Sprachlabor:Mit Vogel-V

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Wie es ein Nationaltrainer mit der Verbundenheit hielt. Und was das Flugzeug vom Schwimmzeug unterscheidet.

Von Hermann Unterstöger

DAS DORF BRIENZ ist bei dem Bergrutsch noch einmal mit dem Schrecken davongekommen. Was bei Leser R. geblieben ist, das ist Verwunderung darüber, dass die Geröllmassen bei uns als "ein gigantisches Überfallkommando" geführt wurden, wenn auch als eines, "das im letzten Moment doch noch Gnade walten ließ". Damit werde, schreibt er, am Ruf der Polizei gekratzt. Ein Überfallkommando sei nämlich keine Bande, die Überfälle begeht, sondern im Gegenteil eine Polizeieinheit, die bei Überfällen zu Hilfe eilt. Die Geröllmassen sind strafrechtlich nicht zu belangen, auch wenn manche Brienzer geneigt sein könnten, deren Wirken als Sonderform von Haus- und Landfriedensbruch einzuschätzen.

AUCH SEPP HERBERGERS RUF war für eine kleine Weile in Gefahr. Ihm wurde unterstellt, er habe "Verbundenheit" mit "F" statt mit "Vogel-V" geschrieben, ein Makel, der an die ominösen Hitler-Tagebücher erinnert, auf deren Deckel statt des "A" (für Adolf) ein "F" stand: Fridolf Hitler? Die Gefahr ist gebannt, da unsere Leserin K. und unser Leser V. (nicht F!) ihre Sütterlin-Erfahrungen auspackten und Herberger ein korrektes, wenn auch sehr eng geratenes "V" attestierten. Bestätigt wird das durch ein Handschreiben, das "Seppl" Herberger 1953 an den FC Süchteln 03 richtete. Darin kommt dreimal das Wort "Verbundenheit" vor, und dreimal ist es mit "V" geschrieben.

IN DEM LIED "Flieger, grüß mir die Sonne" heißt es: "Piloten / ist nichts verboten!" Wahrscheinlich dürfen sie sogar ihr Flugzeug "Flieger" nennen, was uns aber als umgangssprachlich und falsch angekreidet wird. Unser Leser E. sagt es kategorisch: "In keinem Fall ist ein Flugzeug ein Flieger", und er sagt es unbeschadet dessen, dass Termini wie "Fliegeralarm" oder "Fliegerhorst" offenbar nicht auf Piloten gemünzt sind, sondern auf Flugzeuge. Es ist übrigens bemerkenswert, dass es, was die Bezeichnungen der Vehikel angeht, zu Lande und in der Luft anders zugeht als zu Wasser. Zu Lande heißen sie "Fahrzeuge" und in der Luft "Flugzeuge", weswegen man meinen möchte, Schiffe hießen "Schwimmzeuge". Schwimmzeug ist aber das, worin man badet.

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