Neu in Kino & Streaming:Welche Filme sich lohnen - und welche nicht

Lesezeit: 4 min

Liegt hier irgendwo eine gute Geschichte begraben? Szene aus "Rache auf Texanisch". (Foto: Universal)

Eine Hochzeit auf einer Insel, eine Beerdigung in Texas und eine rauschende Party im alten Hollywood - die Starts der Woche in Kürze.

Von SZ-Autorinnen und -Autoren

Babylon - Rausch der Ekstase

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Fritz Göttler: Das "La La Land"-Wunderkind Damien Chazelle will noch mal zurück, in die Flegeljahre Hollywoods, ans Ende der Zwanziger. Als das Filmemachen Anarchie bedeutete, Exzesse und Exaltation, Drogen und durchtanzte Nächte, bis ins Morgengrauen hinein - im Mittelpunkt die nervig aufgekratzte Margot Robbie als Nellie LaRoy und ihr mexikanischer Lover Manny (Diego Calva). Alles immer am Rande zur Kriminalität ... und dann auch noch das Chaos bei der hektischen Umstellung auf den Tonfilm! Und alles immer eine Spur zu exzessiv und grob, was die meisten Leute nicht stören wird, weil sie kaum Stummfilme sehen. Brad Pitt ist wunderbar als müder melancholischer Stummfilmstar - ein Konzentrat von John Gilbert, Douglas Fairbanks, Clark Gable, Errol Flynn -, der sich des Endes seiner Karriere bewusst wird, der großen Vergänglichkeit.

Digital Life

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Doris Kuhn: Das Verständigungsmittel der Pandemiejahre schafft es endlich ins Kino: Eine Berliner WG kommuniziert nur per Videokonferenz, der Film zeigt ausschließlich die Bilder der Monitore. Formal wirkt es eher abschreckend, zwei Stunden lang vier, fünf Gesichter abwechselnd aus großer Nähe zu sehen. Trotzdem kommt man, einmal reingerutscht, nicht mehr weg, wenn diese jungen Menschen ausdauernd über sich selber schwafeln. Ihr Thema ist die Liebe oder das Liebesleid, was Regisseur Malte Wirtz bestens zu einer Satire über jugendliche Zeitverschwendung zuspitzt.

Das Hamlet Syndrom

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Nicolas Freund: Sommer 2021 in Kiew, kurz vor dem Kriegausbruch. Fünf junge Ukrainer schreien sich auf einer dunklen Theaterbühne an. Die polnischen Filmemacher Elwira Niewiera und Piotr Rosołowski haben die Proben zu einer Theaterinszenierung über die Ukraine der Gegenwart nach Motiven aus Shakespeares "Hamlet" begleitet. Fünf junge Ukrainer erzählen vom Krieg und ihrem Leben. Da ist der homosexuelle Rodion, der nicht nur vor dem Krieg, sondern auch vor seiner eigenen Familie fliehen musste. Oder die Soldatin Katya, die immer eine Handgranate bei sich trug, nicht für den Feind, sondern für sich selbst, für den Fall, dass sie in Gefangenschaft geraten sollte. Der Film zeigt die tiefen Risse, Wunden und Traumata der ukrainischen Gegenwartsgesellschaft, aber genauso die Träume und neuen Verbindungen. Die Fragen, die er stellt, werden die Zukunft der Ukraine bestimmen - auch wenn es nach der Invasion Russlands zunächst wieder um eine ganz einfache Frage geht: Sein oder nicht sein.

Lonesome

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Anna Steinbauer: Hungrig nach Leben und auf der Suche nach sich selbst haut der schwule Cowboy Casey aus seinem Provinzkaff ab und trifft in Sydney auf Tib. So unterschiedlich die beiden jungen Männer auch sind, so ähnlich sind ihre Erfahrungen und die Einsamkeit, die beide quält. Aus der zunächst sexuellen Verbindung entwickelt sich langsam auch eine emotionale. Craig Boreham erzählt ein sexpositives, queeres Liebesdrama mit expliziten Szenen, aber ohne große Worte. Diejenigen, die aber fallen, sind bedeutsam.

Maria träumt

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Josef Grübl: Sie wische immer alles zweimal, sagt die Mittfünfzigerin Maria, so wurde sie zur unentbehrlichen Haushaltshilfe für eine ältere Dame. Als diese stirbt, ist Maria (Karin Viard) ihren Job trotzdem los. In einer Kunstakademie wird sie als Putzhilfe angestellt, dort macht sie bei Performances mit, versucht sich als Aktmodell und verguckt sie sich in den grummeligen Hausmeister (Grégory Gadebois). Die Chemie zwischen den Hauptdarstellern stimmt, etwas überraschungsarm kommt diese Underdog-Story von Lauriane Escaffre und Yvonnick Muller trotzdem daher, frei nach dem Motto: Wisch und weg.

