Corona-Politik:Die Schicksalsgemeinschaft

Coronavirus: Einkaufsstraße in Köln während der Corona-Pandemie

Der Einzelne und das große Ganze: Menschen mit Masken sind in Köln unterwegs.

(Foto: Marius Becker/dpa)

In der Pandemie werden wir nicht als Individuen wahrgenommen, sondern als Teile einer gesellschaftlichen Gruppe. Das birgt Gefahren: Verwundbar und verwundet ist jeder Einzelne auf seine Weise.

Von Hilmar Klute

Der Schriftsteller Wilhelm Genazino hat seine Dankesrede zur Verleihung des Bremer Literaturpreises im Jahr 1990 so überschrieben: "Abstand gibt es nicht im Sonderangebot". Es ist ein Text für unsere Tage, weil er unsere gegenwärtige Verfasstheit, die sich mehr und mehr in Richtung Fassungslosigkeit verschiebt, zur Sprache bringt. Es geht in diesem Essay, wie ja auch in den Romanen Genazinos, um das schwer in Einklang zu bringende Verhältnis des subjektiven Fühlens zum Mehrheitsempfinden. Zur Zeit, da Genazino seinen Aufsatz schrieb, war diese Diskrepanz ein Problem einiger weniger, möglicherweise besonders sensibler Naturen. Heute ist sie die Regel. Sie ist exakt das, was wir in der nun eingefahrenen, an Perspektiven täglich ärmer werdenden Gegenwart erleben, nämlich nicht als Einzelner wahrgenommen zu werden, sondern immer in unserer vermeintlichen Zugehörigkeit zu einer gesellschaftlichen Gruppe.

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