Filmstarts der Woche:Welche Filme sich diese Woche lohnen - und welche nicht

Lesezeit: 6 min

Otto Waalkes stolpert als "Catweazle" durch die Gegenwart, in "Percy" legt sich ein Farmer mit dem Großkonzern Monsanto an und "Godzilla vs. Kong" ist gelungenes Popcorn-Kino.

Von den SZ-Kritikern

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100% Wolf

Anke Sterneborg: Da sehnt man sich so lange danach, endlich kein Kind, sondern ein richtiger Werwolf zu sein. Und dann, was für eine Blamage: Am Initiationstag mutiert Teenager Freddy zum weißen Pudel mit rosa Fellkrönchen, Schwanzquaste und Söckchen. Leider sind Alexs Stadermanns Animationshelden nur bonbonbunt niedliche Stereotypen in einer schalen Coming-of-Age- Geschichte, die sich bei Disney-Klassikern und beim Superhelden-Kino bedient.

Catweazle

Otto Waalkes als schrulliger Zauberer Catweazle. (Foto: tobis)

David Steinitz: Ein deutsches Kino-Remake der britischen TV-Serie aus den Siebzigern. Otto Waalkes spielt den Magier Catweazle, den es aufgrund eines Zaubertrick-Malheurs aus dem 11. Jahrhundert in die Gegenwart katapultiert. Der treue Waalkes-Weggefährte Sven Unterwaldt inszeniert diesen Kulturschock als sympathischen Kinderfilm mit einer wohldosierten Menge Otto.

Conjuring 3: Im Bann des Teufels

Geisterjäger, keine unbedingt angenehme Profession. (Foto: Fantasy-Filmfest)

Nicolas Freund: Wenn vor Gericht regelmäßig auf Gott geschworen wird, warum sollte man sich dann als Verteidiger nicht auch auf den Teufel berufen können? Der junge Arne hat seinen Vermieter erstochen. Die Erklärung für den Mord: Er war leider besessen. Aber das muss erst mal bewiesen werden. Die Spuk-Abenteuer des sympathischen Geisterjäger-Pärchens Ed und Lorraine Warren gehen in die dritte Runde und wüsste man es nicht, würde man kaum merken, dass Michael Chaves die Regie von James Wan, dem Erfinder der Horror-Reihe übernommen hat. Alles ist wie immer bis in die letzte Kameraeinstellung mit einer fiesen Lust am Grusel inszeniert.

Courage

Sonja Zekri: Drei Künstler, ein Theater, eine Revolution. Aliaksei Paluyan wird mit seinem Dokumentarfilm genauso fortgerissen vom Aufstand in Belarus wie seine Protagonisten, die Theatermacher Denis, Maryna, Pavel. Mehr als einmal standen die Dreharbeiten vor dem Abbruch. Bis heute ist es nicht ungefährlich, den Film zu zeigen. "Courage" ist ein Zeitdokument, ist "history in the making". Ein Rausch.

Godzilla vs. Kong

"Godzilla vs. Kong" steht auf Platz eins der deutschen Kinocharts, vor Peter Hase und Otto Waalkes. (Foto: AP/Warner)

David Pfeifer: King Kong gegen Godzilla, das ist ein altes B-Film-Duell aus der Ära der 70er-Jahre-Monster-Trash-Filme. Im Jahr 2021 werden die Viecher von Adam Wingard noch mal aufeinandergehetzt und sogar Mechagodzilla bekommt einen Gastauftritt. Es geht irgendwie um die Rettung der Menschheit, in Wahrheit aber um eine möglichst spektakuläre Zerstörungsinszenierung. Wenn man nicht mehr erwartet, wird man darüber hinaus mit einigen schönen Auftritten und gelungenen Gags belohnt. Feines Blockbuster-Popcorn-Kino. Am besten im Autokino oder im Imax ansehen.

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Ich bin dein Mensch

Kathleen Hildebrand: Backen lassen kann man ihn sich nicht, den perfekten Mann. Wohl aber programmieren. Die Altertumsforscherin Alma (Maren Eggert) testet in Maria Schraders Sci-Fi-Romanze einen Partner-Roboter, der auf sie persönlich zugeschnitten ist. Tom (Dan Stevens) macht erst mal wirklich alles falsch, vergleicht ihre Augen mit Bergseen, macht Sektfrühstück und ordnet ihre Bücherregale neu. Doch dann lernt sein Algorithmus dazu und Alma muss entscheiden, wie viel Künstlichkeit die Liebe verträgt. Ein melancholischer Sommerfilm, hinter dessen Fassade es philosophisch brodelt.

