Hamburg (dpa) - Zum 80. Jahrestag der ersten Deportationen norddeutscher Jüdinnen und Juden durch die Nationalsozialisten von Hamburg aus in Ghettos, Konzentrations- und Vernichtungslager hat die Hansestadt der Opfer gedacht. „Wer für eine offene Gesellschaft eintreten will, der muss der damaligen Opfer und ihres unvorstellbaren Leids gedenken. Das ist die Grundlage dafür, dass sich die Aussage „Nie wieder Faschismus!“ mit Leben füllt, sagte Kultursenator Carsten Brosda (SPD) am Montag laut Mitteilung bei der Veranstaltung am Gedenkort Hannoverscher Bahnhof in der HafenCity.
Am 25. Oktober 1941 war der erste Zug mit 1035 jüdischen Frauen, Männern und Kindern aus Hamburg in das Ghetto Litzmannstadt gefahren. Im November und Dezember folgten weitere Deportationen nach Minsk und Riga. Bis 1945 wurden den Angaben zufolge mehr als 6600 Juden aus Norddeutschland von Hamburg aus deportiert. Nur wenige von ihnen überlebten. Schon im Mai 1940 hatten die Nazis mit der Deportation von Sinti und Roma begonnen. „Bis heute sind die systematischen Verbrechen des Nationalsozialismus mit menschlichem Maß nicht zu erfassen“, sagte Brosda.
Der Leiter der KZ-Gedenkstätte Neuengamme, Oliver von Wrochem, betonte: „In Zeiten wiedererstarkender antisemitischer Gewalt ist es wichtig, am Gedenkort denk.mal Hannoverscher Bahnhof an die Schoah zu erinnern.“ Ähnlich äußerte sich der Geschäftsführer der Jüdischen Gemeinde Hamburg, David Rubinstein. „Auch in unserer Generation müssen Juden sich gegen Feindseligkeiten und Angriffe schützen, auch in Hamburg. Wir sind es denjenigen, die ermordet wurden, schuldig, hasserfüllte, judenfeindliche Verbrechen viel dezidierter zu benennen und zu bekämpfen, egal von welcher Seite sie kommen.“
Die erste Vorsitzende der Liberalen Jüdischen Gemeinde Hamburg, Galina Jarkova, sagte, ihre Gemeinde unterstütze das Engagement Hamburgs, ein vielfältiges und aktives jüdisches Leben zu fördern. „Mit unserer Teilnahme wollen wir ein wichtiges Zeichen setzen und zeigen, dass wir die Hoffnung haben und auf eine gemeinsame Zukunft in Hamburg bauen, denn Hamburg ist unser Zuhause.“
© dpa-infocom, dpa:211025-99-732105/3