Sprachlabor:A Kreiz is' halt!

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Dazu etwas über das Beste, Geilste, Seltsamste ever.

WIE GEMÜTLICH es sich das englische Adverb ever schon im Deutschen gemacht hat, lässt sich beispielsweise daran ablesen, dass im Netz "Das beste Waffelrezept ever!" angepriesen wird oder dass ein Parfüm-Influencer ebendort sagt, eine eigene Parfüm-Marke sei "das Geilste ever". Der Sinn solcher Hybrid-Anglizismen erschließt sich leicht, wenn man in der Schule aufgepasst hat, als es hieß, diese sei, aus Sicht des Englischlehrers jedenfalls, the best school ever, die allerbeste Schule. In Kenntnis dessen macht unser Leser G. "einen richtig schön blöden Anglizismus" anhängig, und man glaubt zu spüren, dass er noch lieber "den blödesten Anglizismus ever" geschrieben hätte. In einem Artikel über Beziehungs-Chatbots war es auch um "Romantic AI" gegangen, wo die leicht schleimige Frage "Have you ever dreamed about the best girlfriend ever?" gestellt wird. Bei uns war das mit "Hast du von der besten Freundin jemals geträumt?" übersetzt worden, was nicht nur nicht korrekt war, sondern sich fast wie ein Vorwurf anhörte: Da hat einer schon eine beste Freundin, und dann träumt er nicht einmal von ihr!

FÜR "SCHNIPSEL EINES SATZES", die nichts bedeuten, hält Leser Dr. K. Wörtchen wie halt, und ihm ist daran gelegen, dass sie möglichst selten verwendet werden. Wir stehen wieder vor der Frage, ob Wörter in den Bann getan werden können, obwohl sie nichts anderes anstellen, als ihr kleines, vielleicht nicht allseits goutiertes Wörterleben zu führen. Hier im süddeutschen Sprachraum hat halt sehr wohl eine Bedeutung, wie der Ergebenheitsseufzer "A Kreiz is' halt!" belegt: Seine harte Form "A Kreiz is'!" stellt dem Schicksal ein schlechtes Zeugnis aus, doch durch das "halt" wird angedeutet, dass man Bescheid weiß und sich nicht drausbringen lässt. Funktionen wie diese begründen Sinn und Wert der Modalpartikeln: Sie tönen das Gesagte "im Sinn einer Wertung, einer Vermutung etc." ab (Metzler Lexikon Sprache). Wie sie das tun, hört man gut im "Rosenkavalier", wenn der Baron Ochs sagt beziehungsweise singt, er habe "halt ein lerchenauisch Glück". Da bedeutet "halt": Ist mir aufgesetzt, was soll ich machen, findets euch ab damit.

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