Comic:Ohne Rücksicht auf Verluste

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"Gung Ho" ist das Motto in diesem Action-Comic von Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg

Von Christoph Haas

Illustration aus Thomas von Kummant, Benjamin von Eckartsberg: Gung Ho. CrossCult Verlag (Foto: N/A)

In naher Zukunft: Die Welt ist untergegangen. Schuld daran sind weder ein gigantischer Meteoriteneinschlag noch Zombie-Horden, sondern die "Reißer", eine bösartige neue Tierart, die wie eine Mischung aus Gibbonaffe und Eisbär aussieht. Zunächst global in abgeschiedenen Regionen aufgetreten, ist ihr in kurzer Zeit gelungen, die Zivilisation zu zerstören. Die überlebenden Menschen haben sich mühsam in befestigten Städten und Siedlungen verschanzt und sind stets in Gefahr, von einer "weißen Flut" ihrer blutdürstigen Feinde attackiert zu werden.

Wie in anderen Postapokalypse-Serien droht die Gefahr hier nicht nur von außen, sondern auch von innen, durch das wölfische Verhalten der Menschen untereinander

In eine dieser Siedlungen, nach einem John-Ford-Western "Fort Apache" genannt, kommen die Brüder Zack und Archer, 16 und 18 Jahre alt. Wegen unbotmäßigen Verhaltens sind sie aus einem städtischen Waisenhaus geflogen und sollen auf Linie gebracht werden. Das allerdings gestaltet sich als schwierig, speziell bei Archer. Denn "Gung Ho", der Titel des Comics, könnte auch sein Lebensmotto sein: Der aus dem Chinesischem verballhornte amerikanische Slangausdruck bedeutet soviel wie "hitzköpfig" oder "ohne Rücksicht auf Verluste".

Wie in anderen Postapokalypse-Serien droht die Gefahr hier nicht nur von außen, sondern auch von innen, durch das wölfische Verhalten der Menschen untereinander. Archer gibt den großmäuligen, kleinkriminellen Aufreißer, ist im Grunde aber kein schlechter Kerl. Anders schaut es bei Holden aus, dem Anführer einer Jugendgang, deren enthemmtes Verhalten an William Goldings Roman "Der Herr der Fliegen" erinnert. Nicht viel besser sind einige der Erwachsenen, allen voran Bagster, der Verwalter der Vorratshalle, der seine privilegierte Position skrupellos ausnutzt, um sich weibliche Teenager sexuell gefügig zu machen.

Thomas von Kummant und Benjamin von Eckartsberg entwerfen eine komplexe Welt und streifen mitunter auch moralische Fragen. Ihr Fünfteiler ist für ein älteres jugendliches Publikum bestimmt. Zwar gibt es blutige Action, die Gewaltexzesse, wie sie etwa für "The Walking Dead" typisch sind, fehlen aber. "Gung Ho" ist kein Horror, sondern ein Abenteuercomic. "Fort Apache", idyllisch an einem See gelegen, hat fast etwas von einem Ferienresort, und die jugendlichen Protagonisten besitzen alle Model-Qualitäten. Visuell am eindrucksvollsten sind die Landschaftsbilder, vor allem wenn es sich um dunsterfüllte Dämmerungsszenen handelt (ab 16 Jahren).

Thomas von Kummant, Benjamin von Eckartsberg (Text und Zeichnungen): Gung Ho, fünf Bände. CrossCult Verlag, Ludwigsburg 2014 - 2021. Jeweils 88 - 104 Seiten, 22 oder 25 Euro.

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