Literaturnobelpreis an Jon Fosse:Mister Frost am Theater

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Jon Fosses "Starker Wind" am Deutschen Theater Berlin: Max Simonischek, Maren Eggert und Bernd Moss. (Foto: Arno Declair)

Jon Fosse war mal einer der meistgespielten Dramatiker Europas. Seine Stücke sind traurig, aussichtslos, nicht aber weinerlich. Über eine Begegnung 2014 in Bergen.

Von Christine Dössel

Unvergessen, als Jon Fosse erstmals im deutschsprachigen Theater auftauchte. Das war im Jahr 2000, als Thomas Ostermeier bei den Salzburger Festspielen das Stück "Der Name" inszenierte. Alles andere als ein Bühnenreißer: Ein Mädchen kehrt schwanger ins Elternhaus zurück. Der verstockte Vater des Kindes ist selbst noch kein erwachsener Mann. Die Eltern mögen ihn nicht. Man sitzt herum, glotzt aus dem Fenster, sucht für das Baby einen Namen und hat sich nichts zu sagen. Mehr war eigentlich nicht. Vordergründig ein karges Depri-Stück. Triste Nebelherbstdramatik vom Fjord. Und doch reizte er sofort die Seele und die Sinne: der Fosse-Sound. Diese sanfte Komposition aus Worten mal Stille hoch Zeit, in der sich das qualvoll Banale mit dem Traumhaftesten, Sehnsuchtsvollsten verbindet. Dieses lakonische Umkreisen des Ungesagten, bis dieses sich in tiefere Seinsschichten öffnet. Dieses traurige Aneinandervorbeireden, Sich-Wiederholen und Schweigen, getragen von einer Melodie wie aus den dunkelsten, nebligsten Sphären des Unterbewusstseins. Bonjour Tristesse.

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