Im Gespräch: Jessica Biel:Das Bonbon-Lächeln

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In ihrem neuen Film "Das A-Team" geht sie auf Verbrecherjagd - im wirklichen Leben ist sie selbst die Gejagte. Jessica Biel spricht über ihr Leben mit den Paparazzi und warum ihr das Lächeln manchmal schwerfällt.

Kristin Rübesamen

Paradewetter am Bebelplatz in Berlin. Vor dem Hotel de Rome fotografieren Touristen das Denkmal zur Erinnerung an die Bücherverbrennung, drinnen sitzt Jessica Biel, die Beine artig übereinandergeschlagen. Ihre Haut, ihre Haare, ihre Augen, ja das ganze Jessica-Biel-Paket ist noch hübscher als erwartet, und man hatte ja schon einiges erwartet. Dabei wäre sie selber so viel lieber für ihre Filme berühmt.

Ein seltener Augenblick: Jessica Biel lächelt für die Kameras. (Foto: action press)

Lesen Sie hier Auszüge aus der SZ am Wochenende vom 7. / 8. August 2010

Süddeutsche Zeitung: Sie lächeln!

Jessica Biel: Ja, warum?

SZ: Wir hier in Deutschland kennen Sie vor allem als wunderschönes Pin-up in Hochglanzmagazinen. Dann sind Sie auch noch eines der Lieblingsmotive der Paparazzi. Und auf all diesen Fotos lächeln Sie nie.

Biel: Ich weiß.

SZ: Welchen Anlass gibt es denn jetzt gerade?

Biel: Na, das Bonbon, das Sie mir gerade geschenkt haben. Es schmeckt köstlich.

SZ: Die Presseleute draußen haben mir gerade gesagt, Sie hätten heute kaum etwas gegessen. Fallen Ihnen noch andere Gründe für ein Lächeln ein?

Biel: Ich bin zum ersten Mal in Berlin. Ich kann über meinen neuen Film "Das A-Team" sprechen, auf den ich sehr stolz bin. Und sehen Sie da aus dem Fenster, die Sonne scheint.

SZ: Aber Sie dürfen nicht raus. Ist Ihr Lächeln eigentlich echt?

Biel: Es geht so.

SZ: In Hollywoods Klatschpresse wird andauernd orakelt, was Ihre Miene zu bedeuten hat. Sie wirken oft regelrecht mürrisch und verschlossen.

Biel: Das sagt meine Großmutter - wir nennen sie einfach Biel - auch immer. Sie kann überhaupt nicht verstehen, warum ich für die Paparazzi nicht lächle. Dabei versuche ich es sogar. Ich konzentriere mich und sage mir innerlich vor: Lächle für Biel. Ganz selten klappt es.

SZ: Wer das verfolgt, ist jedenfalls irgendwann irritiert. Sie gelten als eine der schönsten Frau der Welt. Was für ein Problem kann man wohl haben, wenn man aufwacht, in den Spiegel schaut und mal wieder feststellt, dass man Jessica Biel ist?

Biel: So naiv sind die Leute doch niemals. Ich wache selbstverständlich wie alle anderen Menschen auf der Welt mit einem riesengroßen Pickel auf der Stirn auf. Wahrscheinlich habe ich mal wieder kaum geschlafen, weil ich so viel gearbeitet habe, der Hund hat mein Skript angenagt, und das Haus ist dreckig und müsste dringend mal geputzt werden.

SZ: Und das machen Sie dann selbst?

Biel: Na klar.

SZ: Mit biologischen Putzmitteln?

Biel: Natürlich. Jedenfalls hilft mir bestimmt nicht der Gedanke dabei, dass ich Jessica Biel bin. Und niemals wache ich mit dem Gedanken daran auf, wie bezaubernd ich bin.

SZ: Umso sonderbarer muss es sich anfühlen, dass Sie ständig geknipst werden, einfach für das Jessica-Biel-Sein. Jeder Zentimeter Ihrer Haut ist vermutlich einige tausend Dollar wert. Verändert das Ihren eigenen Blick auf Ihren Körper?

Biel: Diese ganze Perspektive ist mir nicht geheuer. Ich denke nicht darüber nach.

Lesen Sie auf der nächsten Seite, wie Jessica Biel mit ihrer Berühmtheit und dem Starrummel zurecht kommt.

SZ: Wie viel wäre wohl so ein glückliches Paparazzo-Foto von Ihnen wert?

Biel: Ich weiß es wirklich nicht. Doch vermutlich weniger als eines mit einem Fleck auf meiner Hose. Oder eines mit zerrissener Strumpfhose

SZ: ...oder mit weißem Puder auf der Nase. Und wie viel würde erst ein Foto von Ihnen im Bikini mit Cellulite einbringen...

