Rede von Andrej Kurkow:Warum haben die Ukrainer keine Angst?

Lesezeit: 8 min

Das ukrainische Isjum nach dem Ende der russsischen Besatzung: In den Wäldern rund um die Stadt wurden etliche Massengräber gefunden. (Foto: Evgeniy Maloletka/dpa)

Russland hat den Mythos erschaffen, auf dem Gebiet der Sowjetunion sei ausschließlich russische Kultur zu finden. Es ist höchste Zeit, den Irrtum zu korrigieren, so Autor Andrej Kurkow in seiner Rede zur Eröffnung des Münchner Literaturfestes.

Von Andrej Kurkow

Der fruchtbare Boden der Ukraine ist daran gewöhnt, als Versteck zu dienen. 1917, während der Revolution und dem darauffolgenden Bürgerkrieg, vergruben ukrainische Bauern Geld und andere Wertsachen in ihren Gärten, in der Hoffnung, sie wieder ausgraben zu können, sobald sich die Lage stabilisierte. Während des Holodomor, der organisierten Hungersnot zwischen 1932 und 1933, als die Rote Armee von Haus zu Haus zog und den Bauern ihr Getreide wegnahm, vergruben sie säckeweise Weizen, Gerste und andere Lebensmittel. Im Westen der Ukraine vergruben die Bauern nach 1945 Waffen in der Nähe ihrer Häuser, die sie dann wieder ausgruben, um gegen die Sowjetdiktatur zu kämpfen. Bis heute birgt der Boden der Ukraine Tausende ungehobener Gegenstände.

Zur SZ-Startseite

SZ PlusFriedenspreis an Serhij Zhadan
:Alltag einer brennenden Stadt

"Dies ist ein Vernichtungskrieg und wir haben nicht das Recht, ihn zu verlieren": Ein Treffen mit dem Friedenspreisträger Serhij Zhadan, dessen Tagebücher aus Charkiw schon jetzt zum Besten gehören, was man aus der Ukraine heute lesen kann.

Von Felix Stephan

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: