Filmstarts der Woche:Welche Kinofilme sich lohnen und welche nicht

Elle Fanning überzeugt in ihrer Transgender-Rolle in "Alle Farben des Lebens" und Kevin Spacey mimt in "Elvis & Nixon" mal wieder einen Präsidenten. Die Kinostarts der Woche.

Von den SZ-Filmkritikern

Alle Farben des Lebens

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(Foto: dpa)

Ray/Ramona ist transgender, ihre Mutter straight, Oma lebt seit Jahrzehnten mit einer Partnerin zusammen. In ihrer Komödie porträtiert Gaby Dellal einen kunterbunten Frauenhaushalt in New York und damit ein Milieu, das neuerdings gern als "Blase" bezeichnet wird. Das ist freundlich ironisch, mit viel Gespür für Pointen und Tempo. Sehenswert sind vor allem auch die Darstellerinnen: Elle Fanning, Naomi Watts, Susan Sarandon und Linda Emonds spielen die Mitglieder dieser Familien-WG, in der wenig normal ist, wie es im Film heißt, aber vieles authentisch.

Elvis & Nixon

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(Foto: STEVE DIETL; © Steve Dietl / Amazon Studios & Bleecker Street)

Zwischen den ungleichen Stars aus Politik und Pop kam es im Winter 1970 zu einer Begegnung, die Indie-Regisseurin Liza Johnson zwischen beißender Politsatire und funkelnder Celebrity-Farce raffiniert weiterspinnt. Kevin Spacey reichert seinen fiktiven "House Of Cards"- Präsidenten mit ein paar ziemlich guten Nixon-Manierismen an und Michael Shannon profitiert davon, dass er äußerlich keinerlei Ähnlichkeiten mit dem King hat. Es reicht völlig, die staunende Schockstarre in den Gesichtern der Menschen zu sehen, vor denen er unvermittelt auftaucht.

Eat that Question - Frank Zappa

3 / 12
(Foto: epd)

Mit seiner Dokumentation hält es Thorsten Schütte so, wie Zappa es selbst getan hat: Er traut seinem Publikum viel zu und nährt sich dem Rockmusiker, Avantgardisten und Gesellschaftskritiker ausschließlich über clever montierte Konzert- und Interviewaufnahmen. Zappa spricht über Zappa, keine Kommentare, keine Einordnung von außen. Wer es vorher nicht war, ist hinterher immer noch kein Zappa-Auskenner - aber seinem rasenden Geist sehr nah gekommen.

Jacques - Entdecker der Ozeane

4 / 12
(Foto: © Jean-Marie Leroy)

Jacques, das ist Jacques Cousteau, der große französische Meeresforscher und Taucher auf seinem Schiff Calypso, der mit erregenden Filmen in Kino und Fernsehen weltbekannt wurde, zwischen Frankreich und Feuerland. Lambert Wilson spielt ihn im Film von Jerome Salle, er hat eine Menge Kilo abgespeckt für den knochigen Commandant. Die Weite des Universums und die Bedeutungslosigkeit des Menschen darin faszinieren Cousteau, sein Familienleben mit Frau und Söhnen aber verpatzt er. Der Film nimmt die mythische Figur auf, die der große Kritiker Andre Bazin Mitte der Fünfziger im Schöpfer der ´Welt des Schweigens` erkannte - den Ikarus.

Das Land der Erleuchteten

5 / 12
(Foto: Pieter-Jan De Pue)

Ein Spielfilm im Doku-Gewand. Man sieht das Pamir-Gebirge in berauschenden Bildern, mittendrin eine Bande von Kindern. Sie schmuggeln Opium oder Lapislazuli über die Grenzen und kriegen Waffen dafür; sie sammeln Kriegsmüll zum Verkauf, Landminen darunter. Dazwischen kampieren Reste der US-Armee, es ist 2014. Die Soldaten verstehen nichts von dem, was sie sehen: Pieter-Jan De Pue zeigt Afghanistan als Ort der Postapokalypse, nur Leere, Poesie und Gewalt.

Office Chistmas Party

6 / 12
(Foto: © 2016 Constantin Film Verleih GmbH)

Nach einer Idee der "Hangover"-Erfinder inszenieren Josh Gordon und Will Speck diese derbe Komödie über eine sympathische Großraumbüroclique, die ihre Arbeitsplätze durch eine Monsterweihnachtsparty retten will. Mit einer Orgie aus Kunstschnee, Schnaps und kurzen Röckchen wollen sie einen reichen Investor für ihre Firma begeistern. Und wie bei jeder anständigen Firmenfete gilt: Wenn man selbst nicht besoffen ist, zieht es sich hinten raus etwas.

