Verkehr:Schwer und teuer

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Parken wird bei teurer: Ein SUV in Paris. (Foto: BENOIT TESSIER/REUTERS)

In Paris stimmen die Bürger für höhere Parkgebühren für SUVs. Gut so? Das denken die Leserinnen und Leser der SZ.

"Gewichtiger Entscheid" vom 6. Februar:

Gewichtsgrenzen für Autos

Die Abstimmung in Paris kann nicht mehr als ein Weckruf sein, der jedoch leider von den Verantwortlichen bewusst überhört wird. Das Grundübel liegt nicht in den Autos per se, sondern in deren scheinbar grenzenlosem Wachstum und der damit einhergehenden Gewichtszunahme.

Das Kalkül der Autoindustrie beruhte darauf, dass die Entwicklungskosten für ein kleines Auto nicht nennenswert niedriger, vielleicht sogar höher als für ein großes Auto sind, man für letzteres jedoch einen deutlich höheren Preis verlangen kann. So fällt selbst bei geringeren Stückzahlen die Gewinnmarge höher aus. Die Motorpresse hat zu jedem Größenwachstum applaudiert (endlich mehr Schulterfreiheit, Beinfreiheit hinten, größerer Kofferraum) und damit jede Preissteigerung als gerechtfertigt abgehakt. Der Kunde konnte ja gar nicht anders, als das Größenwachstum mitzumachen, was sollten schließlich die Nachbarn oder die Arbeitskollegen denken, wenn es nach drei Golf in Folge plötzlich nur noch für einen Polo reicht. Die EU hätte rechtzeitig Gewichtsgrenzwerte festlegen müssen, beispielsweise 250 kg Leergewicht je zugelassene Sitzplatz. Dies hätte die Autoindustrie zu konsequentem Leichtbau und zu moderner Motorentechnik gezwungen.

Jörg Crepon, Rosdorf

Spielraum der Gemeinde

Ob es richtig ist, SUV-Fahrern in Paris oder Tübingen das Parken zu vergällen, darüber kann man wohl verschiedener Meinung sein. Völlig überzeugt bin ich aber davon, dass Gemeinden sehr viel Spielraum haben sollten, solche und ähnliche Dinge in eigener Zuständigkeit zu regeln. Wie zugeparkt die Straßen sind, hat einen großen Einfluss auf die Lebensqualität.

Axel Lehmann, München

Schlechte Straßen, große Autos

Meine Frau fährt einen Kleinwagen. Wenn wir damit - bei kurzem Radstand und mit kleinen Federwegen - über verkehrsberuhigende Aufpflasterungen fahren, knallen wir mit den Köpfen gegen das Dach. Und wir krachen schmerzhaft in die vielen Schlaglöcher auf unseren maroden Straßen. Die Fahrerinnen und Fahrer der SUVs lachen über uns, denn große SUVs nehmen diese Hindernisse, ohne sie groß zu bemerken. Könnte es sein, dass der Trend zu SUVs auch eine Folge des schlechten Zustands unserer Straßeninfrastruktur ist?

Arno Kramer, Bergisch Gladbach

Tumbe SUV-Schelte

Gegen höhere Parkgebühren für SUVs, wie sie jetzt in Paris kommen sollen, ist erst einmal nichts einzuwenden, so es Alternativen gäbe. Ich fahre einen gebrauchten Volvo mit Dieselantrieb, vor sechs Jahren habe ich (71 Jahre) mich für ein derzeit nachhaltiges Auto und Antrieb entschieden, damit für mich kein Auto mehr gebaut werden muss.

Mein Fahrzeug zu wechseln, ist völlig unwirtschaftlich, weil ich es in meinem Leben nicht mehr refinanzieren könnte. Die undifferenzierte und tumbe SUV-Schelte finde ich deplatziert, intelligente Vorgehensweisen zur Steuerung der Verkehrsflüsse würden meine Hochachtung erfahren.

Günther Feldmann, Nienburg

"Kimmst mit deim Suff?"

Ich habe mir angewöhnt, den Begriff SUV deutsch auszusprechen. Im Englischen benötigt man drei Silben, im Deutschen nämlich nur eine. Besonders reizvoll klingt dabei die Frage auf bayerisch: "Na, kimmst heid wieda mit deim Suff". Wobei die Kritik am Ungetüm zumindest mitschwingt. Der stolze Besitzer eines solchen kann dann den Schmäh auffassen, wie er will.

Dr. Fritz Anetsberger, Landshut

Nur drei Prozent

In Paris haben knapp sechs Prozent der Wahlberechtigten abgestimmt, von denen sich knapp die Hälfte für höhere Parkgebühren für SUVs ausgesprochen hat. Wir sprechen hier also von drei Prozent der Wahlberechtigten, die sich dafür ausgesprochen haben. Wollen wir tatsächlich dieses Instrument so benutzen, um politische Entscheidungen zu fällen?

Sabine Geißler, München

Enthaltung gleich Ablehnung?

Zur Pariser Abstimmung über die Parkgebühren für SUVs schreiben Sie: Da nur sechs Prozent der Berechtigten abgestimmt hätten, könne es sich nicht um die Meinung der Bevölkerung handeln. Warum eigentlich nicht? Wer nicht zur Abstimmung geht, sagt doch damit nicht, dass er gegen das Ergebnis gestimmt hätte. Er sagt nur, dass ihm die Sache nicht so wichtig ist.

Niemand wurde ja an der Abstimmung gehindert, alle waren ausführlich informiert worden. Statistisch spricht alles dafür, dass Zustimmung und Ablehnung in der schweigenden Mehrheit genauso verteilt sind wie bei denen, die sich tatsächlich vom Sofa aufraffen. Bei einer Abstimmungspflicht hätte das Ergebnis folglich wohl nicht anders ausgesehen: höhere Parkgebühren für auswärtige SUV.

Ursula Walther, Herzogenaurach

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