Film:„Wo ist Anne Frank“ - Vorpremiere in Geburtsstadt Frankfurt

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Frankfurt/Main (dpa/lhe) - Am 23. Februar startet der Film „Wo ist Anne Frank“ in den deutschen Kinos, am Samstagabend hatte er bereits Vorpremiere in Frankfurt, der Geburtsstadt von Anne Frank. Der Animationsfilm wurde von dem israelischen Regisseur Ari Folman und Yves Kugelmann vom Baseler Anne Frank Fonds Basel produziert. Auch wenn es um Anne Frank und ihr Schicksal geht, ist die eigentliche Hauptfigur Kitty, die imaginäre Freundin, die Anne Frank in ihrem Tagebuch adressierte. Die Geschichte Anne Franks sollte genutzt werden, um die junge Autorin und ihr Leben nicht nur Kindern ab neun Jahren nahezubringen, sondern ein Bewusstsein für Ungerechtigkeiten zu schaffen, sagte Folman während der Premiere.

Kitty entsteigt „irgendwann in naher Zukunft“ dem Tagebuch und nimmt selbst Gestalt an. Doch das Zimmer im Versteck des Amsterdamer Hinterhauses, in dem sich Anne, ihre Familie und andere verfolgte Juden vor der drohenden Deportation in die deutschen Vernichtungslager versteckten, ist Teil eines Museums geworden. Auf der Suche nach Anne trifft Kitty Jugendliche, die Flüchtlinge unterstützen, die sich vor drohender Abschiebung verstecken. Kitty selbst wird als mutmaßliche Diebin des berühmten Tagebuchs landesweit gesucht. Erst nach und nach begreift sie, dass Anne tot und dank ihres Tagebuchs weltberühmt ist.

„Mir war es wichtig, dass der Film auch die letzten sieben Monate im Leben von Anne Frank zeigt“, sagte Regisseur Folman, dessen Eltern aus dem Ghetto Lodz in derselben Woche nach Auschwitz deportiert wurden wie die Familie Frank aus dem niederländischen Durchgangslager Westerbork.

Angesichts der Altersgruppe, für die der Film gemacht wurde, entschied er sich gegen eine realistische Darstellung der Zustände in Auschwitz und Bergen-Belsen, wo Anne Frank wenige Wochen vor der Befreiung des Lagers gestorben war. So sind die deutschen Besatzer gesichtslose, riesige Gestalten in schwarzen Umhängen mit Helmen, die an Darth Vader erinnern. In den Szenen der Selektion in Auschwitz griff Folman zur Veranschaulichung auf die griechische Mythologie und die Reise in die Unterwelt zurück.

Kittys Begegnung mit den Geflüchteten im zeitgenössischen Amsterdam bedeute keine Gleichsetzung mit dem Schicksal der europäischen Juden im Zweiten Weltkrieg, sagte Folman. Das lasse sich überhaupt nicht vergleichen. Es sei vielmehr darum gegangen, mit der Erinnerung an den Holocaust Sensibilität etwa für Kinder auf der Flucht, in Kriegs- und Krisengebieten zu schaffen.

Der Film führe eindrücklich „die Aktualität der Themen und Fragen, die Anne Frank als junges Mädchen mitten im Krieg beschäftigten, vor Augen“, sagte die Frankfurter Kultur- und Wissenschaftsdezernentin Ina Hartwig vor der Filmpremiere im Cinema-Arthouse Kino. „Das literarische Werk erfährt eine filmische Fortsetzung, die ins Hier und Jetzt führt.“

© dpa-infocom, dpa:230129-99-400069/2

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