Cynthia Fleury: "Hier liegt Bitterkeit begraben":Der Reiz des Leids

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Cynthia Fleury, geboren 1974 in Paris, ist Professorin für Geisteswissenschaften und Gesundheit am Conservatoire National des Arts et Métiers in Paris und Professorin für Philosophie am Hospital Sainte-Anne der GHU Paris für Psychiatrie und Neurowissenschaften. (Foto: Francesca Mantovani/Gallimard/Suhrkamp)

Ein Buch, mitten hinein in das drängendste Problem unserer Zeit: "Hier liegt Bitterkeit begraben. Über Ressentiments und ihre Heilung" von der französischen Philosophin Cynthia Fleury.

Von Nils Minkmar

Im Deutschen funktioniert der Dreiklang nicht, der im Französischen auch eine Trias an Bedeutungen auffächert: Ci-gît l'amer steht auf dem Titel der französischen Ausgabe. Die ersten beiden Wörter klären den Kontext, denn so etwas steht nur auf einem Grabstein. Aber an was für einem Grab stehen wir? Wen oder was gilt es, zu Grabe zu tragen? Wenn man es ausspricht, kann l'amer - das Bittere ­- auch auf andere Schreibweisen passen und folglich auch andere Bedeutungen annehmen. Möglicherweise liegt also nicht die Bitterkeit begraben, sondern eher la mère, die Mutter, oder gar das Meer - la mer. Phonetisch ist es nicht zu unterscheiden und eignet sich beispielsweise für einen Wortwitz unter Psychiatern: Was gilt es nun zu beerdigen - die Verbitterung, die Sehnsucht nach dem Meer oder die Mutter?

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