Oscars 2020:Ein starkes Jahr für Schauspieler

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Die Academy Awards werden am 9. Februar verliehen. (Foto: AFP)

Aber kaum Fortschritte bei der Diversität - und rein zahlenmäßig könnte die düstere rote Clownsnase vom "Joker" am Ende vorn liegen: die Nominierungen für die 92. Oscars.

Von Tobias Kniebe

Rein zahlenmäßig hatte der "Joker" am Ende seine düstere rote Clownsnase vorn, als am frühen Montagmorgen in Los Angeles die Oscarnominierungen verkündet wurde. Mit elf Kategorien führt er das Feld der diesjährigen Kandidaten an, dicht gefolgt vom Weltkriegs-Epos "1917" und vom Tinseltown-Nostalgiestück "Once Upon A Time in Hollywood", die es jeweils auf zehn Nominierungen brachten. Welchem dieser Filme ein Durchmarsch gelingen könnte, ist dabei recht offen - bei den Golden Globes war Sam Mendes mit "1917" der Hauptsieger, aber das muss sich nicht wiederholen, und mit weiteren zehn Nominierungen lauert auch noch "The Irishman" und mit ihm Netflix auf eine Chance.

Greta Gerwig, 2018 für Regie dabei, muss diesmal schon wieder draußen bleiben

Vierundzwanzig Nominierungen hat der Streamingriese insgesamt bekommen, neben dem "Irishman" ist auch "Marriage Story" wieder sehr gut vertreten, dazu "The Two Popes", zwei Animationsfilme und eine Dokumentation. Dass aus einer noch größeren Nominierungsfülle bei den Globes dann nur zwei Gewinne wurden, haben viele Beobachter als Rache des alten Hollywood gedeutet - und als Verteidigung der traditionsreichen Kinoleinwand gegen den Vormarsch der Streaming-Bildschirme. Ob die Oscar-Academy mit ihrer sehr viel größeren und disparateren Wählerschaft aber ein ähnlich klares Zeichen setzen kann und will, gilt noch längst nicht als ausgemacht.

Die Bilanz in Sachen Diversität fällt eher ernüchternd aus: Zwar ist mit Greta Gerwigs "Little Women" ein Film im Best Picture-Rennen, der von einer Frau gedreht wurde, Gerwig selbst hat es diesmal aber nicht, wie noch 2018, in die Kategorie Regie geschafft. Die britisch-nigerianische Schauspielerin Cynthia Erivo tritt für "Harriet" als beste Darstellerin an, das reicht aber auch nur gerade so, um einen neuen Aufschrei zu verhindern. Das asiatische Kino hat immerhin einen guten Auftritt, der koreanische Film "Parasite" konkurriert um den besten Film und um den Fremdsprachen-Oscar, zumindest letzterer dürfte ihm sicher sein, gewürdigt wurde für diesen Film auch Bong Joon-Ho für die Regie und für das Originaldrehbuch.

Dass die vergangene Filmsaison keine ganz schlechte gewesen sein kann, erkennt man vor allem an den Schauspieler-Nominierungen. Hier ballen sich ungewöhnlich starke Performances. Bei den Hauptdarstellern könnte sich Joaquin Phoenix mit seiner "Joker"-Selbsttortur durchsetzen, aber Leonardo DiCaprio, Adam Driver und Antonio Banderas waren ebenfalls selten besser - und starke Auftritte wie von Robert De Niro im "Irishman", von Eddie Murphy, Christian Bale und Adam Sandler bleiben dabei schon außen vor. Bei den Nebendarstellern sind sowohl Al Pacino als auch Joe Pesci im Rennen - wenn dort nicht die Stunde des "Irishman" schlägt, liegt es wieder an Brad Pitt, dessen tiefergelegter Großauftritt in "Once Upon A Time in Hollywood" kaum zu ignorieren ist. Bei den Hauptdarstellerinnen wird zwar Renee Zellweger als "Judy" Garland favorisiert, aber auch Scarlett Johansson, Saoirse Ronan und Charlize Theron haben mächtig vorgelegt. Johansson hat für den Fall der Fälle noch ein Eisen als Nebendarstellerin im Feuer, für "Jojo Rabbit". Hier aber schlägt wohl, wie bei den Globes, die Stunde von Laura Dern als knallharte Scheidungsanwältin aus "Marriage Story", Netflix hin oder her.

© SZ vom 14.01.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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