Sprachlabor:Erlesene Flachware

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(Foto: Luis Murschetz (Illustration))

Und noch eine Rarität: die Trennung "Tee-nager"

Von Hermann Unterstöger

Wäre ja zu schön gewesen: die Mafia zur Strecke gebracht! Unsere Leserin E. leitete das aus der Erwähnung Präsident Sergio Mattarellas ab, "dessen Bruder Piersanti die Mafia 1980 ermordete". Natürlich hätte man auch schreiben können: "dessen Bruder Piersanti von der Mafia 1980 ermordet wurde", doch ist unser Relativsatz, mag er formal gleich zu Spitzfindigkeiten einladen, absolut sauber gebaut.

Zu einer Tirade über das Flache und Erhabene sah unser Leser A. sich durch die Mitteilung veranlasst, eine Ausstellung warte "mit erlesener Flachware" auf. Er kam dabei bis zur flatware, dem englischen Wort für Besteck, und es ist ein Wunder, dass er nicht auch noch den Plattwurm, englisch flatworm, zur Diskussion stellte. Die Aufklärung, die er wünscht, ist leicht zu geben. Unter Flachware versteht man in diesem Kontext zweidimensionale Exponate, Bilder also oder Dokumente. (Als das Gutenberg-Museum eine Schau zu "400 Jahre Zeitung" veranstaltete, würdigte das Verdi-Magazin M das mit "Ein Hoch auf die Flachware", einer Überschrift, die wir von der Presse gar nicht oft genug hören können. Dies unter uns und, wie es in Dramen heißt, "beiseite").

Man glaubt's nicht, nämlich dass das Wort Teenager noch einmal in "Tee-nager" getrennt würde, in unserem Fall sogar in "Tee-nagerinnen". Leser G. hat das adäquat kommentiert, sodass wir darauf verzichten können, die steinalten "Blumento-Pferde" neu zu satteln. Das Juxportal Kamelopedia definiert Tee-nager als junge Menschen, die gerne auf der Rinde des Teebaums kauen und das Endprodukt ihres Tuns getrocknet "als Early Grey" verkaufen.

LÜTZERATH wurde bei uns kürzlich als der Ort erwähnt, "wo nun RWE tonnenweise Braunkohle fördert", und es war abzusehen, dass unser Leser K., bei solchen Zuschreibungen immer hellwach, sich sofort dazu melden würde. In der Tat: Er schrieb, und zwar in dem Sinn, dass das Wort tonnenweise ein bezeichnendes Licht auf die "Maßlosigkeit des unersättlichen Konzerns RWE" werfe.

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