Die Welt vor McDonald's darf man sich getrost als einen schrecklichen Ort vorstellen. Die Herstellung der Hamburger war pure Anarchie, das Fleisch brutzelte auf dem Grill, wie es wollte, der Ketchup wurde in beliebigen Mengen aufs Brötchen gespritzt, und die Menge der Gurkenscheibchen pro Burger unterlag keinerlei Kontrolle. Serviert wurden die unförmigen Burgermonster von Mädchen, deren Miniröcke gefährlich weit über dem Knie aufhörten, und bevor man einen Burgerladen überhaupt betreten konnte, muss man an den halbstarken Teenagern in Blue Jeans vorbei, die sich am Zigarettenautomaten ihre Elvistollen kämmten.
In dieser Fast-Food-Steinzeit beginnt der Spielfilm "The Founder" von John Lee Hancock, der die wilde und wahre Räuberpistole hinter dem Aufstieg des McDonald's-Imperiums erzählt, damals in den Fünfzigerjahren, als die Menschen sich noch mit Fleisch und Zucker zum Glück verführen ließen. Die mutigen Revolutionäre in dieser Geschichte sind die Brüder Dick und Mac McDonald, die Anfang der Fünfzigerjahre zu dem Schluss kamen, dass auf einen anständigen Hamburger genau vier Kleckse Ketchup und zwei Gurkenscheibchen gehören und dass ihre Zielgruppe keine paarungswilligen Halbstarken, sondern brave amerikanische Familien sein sollten.
Der dramaturgische Kniff des Films ist, dass er diese Erfolgsgeschichte nicht nur als amerikanischen Traum, sondern zugleich als amerikanischen Albtraum erzählt. Und zwar, indem er die Story der Brüder aus der Sicht jenes Mannes zeigt, der sie gnadenlos über den Tisch gezogen hat, um aus ihrem kleinen Familienbetrieb in San Bernardino, Kalifornien, ein weltweites Fast-Food-Imperium aufzubauen.
Mit dem "Speedee-System" werden Burger innerhalb von 30 Sekunden hergestellt
Ray Kroc, gespielt von Ex-"Batman" und -"Birdman" Michael Keaton, ist ein erfolgloser Vertreter Anfang fünfzig, der zu Beginn des Films mit seinem verbeulten Auto über staubige Highways fährt und in graubraunen Motelzimmern übernachten muss, um Schnellrestaurants im ganzen Land Milchshake-Maschinen zu verkaufen, die diese gar nicht haben wollen. Eine Maschine für mehrere Shakes gleichzeitig? Wer braucht schon so was. Der Misserfolg hat Kroc tiefe Falten der Wut und der Demütigung ins Gesicht gegraben, aber er ist ein Mann, der an den amerikanischen Traum glaubt wie kaum ein zweiter. Sein Lieblingswort lautet persistance, Beharrlichkeit, und nachts im Motelbett hört er sich bei einem letzten Glas Whiskey immer noch eine Ratgeberschallplatte zum Thema Ausdauer an. Dafür schleppt er selbst in der Wüste einen tragbaren Plattenspieler mit sich herum. Der Titel der Platte: "Power of the Positive".
Weil fast alle Restaurantbesitzer ihn und seine Milchshake-Mixer vor die Tür setzen, wird Kroc ganz misstrauisch, als er eines Tages eine Bestellung für gleich sechs Maschinen bekommt, aus einem winzigen Kaff in Kalifornien. Er ruft an, es muss sich um einen Scherz oder ein Missverständnis handeln, aber der Mann am anderen Ende der Leitung dröhnt nur über laute Großküchengeräusche hinweg: "Bringen Sie uns doch lieber acht!"
Also macht Croc sich in seinem Wagen auf den Weg nach San Bernardino, um herauszufinden, welcher Laden so gut läuft, dass er acht Mixer gebrauchen kann. Die Tankfüllung für diese Fahrt dürfte eine der besten Investitionen aller Zeiten gewesen sein. Vor dem McDonald's-Lokal der beiden Brüder steht eine riesige Menschenschlange. Kroc bestellt sich staunend für 35 Cent einen Hamburger, eine Portion Pommes und eine Cola, die ihm ohne Wartezeit über die Theke nach draußen gereicht werden. Und da wird ihm klar: Das ist die Zukunft.
Nur die beiden Brüder, denen das Wort "Franchise" Magenschmerzen in ihren Wohlstandsbäuchen bereitet und die lieber nette Familien aus der Nachbarschaft bedienen wollen als anonyme Kunden auf der anderen Seite des Landes, wollen ihm ihre Erfindung nicht einfach so überlassen. Und so kommt es zu einem Fast-Food-Streit, der an der Fritteuse und vor Gericht ausgetragen wird. Ray Kroc ist nämlich nicht gewillt, die Idee der Brüder einfach nur zu kopieren - ihr sogenanntes "Speedee-System", mit dem ein Burger innerhalb von nur dreißig Sekunden bei immer gleichen Qualitätsstandards hergestellt werden kann. Nein, er will auch unbedingt ihren Namen haben, McDonald's. Das klingt nach einem glücklichen Familiennachmittag - wer würde schon bei "Kroc's" essen wollen?