Nachruf auf Dietrich Eberhard Sattler:Das wilde Denken

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Hölderlin-Experte Dietrich Eberhard Sattler im Park vor dem Literaturarchiv in Marbach. Nach Ansicht des Literaturwissenschaftlers ist Hölderlin viel bedeutender als Goethe und Schiller. (Foto: Bernd Weißbrod/dpa)

Dem Wort treu, auch wenn es den Ruin bedeuten sollte: Zum Tod des genialischen Hölderlin-Forschers D. E. Sattler.

Von Willi Winkler

Denken, so hat er es in seinem 62. Satz des Pythagoras urbi et orbi verkündet, "Denken ist die Freiheit, herrschende Irrtümer aufzulösen". Dietrich Eberhard (abgekürzt zu D.E.) Sattler berannte philologische Irrtümer mit heilig-nüchternem Eifer. Das konnte er, weil er unabhängig war, durch keine politische oder germanistische Zwangsjacke behindert, ein Freibeuter in der Literatur und der Musik, und ganz bestimmt auch ein Fantast. Weil er im "roten Jahrzehnt" für ein Autohaus arbeitete und sich redlich von Kampagnen für die kurhessische Molkereiwirtschaft nährte, war er in der Lage, sich im Selbststudium weiter fortzubilden als jeder Akademiker. In KD Wolff vom Verlag Roter Stern, später versehen mit dem Hölderlin-Rätselwort Stroemfeld, fand er den Kompagnon für sein vermessenes Vorhaben, endlich den ganzen, den wahren Hölderlin zu bringen.

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