Bill Gates auf der Ted Conference:Nicht mehr lustig

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Verschwörungsmythen sind neu für Bill Gates, deswegen weiß er nicht so recht, damit umzugehen. (Foto: Screenshot TED)

Bill Gates warnte vor fünf Jahren vor der globalen Gefahr der Pandemien. Nun äußert er sich zu den Verschwörungsmythen, die über ihn kursieren.

Von Andrian Kreye

Am Montag war der Digitalmilliardär und Pandemiebekämpfer Bill Gates bei der digitalen Ausgabe des Ideenfestivals Ted Conference zu Gast. Er kehrte also schon zum zweiten Mal während der Pandemie an jenen Ort zurück, an dem die Verschwörungsmythen rund um ihn ihren Anfang nahmen. Vor fünf Jahren hatte er mit einem "Ted Talk" vor der globalen Gefahr der Pandemien gewarnt. Für Wirrköpfe der Beleg, dass er damals "schon was plante". Zum Beispiel einen Impfstoff, um der Weltbevölkerung einen Kontrollchip einzupflanzen.

Die Frage, wie er mit diesen Mythen umgeht, war deswegen schon zwangsläufig. Und weil Bill Gates bei seinem Kampf gegen Seuchen gerade in Zeiten von Donald Trump extrem diplomatisch vorgehen muss, formulierte er sehr vorsichtig: "Bei Microsoft gab es ein paar Kontroversen, aber die hatten wenigstens was mit der realen Welt zu tun. Es gab ja durchaus kartellrechtliche Fragen." Die Verschwörungsmythen seien etwas ganz Neues für ihn. "Mein erster Instinkt war, darüber zu lachen. Aber das ist unangebracht, weil das viel zu ernst ist. Denn solche Mythen werden viele Menschen davon abhalten, sich impfen zu lassen. Aber ich bin unsicher, was ich sagen oder tun soll. Denn egal, was ich sage, es wird die Mythen ja nur noch befeuern."

Auch sonst war die Stunde mit dem sonst so optimistischen Gates bei diesem Gipfeltreffen der Optimisten erstaunlich düster. Es war ein vor allem amerikanischer Blick auf die Pandemie. Gates fürchtet den Herbst, weil er einen Rückfall zu Hunderten, wenn nicht gar Tausenden von Toten für unvermeidlich hält. Weil sich das Verhalten der Menschen eben nicht geändert habe, weil zu wenige Masken tragen, sie zu wenig Abstand halten, weil vor allem die Jüngeren mobiler geworden sind und vermehrt Alte und Schwache anstecken. Weltweit könnten es noch in diesem Jahr Millionen sein. Vor allem in den Entwicklungs- und Schwellenländern.

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Aber das ist Gesellschaftspolitik. Eigentlich redet Gates am liebsten über Innovationen und Lösungen. "Das ist meine Expertise und die meiner Stiftung", wie er sagte. Drei Impfstoffe könnten schon bald Marktreife erlangen. Der Impfstoff der Universität Oxford, den die Firma AstraZeneca zu Selbstkosten vertreiben will, sowie der des Konzerns Johnson & Johnson ließen sich beide skalieren und dann auch bald global anwenden. Die Impfung mit mRNA-Botenstoffen der Biotechfirma Moderna aus Cambridge, Massachusetts, sei schwieriger massenhaft herzustellen und werde deswegen wohl nur in den USA eingesetzt. Außerdem machen ihm Behandlungen mit monoklonalen Antikörpern Hoffnung.

Bill Gates und seine Stiftung arbeiten derzeit vor allem daran, Kapazitäten für die Herstellung von Impfstoffen für ärmere Länder zu schaffen. "Im besten Falle können wir Ende des Jahres anfangen". Das größte Problem der USA bleibe jedoch "die Führung".

© SZ vom 01.07.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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