Schlachthäuser der Moderne

(Foto: Filmgalerie 451)

Fritz Göttler: Ein neuer Film von Heinz Emigholz, die ruhigen, knappen Bilder seiner Architektur-Reihe "Photographie und jenseits" werden nun kadriert von grimmigen, klotzigen Kommentaren: Wie die radikalen Erschütterungen der modernen Physik und Kunst im Laufe des vorigen Jahrhunderts von der Politik, von diversen Faschismen deformiert, wie die Moderne "geschlachtet" wurde ... Ein argentinischer Architekt baut in den Dreißigern in der Pampa wuchtige Rathäuser, Friedhöfe und Schlachthöfe (den Ursprung des kapitalistischen Reichtums Argentiniens), dagegen steht ein indigener Architekt, der im bolivianischen El Alto mit bunten Bauten feste Formen auflöst. Dazwischen das Berliner Stadtschloss und die Politik von Wilhelm II.. Bei aller Polemik: Die monströsen Friedhöfe und Schlachthäuser entwickeln eine groteske Verspieltheit.

Seaside Special

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Martina Knoben: Die spinnen, die Briten, aber liebenswert sind sie irgendwie doch: Jens Meurer wirft in seiner Doku einen zärtlichen Blick auf diese seltsamen Europäer, verfolgt einen Sommer lang in Cromer, einem Seebad in Norfolk, die Produktion der (angeblich weltweit) letzten "End-of-Pier-Bühnenshow". Der Ort sei ein Mikrokosmos, stellvertretend für ganz Großbritannien, heißt es. 2016 stimmten hier fast zwei Drittel der Wähler für den Brexit. Meurer verfolgt 2019 die Stimmung vor dem endgültigen Austritt, mit viel Zuneigung vor allem auch für die Künstler und ihr Handwerk der klassischen Bühnenunterhaltung. Das ist amüsant, angesichts der politischen Tatsachen aber auch etwas zu gemütlich.

Shotgun Wedding

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Susan Vahabzadeh: Was für ein grandioses neues Genre: der Action-Hochzeitsfilm. Für den zweiten Teil dieser merkwürdigen Kreuzung war Jennifer Lopez immer schon zuständig, diesmal aber holt sie die Knarre raus, zerrt ihren Bräutigam (Josh Duhamel) hinter sich her und befreit ihre Gäste, die auf einer romantisch-einsamen Insel kurz vor Beginn der Feierlichkeiten als Geiseln genommen wurden. Am Ende hängt der weiße Tüll in Fetzen von ihr herab, und weiß ist er auch nicht mehr. Solange man nicht darüber nachdenkt, dass das glückliche Paar am Ende sofort in Therapie müsste, ist Jason Moores Brutalo-Rom-Com ein herrlicher Spaß.

Tara

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Doris Kuhn: Volker Sattel hat über die süditalienische Stadt Tarent eine Dokumentation gedreht, die voll unerwarteter Blickwinkel steckt. Er nähert sich von außen, über den Fluss Tara, er zeigt Orte, als wären sie Geheimnisse. In langen, ruhigen Kameraeinstellungen sieht man Badeplätze im Schilf, die Jugend in der Vorstadt, erst dann erscheint das monströse Stahlwerk, das die Stadt mit Umwelt- und Korruptionsskandalen beherrscht. Mit großem Geschick setzt Sattel nebeneinander Natur und Industrie, Schönheit und Verderben ins Bild, das Wissenswerte dazu erzählen die Menschen, die er trifft.

Rache auf Texanisch

YouTube

Die SZ-Redaktion hat diesen Artikel mit einem Inhalt von YouTube angereichert

Um Ihre Daten zu schützen, wurde er nicht ohne Ihre Zustimmung geladen.

Ich bin damit einverstanden, dass mir Inhalte von YouTube angezeigt werden. Damit werden personenbezogene Daten an den Betreiber des Portals zur Nutzungsanalyse übermittelt. Mehr Informationen und eine Widerrufsmöglichkeit finden Sie untersz.de/datenschutz.

Philipp Bovermann: Ein erfolgreicher Reporter aus New York erhält eine Einladung zu einer Beerdigung in Texas, eine flüchtige Bettbekanntschaft ist gestorben, ihre Familie denkt, die beiden seien ein Paar gewesen. Er spielt mit, weil er eine Geschichte wittert - über Verschwörungsmythen, Amerika, das große Nichts: Der Bruder der Verstorbenen will nämlich das, was angeblich ein Mord gewesen sein soll, rächen, obwohl alles auf eine schnöde Überdosis hindeutet. B.J. Novaks Kinodebüt, in dem er selbst die Hauptrolle spielt, stellt große Fragen und bekommt damit gelegentlich auch etwas Flughöhe - landet dann aber immer wieder bei Hillbilly-Klischees, um sie anschließend entlarven zu können, weshalb sich die Frage stellt, warum wir uns eigentlich mit ihnen beschäftigen müssen und ob ohne sie ein interessanter Film aus dem Stoff geworden wäre.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusJames Cameron und "Avatar"
:Die schlechteste Investition der Filmgeschichte

Das sagt ausgerechnet der Regisseur James Cameron selbst über den neuen "Avatar". Warum er leider recht haben könnte.

Von David Steinitz

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: