Berlin:Dresen: Politik muss sich bei Murat Kurnaz entschuldigen

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Andreas Dresen, Regisseur, spricht. (Foto: Britta Pedersen/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild)

Regisseur Andreas Dresen (58) hat an die Politik appelliert, sich beim früheren Guantánamo-Häftling Murat Kurnaz zu entschuldigen. Kurnaz hatte mehrere Jahre...

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Berlin (dpa) - Regisseur Andreas Dresen (58) hat an die Politik appelliert, sich beim früheren Guantánamo-Häftling Murat Kurnaz zu entschuldigen. Kurnaz hatte mehrere Jahre ohne Anklage in dem US-Gefangenenlager auf Kuba gesessen. Der heutige Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier war in der Zeit Kanzleramtschef und Außenminister. Man könne Unrecht, das geschehen sei, nicht ungeschehen machen, sagte Dresen am Samstag bei der Berlinale, wo er seinen neuen Film „Rabiye Kurnaz gegen George W. Bush“ vorstellte.

Man könne Kurnaz die Jahre nicht wiedergeben und auch seiner Familie die Zeit nicht zurückbringen, sagte Dresen. Es sei aber das Mindeste, dass Politiker, wenn sie Fehler machten, und das im Nachhinein merkten, dies eingestünden. „Dass sie sich mindestens entschuldigen.“ Seiner Meinung nach müsse es eine Entschädigung geben und eine Entschuldigung „auch der deutschen Politik“.

Kurnaz wuchs in Bremen auf und hatte zwischen 2002 und 2006 in Guantánamo gesessen. Dresen sagte, er finde es sehr schade, dass die deutsche Regierung damals nicht auf ein Angebot der Amerikaner im Herbst 2002 eingestiegen sei, Kurnaz freizulassen. Dagegen hatte Steinmeier 2007 jegliches Fehlverhalten zurückgewiesen und betont, es habe bis Anfang 2006 weder ein formelles noch ein informelles Angebot der USA zur Freilassung gegeben.

„Natürlich kann man sagen: Es gab vielleicht politische Gründe. Es war eine sensible Zeit nach dem 11. September“, sagte Dresen. „Ich kann verstehen, dass Politiker auch Fehler machen. Ich mache selber Fehler in meinem Leben, auch in meiner Arbeit“, sagte Dresen.

„Aber wenn man es dann später besser weiß, sollte man zu diesen Fehlern stehen. Und auch den Mut haben und die moralische Größe zu sagen: „Das war falsch. Das tut mir leid“, sagte der Regisseur. „Und diese Geste vermisse ich auch von unserem jetzigen Bundespräsidenten. Und ich würde mir wünschen, dass er vielleicht nochmal darüber nachdenkt.“ Dresen sagte in der Pressekonferenz zudem, mit dem Regierungswechsel unter Kanzlerin Angela Merkel habe es im Fall Kurnaz dann ein Umdenken gegeben.

© dpa-infocom, dpa:220213-99-104211/2

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