In The Mood For Love (WA)

Philipp Stadelmaier: Gut, dass Wong Kar-Wais digital restaurierter, melancholisch-stilvoller Klassiker aus dem Jahr 2000 die Neueröffnung der Kinos begleitet. Weil man so die zarte Romanze zwischen Herrn Chow und Frau Chan im Hongkong der Sechzigerjahre, die regennassen Abstiege zu Suppenküchen, den schweren Rauch der Zigaretten von Tony Leung und die edlen Kleider von Maggie Cheung noch einmal auf der großen Leinwand bewundern kann.

Judas and the Black Messiah

Andrian Kreye: Der Film erzählt die wahre Geschichte des schwarzen FBI-Informanten Bill O'Neill. Der schaffte es 1968, sich bei der Black Panther Party in Chicago als Chauffeur des Anführers Fred Hampton einzuschleusen. Shaka King inszeniert die Geschichte vom Verrat in der Protestbewegung so grandios als Thriller, dass es haufenweise Preise gab. Und im Subtext erklärt der Film, warum sich die Wut in Amerika im vergangenen Sommer so heftig in der "Black Lives Matter"-Bewegung entlud.

Landretter

Fritz Göttler: Kein nostalgisches Landflucht-Lamento, der Film von Gesa Hollerbach erzählt in gelassenen Bildern von Menschen, die aktiv werden dagegen. Eine Bäuerin, die im Europaparlament in Brüssel gegen landgrabbing kämpft, die Spekulation mit großen Bodenflächen. Die Schulrebellen, die in Sachsen gegen die Schließung einer Mittelschule kämpfen. Und dann Großmugl, das schwarze Loch nahe Wien, wo man - keine Lichtverschmutzung! - mit bloßem Auge die Milchstraße sehen kann. Das soll die Unesco zum Teil des Weltkulturerbes erklären, so kämen zum ersten Mal Land und Weltraum zueinander.

The Longest Wave

Anke Sterneborg: Berufsbezeichnung "Professional Waterman". Über Jahre begleitet der oscarnominierte Dokumentarfilmer Joe Berlinger den legendären Windsurfing-Pionier Robby Naish, der wie ein Redford der Wellen wirkt. Natürlich gibt es die spektakulären Blicke in die Welle und durch kilometerlange Wassertunnel. Spritzende Gischt, lockendes Türkisblau und den Adrenalinrausch auf dem Brett. Zugleich vermittelt der Film das quälende Warten - auf Gepäck, auf Heilung nach einem Unfall, aufs richtige Wetter und die längste Welle. Und die Midlife Crisis eines noch immer fitten Mannes, der schon mit 13 Jahren zum ersten Mal World Champion war und mit 52 an seine physischen Grenzen kommt.

Monster Hunter

Fritz Göttler: Captain Artemis führt einen kleinen Trupp Rangers, der in der Wüste eine verlorene Patrouille sucht, und dabei durch einen Riss in eine andere Welt rutscht, in der grässliche Monster dominieren. Milla Jovovich ist Artemis, im neuen Film ihres Mannes Paul W. S. Anderson, mit dem sie die erfolgreiche "Resident Evil"-Serie gemacht hat. Auch "Monster Hunter" basiert auf einem Videospiel, in das Anderson seit vielen Jahren begeistert sich versenkt. Der Film lebt von den fantastischen weiten Landschaften mit ihren Felsformationen und Ruinen, ein riesiges Monstergerippe inklusive. Das Team ist für eine kurze Zeit eine wunderbare Einheit, die Ranger sagen abwechselnd Boss oder Ma'am zu Artemis.

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Nobody

Tobias Kniebe: Ein Vorstadt-Familienvater mit Frau und zwei Kindern wird nachts von Einbrechern überfallen, scheut vor Gegengewalt zurück und fühlt sich danach unzulänglich. Es folgt aber kein Psychogramm eines Nobodys, sondern eine hemmungslose Feier des Zurückschlagens von Ilya Naishuller und Derek Kolstad, dem "John Wick"-Erfinder. Bob Odenkirk, das Anwaltswiesel aus "Breaking Bad" und "Better Call Saul", ging hier mit fast 60 noch mal ins Training, um als wiedererweckte, im Staatsdienst ausgebildete Killermaschine die halbe Russenmafia Amerikas plattzumachen. Zielt simpel aber sehr effektiv auf den Abbau von Corona-Aggressionen.

Nomadland

Frances McDormand und David Strathairn in "Nomadland". (Foto: dpa)

Juliane Liebert: Der diesjährige Oscargewinner ist kein Film, auf den sich viele Zuschauer einigen können. Er erzählt das Leben der in Wohnwagen lebenden amerikanischen Arbeiter durch die Augen der 61-jährigen Fern, gespielt von Frances McDormand. Sie hat ihren Mann und ihre Heimatstadt verloren und fährt mit ihrem Auto durch die Weiten Amerikas, von Job zu Job, von Begegnung zu Begegnung. Chloé Zhaos Film erzählt davon, was es bedeutet, (k)ein Zuhause zu haben.

