Zu den großen Momenten fürs Publikum zählen Sängerabsagen in letzter Minute. Dann wird die Spannung oft unerträglich. Absage oder Ersatz? Mit etwas Glück findet sich jemand, singt grandios von der Seite eine Partie, die ein anderer spielt. So jetzt auch in Bayreuth, wo der Oberkritiker Beckmesser in den Wagner-"Meistersingern" last-minute-indisponiert aufgeben musste, und sein Ersatzmann Bo Skovhus in allerletzter Minute antrat. Die Festspielspitze um Katharina Wagner soll gezittert haben, das Publikum war zufrieden. Nun ist Bo Skovhus ein Sänger, der die kompliziertesten Uraufführungen als angemessene Herausforderung sieht, und der, für einen Opernsänger ungewöhnlich, gern Liederabende gibt. Skovhus kommt aus Dänemark, debütierte aber als Mozarts Meisterfrauenverführer Don Giovanni 1988 in Wien. Er lebt dort, weil er von einer Wienerin geheiratet wurde. Obwohl er perfekt Deutsch spricht, nimmt diesem Wikingerhünen niemand den Wiener ab. Skovhus ist einer jener Baritonsänger, die wohltuend nie an den Übermeistersänger Dietrich Fischer-Dieskau erinnern. Er besitzt Witz, erfrischende Nüchternheit und eine sich geschmeidig durch alle Lagen, Farben und Nuancen bewegende Stimme. Skovhus, der so ziemlich alles singt, was seine Stimme hergibt, hat es nie nötig, um die Gunst des Publikums zu buhlen. Er erscheint, singt und siegt, aber dieser Sieg ist immer ein beglückend musikalischer.
Bayreuth:Er kommt, singt und siegt
Der Bariton Bo Skovhus springt in letzter Minute bei den "Meistersingern" ein. Und singt grandios.
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