Deutsche Sprache:"Fly sein" ist "Jugendwort des Jahres"

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In einer Online-Abstimmung vorab hatte noch "isso" beim "Jugendwort des Jahres" vorne gelegen. (Foto: dpa)
  • "Fly sein" ist "Jugendwort des Jahres".
  • Es wird von einer 20-köpfigen Jury gewählt, in der unter anderem Sprachwissenschaftler, Schüler und Studenten vertreten sind.
  • Die Auszeichnung ist umstritten: Kritiker zweifeln, dass das Jugendwort Entwicklungen in der Jugendsprache adäquat wiedergibt.

"Fly sein" ist das "Jugendwort des Jahres" 2016. Das hat der Langenscheidt Verlag bekanntgegeben. Auf seiner Webseite erklärt der Verlag die Bedeutung des Begriffs mit "besonders abgehen". Die Entscheidung der Jury ist eine kleine Überraschung: In einer Online-Abstimmung vorab, an der sich Internetnutzer beteiligen konnten, hatten sich nicht einmal fünf Prozent für dieses Wort ausgesprochen.

Zur Auswahl standen 30 Begriffe, die zeigen sollen, wie die Jugend von heute spricht. In der Online-Abstimmung lag der Begriff "isso", der Zustimmung oder Betonung signalisieren soll, mit 20 Prozent vorne - gefolgt von "Vollpfostenantenne" als Bezeichnung für einen Selfiestick mit knapp 13 Prozent. Außerdem in der engeren Auswahl: "Hopfensmoothie" (11 Prozent) für Bier, "Bambusleitung" für eine schlechte Internetverbindung, "Tintling" (knapp zehn Prozent) für einen Tätowierten und "Tindergarten" (knapp neun Prozent) als Bezeichnung für eine Sammlung von Kontakten beim Online-Dating.

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"Vong Marketing her" ein irrer Erfolg: das Jugendwort des Jahres. Es ist allerdings häufig kein Wort, das Jugendliche wirklich benutzen.

Kommentar von Bastian Brinkmann

Die 20-köpfige Jury, in der neben Schülern, Studenten und Sprachwissenschaftlern in diesem Jahr unter anderem der YouTuber iBlali und die Bloggerin Livia saßen, ist nicht an die Abstimmung gebunden. Im vergangenen Jahr lag in der Online-Abstimmung das Verb "merkeln" vorne, das soviel bedeutet wie: nichts tun, keine Entscheidung treffen. Die Jury kürte dann aber mit "Smombie" ein Kunstwort aus Smartphone und Zombie, das jemanden beschreibt, der von seiner Umwelt nichts mehr mitbekommt, weil er nur noch auf sein Smartphone starrt.

Die Top 5 der Jury im Überblick:

1) Fly sein

2) Bae ("Bae" ist ein Akronym und steht für "before anyone else" - ein Synonym ist "Lieblingsmensch".)

3) Isso

4) Bambusleitung

5) Hopfensmoothie

Die jährliche Wahl zum "Jugendwort" des Jahres ist eine Werbeaktion des Langenscheidt-Verlags für sein Jugendsprache-Lexikon und nicht unumstritten. Immer wieder werden Zweifel daran laut, ob Jugendliche wirklich diese Begriffe nutzen.

Das sind die Gewinner der vergangenen Jahre:

  • 2014: Läuft bei Dir. Vor zwei Jahren wurde ein ganzer Satz zum "Jugendwort" gekürt. Er ist eine andere Redewendung für "Du hast es drauf!".
  • 2013: Babo. Das Wort bedeutet so viel wie Boss oder Anführer. Der Ausdruck erinnert an den türkischen Begriff Baba (Vater) und wird vor allem in kurdischen Gebieten der Türkei benutzt. Hierzulande bekanntgemacht hat den Begriff der deutsch-kurdische Rapper Haftbefehl aus Offenbach - mit seinem Lied "Chabos wissen wer der Babo ist".
  • 2012: Yolo. Das Akronym steht für "You only live once" - eine Aufforderung, alle Chancen auf Erlebnisse zu nutzen.
  • 2011: Swag. Der US-amerikanische Ausdruck bezeichnet eine "beneidenswerte, lässig-coole Ausstrahlung" oder eine "charismatisch-positive Aura". Wörtlich übersetzt bedeutet "to swagger" stolzieren, prahlen oder schwadronieren, "swaggerer" heißt Aufschneider oder Angeber.
  • 2010: Niveaulimbo. Mit dem Begriff beschrieben Jugendliche 2010 das Absinken des Niveaus beispielsweise im Fernsehprogramm, bei Partys oder in Gesprächen.
  • 2009: Hartzen. Das an Hartz IV angelehnte Wort kann so etwas wie rumhängen oder auch arbeitslos sein heißen.
  • 2008: Gammelfleischparty. Das erste "Jugendwort des Jahres" ist eine wenig schmeichelhafte Bezeichnung für eine Ü-30-Party.
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