Percy

Martina Knoben: Gentechnik, Glyphosat und die Gier der Konzerne: Christopher Walken spielt Percy Schmeiser, einen Saatgut-Züchter, der sich mit dem Großkonzern Monsanto anlegt. Der Film basiert auf einer wahren Geschichte, Schmeiser wurde zur Symbolfigur der Anti-Gentechnikbewegung und zum Vorbild für unabhängige Landwirte, nachdem er sich durch alle Instanzen gegen den Agrochemie-Riesen behaupten konnte. Clark Johnson inszeniert die David-gegen-Goliath-Story so zurückhaltend solide, wie es zu seinem bodenständigen Helden passt.

Peter Hase 2

Ana Maria Michel: Als rücksichtsloser Angeber wurde Peter Hase nach Will Glucks erstem Film kritisiert, der auf Beatrix Potters Kinderbuchklassiker basierte. Nun hinterfragt er seinen Charakter, denn er soll als "böse Saat" seiner Hasenfamilie vermarktet werden. Auch sein menschlicher Ersatzvater hält nicht viel von ihm. Zur Selbstfindung schließt sich Peter einer Bande an - und bringt die anderen computeranimierten Tiere aus seinem Garten in Gefahr. Ein Großstadt-Abenteuer mit viel Action und noch mehr Slapstick.

Possessor

Nicolas Freund: Es könnte das perfekte Verbrechen sein: Tasya Vos übernimmt per Implantat die Kontrolle über ahnungslose Menschen und erledigt in den fremden Körpern Auftragsmorde. Einziges Problem: Tasya kann immer schlechter zwischen sich selbst und den von ihr kontrollierten Menschen unterscheiden. Brandon Cronenberg, Sohn des Verschmelzungs-Horror-Meisters David Cronenberg, hat eine Art Update von Papas "Die Fliege" gedreht, das aussieht, als hätte jemand "Inception" mit einem Kunstfilmarchiv zusammengeschnitten. Ein blutiger, psychedelischer Trip mit vielen Seitenhieben auf die Tech-Industrie.

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Rosas Hochzeit

Doris Kuhn: Die Schneiderin Rosa lebt in Valencia, ist 45 Jahre alt und wird von jedem ausgenutzt. Egal ob Vater, Geschwister, Liebhaber oder die Kostümbildnerin, mit der sie arbeitet, alle lassen Rosa springen anstatt selbst etwas zu tun. Regisseurin Icíar Bollaín nimmt den Moment, in dem Rosa sich zum ersten Mal zur Wehr setzt und verfilmt den Zeitraum, bis ihr Protest tatsächlich Gehör findet. Diese Strecke füllt sie mit lautem spanischem Trubel, in dem diverse Probleme der Selbstbestimmung mal fröhlich, mal verzweifelt anklingen.

Der Spion

Josef Grübl: Vergiftungen und Entführungen gehören zum Standardrepertoire russischer Machthaber, so auch in diesem Thriller von Dominic Cooke. Erzählt wird die auf wahren Begebenheiten beruhende Geschichte eines Londoner Geschäftsmanns (Benedict Cumberbatch), der sich im Moskau der Sechzigerjahre mit einem russischen Geheimdienstmitarbeiter (Merab Ninidze) trifft. Die beiden werden Freunde, was aber nicht lang unentdeckt bleibt. Das ist so spannend und nah an den Figuren erzählt, dass man der Sixties-Spionage-Story gerne folgt.

The Trouble With Being Born

Annett Scheffel: Ein schickes Haus am Stadtrand von Wien. Vater und Tochter verbringen einen vermeintlich unbeschwerten Sommer. Bald kriecht ein leises Grauen hervor. Denn das zehnjährige Mädchen ist kein echter Mensch, sondern ein Androide, und der Vater scheint sexuelle Gefühle für sie zu hegen. Der zweite Spielfilm der österreichischen Regisseurin Sandra Wollner ist weniger Familiendrama als die Dystopie einer nahen Zukunft. Ein Film der Andeutung, der unausgesprochenen Sehnsüchte und menschlichen Selbstbespiegelungen, der mutig von dem erzählt, was uns abstößt.

Vor mir der Süden

Anke Sterneborg: Im Fiat 500, von Ventimiglia bis Triest, rund 8000 Kilometer um Italien herum. Ein Roadmovie, das nicht den italienischen Toskana-Traum im Norden zeigt, sondern Not und Landflucht im Süden, im imaginären Dialog mit Pasolini als Bruder im Geiste. Im Off dessen poetische Beschreibungen aus dem Reisetagebuch von 1959, im Bild das heutige Italien, in dem Pepe Danquart immer wieder ins Gespräch kommt, mit Einheimischen und Migranten, mit Fischern, Hafenarbeitern, Bauern, Schneidern, über Armut und Ausbeutung, über Massentourismus und Konsum.

© SZ vom 01.07.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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