Inszenierung von Luk Perceval in Wien:Letzte Station

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Luk Perceval nimmt sich im Wiener Akademietheater den Roman "Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau" vor. Tobias Moretti spielt einen Greis.

Von Wolfgang Kralicek

Im Park des Geriatriezentrums Winterlicht befindet sich eine Bushaltestelle, an der noch nie ein Bus gehalten hat. Sie ist eine Attrappe und dient als Falle für demenzkranke Heiminsassen, die ausbüxen wollen. Diese müssen vom Pflegepersonal nicht mehr mühevoll in den umliegenden Straßen gesucht werden, sondern können bequem im Wartehäuschen abgeholt werden. Der fiese Trick ist ein typisches Beispiel für den sardonischen Witz, den der flämische Autor Dimitri Verhulst in seinem schmalen Roman "Der Bibliothekar, der lieber dement war als zu Hause bei seiner Frau" (2013) walten lässt. Der 74-jährige Ich-Erzähler Désiré, pensionierter Bibliothekar und auch privat ein Büchernarr, hat beschlossen, einen Demenzkranken zu markieren, um dem Leben mit seiner anstrengenden Ehefrau zu entkommen. Er mimt so lange den Verwirrten, bis er ins Heim kommt; dort gibt er dann vor, Frau und Kinder nicht mehr zu erkennen, und um nicht aus der Rolle zu fallen, kackt er nachts absichtlich in die Hose.

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