Schwarz angezogen, mit hellblauer Standard-Papiermaske zum Schutz vor Corona, öffnet im Oktober 2020 Christian Boltanski die Tür. Sein Atelier befindet sich in einem Häuschen, an dem die Nummer fehlt, in einem Winkel des unauffälligen Pariser Vororts Malakoff. In dem großen Raum innen sind auf Kopfhöhe Schnüre gespannt, an denen weiße, schlangenlinienförmige Plastikschläuche hängen. Er probiere gerade etwas herum, sagt er. Das Material hat er vor Kurzem irgendwo gefunden. Links führt eine Stiege nach oben, wo man sitzen und wie im Theater nach unten schauen kann. Hier hängen bekannte Boltanskis. Eine Wand wird von vergrößerten Schwarz-Weiß-Fotos polnischer Säuglinge dominiert.
Zum Tod von Christian Boltanski:"Ich habe meinen Job gemacht"
Lesezeit: 14 min
CB Monumenta, 2010.
(Foto: Didier Plowy)Am Mittwoch starb der französische Künstler Christian Boltanski. Die SZ führte in Paris eines der letzten Interviews mit ihm, im Oktober 2020.
Interview von Johanna Adorján
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