Antisemitismus:BMG stoppt Zusammenarbeit mit Rappern Kollegah und Farid Bang

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Nach umstrittenem Song-Text in der Kritik: Die Rapper Kollegah und Farid Bang (Foto: Getty Images)
  • Das Musikunternehmen BMG hat die Zusammenarbeit mit den beiden Rappern Kollegah und Farid Bang vorerst gestoppt.
  • BMG hatte in Kooperation mit zwei Musiklabels das umstrittene Album "Jung Brutal Gutaussehend 3" der beiden Künstler veröffentlicht.
  • Eine Textzeile hatte heftige Kritik und eine Debatte um Antisemitismus ausgelöst.

Wegen der Debatte um Antisemitismus nach der Echo-Auszeichnung für ein Rap-Album will die Plattenfirma BMG die Zusammenarbeit mit den beiden Rappern Kollegah und Farid Bang vorerst einstellen. "Wir hatten den Vertrag über ein Album. Jetzt lassen wir die Aktivitäten ruhen, um die Haltung beider Parteien zu besprechen", sagte Vorstandschef Hartwig Masuch am Donnerstag der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. "Wir entschuldigen uns bei den Menschen, die sich verletzt fühlen", sagte Masuch weiter.

BMG hatte in Kooperation mit zwei Musiklabels das umstrittene Album "Jung Brutal Gutaussehend 3" der beiden Künstler veröffentlicht. Es enthält auf einer Bonus-Disc einen Song mit der Textzeile "Mein Körper (ist) definierter als von Auschwitz-Insassen". Die Musiker waren in der vergangenen Woche für das Werk mit dem Musikpreis Echo ausgezeichnet worden. Politiker, Künstler und Vertreter jüdischer Institutionen hatten es als antisemitisch eingestuft.

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In einer Stellungnahme hatte sich BMG zunächst hinter die Rapper gestellt. "Wir nehmen Künstler und künstlerische Freiheit ernst, und wir sagen unseren Künstlern nicht, was ihre Texte enthalten sollten und was nicht", teilte die Tochter des Medienunternehmens Bertelsmann noch am Mittwoch auf Anfrage in Berlin mit.

Christoph Heubner vom Internationalen Auschwitz Komitee warf den Verantwortlichen der Plattenfirma daraufhin in einer Mitteilung "Zynismus" vor. Dieser beschreibe "genau das Dilemma unserer Gesellschaft, in der ein rohes Wegrutschen junger Menschen aufgrund einer sinn- und werteentleerten Unternehmenspolitik und einer ausschließlich am Gewinnstreben orientierten Publikationsstrategie immer möglicher erscheint." Dies alles mit dem Anspruch zu verknüpfen, die künstlerische Freiheit zu verteidigen, sei "pure Heuchelei".

Jetzt hat BMG angekündigt, eine Kampagne gegen Antisemitismus zu starten. Man schiebt das Projekt mit etwa 100 000 Euro an, teilte das Bertelsmann-Tochterunternehmen mit. "Gemeinsam mit sachverständigen Organisationen sollen Projekte zur Bekämpfung der besorgniserregenden Entwicklung an Schulen ausgesucht werden", heißt es in einer Pressemitteilung. Der Schwerpunkt soll in Berlin liegen.

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