Right Now, Wrong Then

7 / 12
(Foto: © Grandfilm)

Ein Regisseur fährt zu einer Filmvorführung in eine Kleinstadt und trifft eine junge Malerin. Mehr braucht der koreanische Meister Hong Sang-soo nicht, um zwei Stunden zu füllen - mit zwei Variationen derselben Begegnung. In der einen verbarrikadiert sich der Regisseur hinter vielen Worten, in der zweiten ist er offen und direkt - und bleibt dennoch opak. In beiden wird viel getrunken. Zusammen sind sie großes Kino.

Safari

Beim Drehen dieses Films WURDEN Tiere verletzt. Diesen Warnhinweis, der die üblichen Beteuerungen des Hollywood-Kinos umdreht, müsste "Safari" eigentlich vorangestellt werden. Und eben nicht nur verletzt, sondern getötet. Ulrich Seidl filmt das Leben in einer privaten Safari-Logde in Namibia, wo Besitzer und Gäste zur Lust auf Grosswildjagd stehen. Vom sterbenden Wasserbock über die Giraffe im Todeskampf bis zum Zerlegen der Beute lässt er nichts aus - Tierfreunde müssen dringend gewarnt werden. Und wenn man dann noch weiss, wie stark Seidl normalerweise inszenierend ins Geschehen eingreift, vertieft sich das Unwohlsein an diesem Film.

Salt and Fire

8 / 12
(Foto: © Potemkine Films)

Die UN werden ganz schön sauer sein, dass Dr. Laura Sommerfeld entführt wurde in Bolivien, wo sie eine Salzsee-Katastrophe untersuchen soll. Der Entführer ist der Verursacher, verkörpert von Michael Shannon. Veronica Ferres versucht sich als Laura, und ihr stehen wunderliche Perspektiven und Begegnungen bevor. Werner Herzog versucht wieder Grenzen zu überschreiten und landet bei seinen Anfängen, in der Wüste, wartend auf Aliens. Großes anamorphotisches Kino, mit jeder Bewegung, die der Film unternimmt, ändert sich sein Anblick.

Schubert in Love

9 / 12
(Foto: © Wild Bunch Germany)

Die Kunstfigur, die Olaf Schubert mit seinen Gaga-Tölpeleien und Wortverstolperungen erschaffen hat, funktioniert auf der Comedy-Bühne prächtig. Auf der Leinwand aber gar nicht! Da offenbart sich das "Wunder im Pullunder" aus Dresden als Ausbund an Peinlichkeit und Vulgarität, wenn er unter Lars Büchels Regie einen Sozialarbeiter mimen, den polternden Papa (Mario Adorf) ertragen und auf Freiersfüßen wandeln soll.

Sing

10 / 12
(Foto: © Universal Pictures International France)

Die Macher der "Minions" laden zur Castingshow, damit ein knuffiger Koala sein heruntergewirtschaftetes Theater retten kann. Anders gesagt: Es geht um süße, singende Tiere. Die Popmusik und die Geschichtchen der Casting-Kandidaten sind nur Retorte, machen aber trotzdem Laune. Außerdem mögen Kinder Vertrautes und Furzwitze, und der Animations-Musicalfilm von Garth Jennings hat beides.

Die Vampirschwestern 3 - Reise nach Transsilvanien

11 / 12
(Foto: © 2016 Sony Pictures Releasing GmbH / Kerstin Stelter)

Spielfreude, Witz und das familienfreundlichste Vampir-Universum. Als karnevaleske Gaudi präsentiert Tim Trachte das dritte Kinoabenteuer nach Franziska Grehms Bestsellerreihe. Ohne Blutsauger-Gruselei. Selbst die Fürstin der Finsternis zeigt ein mitfühlendes Herz, wenn die Teenie-Vampirschwestern (zauberhaft: Marta Martin, Laura Roge) ihren kleinen Bruder aus dem grandios gespenstischen Schloss befreien müssen.

Das Wunder von Lourdes

12 / 12
(Foto: © Kinostar)

Ein schönes Mädchen aus einfachen Verhältnissen versetzt das kleine Dorf Lourdes in Aufruhr, als sie behauptet, ihr sei in einer Grotte die Jungfrau Maria erschienen. Im Vergleich mit früheren Verfilmungen von Bernadettes Heiligengeschichte von Henry King oder Jean Delannoy, wirkt die bereits 2011 entstandene Interpretation durch den Fernsehroutinier Jean Sagols blass und konventionell. Das Ringen zwischen Glaube und Wissenschaft kann die unbeirrt salbungsvoll lächelnde Laiendarstellerin Katia Miran mit ihrem Audrey-Hepburn- Augenaufschlag nicht für sich entscheiden.

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