Biel: Jetzt wüsste ich es auch langsam gerne.

SZ: Ich schätze: 200.000 Dollar. Mit dem Erlös so eines Fotos könnte man wahrscheinlich ein ganzes mexikanisches Dorf nach Harvard schicken.

Biel: Wenn der Paparazzo auf Bildung steht.

SZ: Vor drei Jahren wurden Sie die Freundin des Superpopstars Justin Timberlake. Seitdem können Sie sich überhaupt nicht mehr frei bewegen. Wie dick ist Ihr Fell mittlerweile?

Biel: Der Gerechtigkeit halber muss ich zugeben, dass es sich manchmal ganz gut anfühlt. Diese ganze Aufmerksamkeit schmeichelt mir auch. Ich denke dann: Siehst du, deine Arbeit ist wichtig, sonst wären sie ja nicht alle hier. Manchmal aber, wenn der Tag schon so anfängt, dass die Fotografen mich keinen Meter alleine gehen lassen, wenn sie von jedem Meeting bis zum nächsten hinter mir hersetzen, und das bis in den späten Abend - dann ist es einfach nur zermürbend. Und fühlt sich trostlos an. Dann komme ich nach Hause, sitze auf dem Boden, heule und frage mich: Willst du das alles wirklich?

SZ: Was stellt diese Dauerbeobachtung mit Ihrem Geist an?

Biel: Er ist in permanenter Alarmbereitschaft. Ich bin ständig am Pläneschmieden, wie ich ungesehen ein paar Dinge erledigen kann.

SZ: Wenn Sie zum Beispiel mit einer guten alten Freundin ein kohlehydratarmes Eiweiß-Omelette essen gehen wollen...

Biel: ...dann gehe ich bestimmt nicht in eines dieser angesagten Restaurants, sondern in ein völlig unbekanntes. Ich überlege mir als Erstes: Wo gehen wir hin? Und dann: Wie kommen wir dahin? Holt sie mich ab? Hat sie eine Rückbank, auf der ich mich flachlegen kann? Sehen meine Haare okay aus für den Fall, dass sie uns doch entdecken? Werden sich die Kellner in dem Laden bestechen lassen? Werde ich am nächsten Tag wieder eine aufs Dach bekommen, weil irgendjemandem meine Schuhe nicht gefallen? Einmal haben sie mir tagelang vor meiner Tür aufgelauert, mit ihren dicken SUVs und ihren langen Teleobjektiven. Da habe ich angefangen, das Haus nur noch mit einer riesigen Afro-Perücke, mit grellem Lippenstift und einem Umhang zu verlassen. Jeder weiß, dass ich nie Lippenstift trage und es lieber natürlich mag. Das war also eine gute Tarnung, und sie funktionierte zunächst wunderbar. Nach zwei Tagen waren sind dann auch dahintergekommen.

SZ: Sie haben sich Justin Timberlake, einen der begehrtesten und erfolgreichsten Stars der Welt, geangelt. Empfinden Sie nicht enormen Druck, mit ihm Schritt halten zu müssen?

Biel: Ein ehrgeiziger Mensch inspiriert seine Umgebung immer.

SZ: Verstanden, Sie reden nicht über Ihren Freund. Verliert denn Glück an Bedeutung, wenn es öffentlich zur Schau gestellt wird?

Biel: Auf jeden Fall. Ist es nicht viel schöner, wenn es unter der Oberfläche brodelt und keiner etwas mitbekommt? Wenn ich nach außen hin ein Pokerface aufsetze und niemand weiß, was ich fühle? Die Leute wissen doch sowieso schon so viel. Das wenige, das sie nicht wissen, bleibt meins, und basta.

(...)

Jessica Claire Biel wurde 1982 in dem Städtchen Ely geboren und wuchs in Boulder, Colorado, auf. Sie wollte zunächst Sängerin werden, bekam dann aber mit 14 Jahren eine Rolle in der amerikanischen TV-Serie "Eine himmlische Familie". Ein Oben-ohne-Foto auf dem Titel des "Gear"Magazins im Jahr 2000 ließ ihre TV-Karriere weitgehend einschlafen. Auch auf der Leinwand wartet Biel trotz durchweg kommerzieller Rollenauswahl ("Stealth", "Unter dem Radar", "Der Illusionist") noch auf den durchschlagenden Erfolg. Ihre riesige Popularität verdankt sie weitgehend ihrer Liebe zu dem Popsänger Justin Timberlake; über den aktuellen Beziehungsstand der beiden rätselt das Publikum weltweit und anhaltend. Die Actionkomödie "Das A-Team" startet am kommenden Donnerstag, 12. August, in den deutschen Kinos.

Das komplette Interview finden Sie in der SZ am Wochenende vom 7./ 8. August 2010

© SZ vom 07.08./08.08.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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