Seit Längerem wird die Frage diskutiert, wie und von wem über die DDR und "den Osten" gesprochen werden kann. Ein in der vergangenen Woche bekannt gewordener Vorfall schien eine neue Eskalationsstufe dieser Debatte einzuleiten. Es geht um den in der DDR spielenden Roman "Gittersee" von der 1992 in Ludwigsburg geborenen Autorin Charlotte Gneuß, der auf der Longlist zum Deutschen Buchpreis steht. Der in Dresden geborene Schriftsteller Ingo Schulze hat eine Liste mit Detailkorrekturen zu dem Roman verfasst. Sie gelangte nicht nur an den Adressaten, den S.-Fischer-Verlag, sondern auch an die Buchpreis-Jury. Damit schien insinuiert, dass diese ihr Qualitätsurteil über den Roman wegen der historischen Fehler überdenken sollte. Schulze nimmt derzeit an einem Literaturfestival am Gardasee teil. Er hat von dort aus die Fragen der SZ per E-Mail beantwortet.
Streit um Debütroman "Gittersee":"Der Osten bleibt dabei hin und wieder unterbelichtet"
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Der Schriftsteller Ingo Schulze fand Fehler im DDR-Roman der West-Autorin Charlotte Gneuß. Seine Kritik erreichte die Jury des Deutschen Buchpreises. Im Interview erläutert er seine Mängelliste - und verteidigt die Autorin.
Von Lothar Müller
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