Ausstellung:„Welt und Heimat“: Jahresschau öffnet im März

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Wolken ziehen über das wiedereröffnete Nolde-Haus. (Foto: Axel Heimken/dpa/Archivbild)

Bauernblumen aus der Heimat hängen neben Orchideen aus der Ferne, Porträts von Menschen aus aller Welt sind neben Menschen aus Noldes Umfeld zu sehen. Ferne und vertraute Landschaften zeigen sich. Die neue Noldeschau will auch die Begriffe Heimat und Welt hinterfragen.

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Neukirchen (dpa/lno) - Was ist Heimat? Welche Bedeutung hat der Begriff für Emil Nolde? Sah der Maler Nolde die Menschen, Blumen, Landschaften zu Hause im deutsch-dänischen Grenzgebiet anders als die auf seinen Reisen? Mit rund 130 Aquarellen, Ölgemälden und Druckgrafiken möchte die 67. Jahresausstellung der Nolde-Stiftung in Neukirchen-Seebüll vom 1. März an neue Perspektiven auf das Werk Noldes aufzeigen. Unter dem Titel „Zurück Zuhause. Emil Nolde - Welt und Heimat“ werde das Werk des farbgewaltigen Künstlers (1867-1956) in all seinen Facetten dargestellt, teilte die Nolde-Stiftung am Montag mit. 56 der Werke werden erstmals in Seebüll gezeigt.

Wie Stiftungsdirektor Christian Ring sagte, bieten die Werke aus allen Motiv- und Themenwelten Noldes dem Betrachter die Möglichkeit, mit „Welt und Heimat“, mit der Landschaft und den Menschen in einen Dialog zu treten und die Bedeutung von „Welt und Heimat“ für uns heute zu hinterfragen.

Nach mehrjähriger Sanierung des Künstlerhauses ist die Jahresausstellung nun wieder an ihrem angestammten Platz zu sehen. Der Rundgang durch das sanierte Wohn- und Atelierhaus beginnt im neuen Eingangsbereich, an den die original möblierten Wohnräume anschließen, die einen Einblick in die Lebenswelt der Noldes erlauben. Im Obergeschoss im Bildersaal - dem Herzstück des Hauses - ist ein Großteil der Jahresschau zu sehen. Im ehemaligen Atelier werden die religiösen Bilder ausgestellt, darunter das Hauptwerk „Das Leben Christi“.

Im Bildersaal und den angrenzenden Kabinetten finden sich Gemälde aus allen Schaffens- und Werkphasen hinweg: frühe norddeutsche Landschaften, Bilder aus Italien und der Südseereise, Blumen- und Figurenbilder aus der Heimat und der Ferne. Nolde sei zutiefst geprägt durch seine Heimat im deutsch-dänischen Grenzgebiet gewesen, von den weiten, hohen Himmeln, den dahin fliegenden Wolken, der stürmischen See, den leuchten Blumen. Nolde habe sich immer als Bauer gefühlt, aus „altem Bauerngeschlecht stammend“. Der Hof seines Vaters liegt in Blickweite Seebülls.

Neben der „Heimat“ im Grenzgebiet spielt aber auch die „Welt“ eine große Rolle in Noldes Werk - und der Schau. Die Wintermonate verbrachten Emil und Ada Nolde in Berlin. Die Stadt sei künstlerisch für Nolde „extrem wichtig“ gewesen, sagte Ring. Dort traf er auch andere Künstler, Sammler und Galeristen. Aber er habe nie heimatliche Gefühle für die Großstadt entwickelt, ist Ring überzeugt. Dies lasse sich auch aus Zitaten Noldes wie Berlin sei Ersatz oder „die Großstadt zieht einem das Mark aus den Knochen“ ableiten. Auch auf Reisen in andere Länder begeben sich die Noldes immer wieder, um dann wieder nach Alsen, Utenwarft oder Seebüll zurückzukehren.

Ein Ausstellungsteil widmet sich Porträts von Nolde. Die Südseedarstellungen des Expressionismus würden seit Langem auf kolonialistische Aspekte und den möglichen rassistischen Charakter der Porträts befragt, sagte Ring. Nolde habe die Folgen des Kolonialismus auf die indigenen Völker kritisiert, den Kolonialismus an sich aber nicht in Frage gestellt.

„Mir war es wichtig, die ganze Spannbreite aufzufächern“, sagte Ring: Nicht nur die Porträts von Menschen aus der Südsee zu zeigen, sondern auch Bildnisse, die er beispielsweise in Spanien, in Japan, in Russland angefertigt hat. Oder von ihm vertrauten, bekannten Menschen aus seinem direkten Umfeld. Beim Blick auf die Werke könne jeder Betrachter selbst für sich feststellen, ob es Unterschiede in der Darstellung der Menschen, ob es Auf- oder Abwertungen gebe.

© dpa-infocom, dpa:230227-99-758626/3

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