Cello-Sonaten:Hinreißend sicher

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Sol Gabetta & Bertrand Chamayou im Prinzregententheater

Von Harald Eggebrecht, München

Die Cello-Sonaten von Claude Debussy, Francis Poulenc und Sergei Rachmaninow erfordern unbegrenzte Klangfarbenfantasie, rhythmische Akkuratesse, untrüglichen Sinn für Hell-Dunkel-Kontraste, Geistesgegenwart im Phrasieren und Präsenz des Kantablen, ohne sich zu Sentimentalität und Pseudoromantik hinreißen zu lassen.

Sol Gabetta und Betrand Chamayou zeigten, wie dergleichen gelingt, wenn nicht wie bei Adhoc-Duos der Zufall großer Namen regiert, sondern zwei schon seit längerem eine fruchtbare, musikalisch intensive Partnerschaft pflegen. Debussys Sonate, ein Wunder an Knappheit der Motivik, rhythmischer Präzision, an Trennschärfe zwischen Licht und Schatten und am jähen Erscheinen und Verschwinden von spanisch Melodiehaftem, gelang als Anfangsstück noch etwas zu weich konturiert und nicht ganz in jener kristallinen Härte, die das einzigartige Stück verlangt. Poulencs viersätzige Sonate, 1940 begonnen und erst 1948 vollendet, nachdem Pierre Fournier Poulenc bei der Cellostimme entscheidende Tipps gab, wurde zum geistreichen Reigen unterschiedlicher Charaktere, vom fast karikaturhaften Marsch des Kopfsatzes über die wunderbar ruhig ausgesungene Cavatine zur witzig-ironischen Tanzeinlage des "Ballabile" hin zum virtuosen, dabei klar durchdachten Finalerausch. Gabetta und Chamayou waren sich hinreißend sicher beim gegenseitigen Frage- und Antwortspiel dieser wendungsreichen, ihre Effekte nie überanstrengenden und daher im besten Sinne amüsanten Musik.

Sol Gabettas Ton strahlt inzwischen eine besondere Wärme aus, ohne an agiler Quicklebendigkeit verloren zu haben. Bertrand Chamayou, das zeigte sich besonders nach der Pause bei Rachmaninows ausladender Sonate, achtet inzwischen hellwach auf die Gefahren, das Cello zu übertönen oder in Rachmaninows Klavierfluten ertrinken zu lassen. So wurde es eine weit ausgreifende Reise in jenes Reich, wo sich gesanglicher Glanz und träumerische Melancholie wundersam treffen. Die Ovationen dankten die beiden mit zwei Stücken aus Manuel de Fallas "Suite populaire espagnole".

© SZ vom 03.12.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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