerstörung durch den IS. Gut zu erkennen sind die quadratische Ummauerung (im oberen Bild verzerrt), das Eingangstor und das moderne Gebäude in der rechten oberen Ecke.

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(Foto: AFP)

Auch diese Aufnahme soll am 26. März 2016 entstanden sein. Zu erkennen sind im Hintergrund der ummauerte Komplex des Baal-Tempels und die Säulenreihen oder Kolonnaden, die die antike Straße säumen. In der Mitte rechts lässt sich hinter den Säulen das Halbrund des römischen Bühnentheaters erahnen. Dort, wo die antike Prachtstraße vor den Mauern des Baal-Tempels auf einen modernen asphaltierten Weg stößt, ...

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(Foto: dpa)

... stand bis vergangenes Jahr ein Triumphbogen, den der römische Kaiser Septimius Severus (193-211 n. Chr.) erbauen ließ. Von ihm ist nichts mehr zu sehen.

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(Foto: Reuters)

Dieses Bild zeigt einen Teil des historischen Museums in Palymra. Trotz der offensichtlichen Zerstörung vieler historischer Ruinen zeigt sich der Direktor der syrischen Altertümerverwaltung, Maamun Abdulkarim, zuversichtlich. "Wir werden die zerstörten Tempel in einer Weise wieder aufbauen, die ihre historische Identität bewahrt." Für die Rekonstruktion sollen demnach originale Felsblöcke sowie neue aus den Steinbrüchen der Umgebung genutzt werden.

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(Foto: REUTERS)

Die "beste Neuigkeit" betreffe die berühmte 15 Tonnen schwere Löwen-Statue (im Bild), die der IS im Juli zerstört hatte. Die Einzelteile könnten alle wieder zusammengesammelt und die Statue wieder aufgebaut werden, sagte Abdulkarim. Vor Ort war Abdulkarim seit der Rückeroberung durch Assads Truppen allerdings noch nicht - er hält sich zurzeit in Damaskus auf. Ein AFP-Reporter vor Ort sah die Zerstörungen an den beiden Tempeln sowie am Triumphbogen, die Ruinen dieser Stätten gab es demnach aber noch. "Ich war der traurigste Altertümerdirektor der Welt", sagte Abdulkarim über Palmyra, "heute bin ich der glücklichste."

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(Foto: REUTERS)

Abdulkarim sagte der Nachrichtenagentur AFP mit Blick auf die Zerstörungen durch den IS in Palmyra, er habe "mit dem Schlimmsten gerechnet". Per Ferndiagose schlussfolgerte er: "Aber die Landschaft ist im Großen und Ganzen in einem guten Zustand." Abdulkarim will alsbald nach Palmyra aufbrechen, um die Schäden vor Ort zu begutachten, sagte er. (Im Bild: ein Artefakt im historischen Museum in Palmyra)

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(Foto: REUTERS)

Palmyra könne mit Hilfe der UNO wieder aufgebaut werden und "so werden wie vorher". Viele der wichtigsten Ruinen seien nur leicht beschädigt, sagte Abdulkarim. (Im Bild: ein zerstörtes Artefakt im historischen Museum von Palmyra)

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(Foto: AFP)

Das nicht fertiggestellte römische Bühnentheater aus dem zweiten nachchristlichen Jahrhundert wurde nach allem, was bekannt ist, zwar anders als die Tempel offenbar nicht mutwillig zerstört (hier eine Aufnahme von 2009), ...

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(Foto: REUTERS)

... doch es ist nicht auszuschließen, dass das Gebäude bei den Kämpfen Schaden genommen hat. Der IS soll es auch für öffentliche Hinrichtungen genutzt haben. Das aktuelle Bild stammt aus einer russischen Filmaufnahme.

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(Foto: REUTERS)

Auch UN-Generalsekretär Ban Ki Moon zeigte sich "ermutigt und glücklich", dass Palmyra befreit sei. Das Erbe müsse nun beschützt und gewahrt werden, sagte er bei einem Besuch im Nachbarland Jordanien. Der Direktor des Vorderasiatischen Museums Berlin, Markus Hilgert, mahnt bei der Rekonstruktion des Weltkulturerbes Fingerspitzengefühl an. Zwar spiele der Wille der Syrer eine entscheidende Rolle für die Zukunft des archäologischen Areals. Man dürfe es mit der Rekonstruktion aber auch nicht übertreiben: "Denn es geht immer auch um die Frage, inwiefern die Voraussetzungen für eine Welterbestätte dann noch vorhanden sind." (Im Bild: zerstörte Vitrinen des historischen Museums in Palmyra)

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(Foto: AFP)

Die Festung Qalʿat Ibn Maʿn haben vermutlich die Mamluken zwischen dem 13. und 16. Jahrhundert erbaut. Sie thront über der antiken Stadt auf einem Hügel ...

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(Foto: AFP)

... und wurde von den Regierungstruppen eingenommen.

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(Foto: AP)

Auch die Festung hat offenbar bei den Kämpfen um die Stadt einigen Schaden genommen. Die Unesco will sobald wie möglich eine Kommission zur Sichtung der Kriegsschäden entsenden. Die Organisation der Vereinten Nationen werde am 4. April über einen Besuch beraten, sagte die russische Unesco-Vertreterin Eleonora Mitrofanowa.

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