Weitere Briefe:Pfusch vor der Oper und Jammern beim Erben

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Der Max-Joseph-Platz in der Münchner Innenstadt - ein denkmalgeschütztes Ensemble. (Foto: Robert Haas)

Warum der Münchner Max-Josephs-Platz nicht zur Aufhübschung als Scherbergartenidyll taugt, und wie sich mit ererbten Mietshäusern gut wirtschaften lässt.

Pfusch am historischen Bau

"Oase vor der Oper" vom 28. November:

"I will doch bloß, dass die Leut' lachen (Karl Valentin)." Nein, das ist kein Zitat der Münchner Bürgermeisterin Katrin Habenschaden, als sie das Konzept "Grüne Oase vor der Oper" vorgestellt hat. "Es gefällt ihr unheimlich gut, wie der Max-Joseph-Platz aufgehübscht werden könnte." Sie ist überzeugt, dass "dieser Platz, dieses Juwel, einer der städtebaulich schönsten Plätze" endlich wieder für die Münchner Bevölkerung erlebbar wird.

Wer einmal einen Abend bei der "Oper für Alle" genießen konnte, kennt dieses Erlebnis. Da ist der Platz die Kulisse. Mit den florentinischen Fassaden, die Leo von Klenze dem Zeitgeist und dem Wunsch seines Auftraggebers folgend, Inspiration waren. Das freistehende Denkmal des ersten bayerischen Königs, sitzend - er war ja kein Feldherr - auf einem damals umstrittenen Sockel, steht in der Platzmitte, wie es Ludwig I. gefordert hatte, um nach Klenzes Vorstellung "die drei unterschiedlichen Platzwände miteinander zu verklammern". Die Platzgestaltung sah er in der Pflasterung mit einem Strahlenmotiv nach dem Vorbild von Michelangelos sternförmigem Muster für den Boden der Piazza del Campidoglio in Rom. Mit der Platzierung des Denkmals des Marc Aurel, den bescheiden gestalteten Stufen, wird eine Geschlossenheit des Platzraumes erreicht.

Wie lässt sich nun der Max-Joseph-Platz aufwerten? Bestimmt nicht durch eine kleinkarierte Schrebergarten-Lösung mit Stauden und Blühwiesen! Der gestalterische Ansatz kann nur eine zurückhaltende dreidimensionale Veränderung des Platzbodens sein.

Übrigens: Schon Maximilian II. wollte sich mit dem Bau eines gewaltigen Wintergartens zwischen der Oper und dem Königsbau der Residenz ein Denkmal setzen. Mit modernster Technik in Eisen-Glas-Konstruktion sollte dieses immense Vorhaben zusammen mit einer weiteren Prachtstraße, der Maximilian-Straße, seine Regentschaft repräsentieren.

Finanzielle und planerische Schwierigkeiten zwangen ihn, 1852 beim Münchner Bürgermeister anzufragen, ob ein öffentlicher Wintergarten für die Stadt wünschenswert sei. Für "die allerhöchsten Herrschaften ja, aber für die Allgemeinheit wäre es zu kostspielig." Als privater Wintergarten wurde er für die königliche Familie auf dem Dach des Königsbaus errichtet und diente als Erholungsraum seinen Nachfolgern.

Schon für Klenze waren der Odeonsplatz und der Wittelsbacherplatz Vorbild für die Gestaltung des Max-Joseph-Platzes. Warum nicht auch für uns? Wollen die Münchnerinnen und Münchner diese "Aufhübschung", diesen Schaden haben, oder halten sie, wie das Sprichwort sagt, den Spott für gerechtfertigt?

Gerhard Haisch, Icking

Das rechnet sich doch

"Oft bleibt nur der Verkauf" vom 15. November:

Bitte rechnen Sie doch mal nach, ob es wirklich sein kann, dass die Besitzer eines Mietshauses mit 13 Parteien in München einen Kredit von einer Million Euro nicht mit den Einnahmen aus der geerbten Immobilie bezahlen können.

Geht man davon aus, dass die 13 Parteien und die drei Gewerbeeinheiten jeweils nur je 50 Quadratmeter Fläche haben und die Miete zehn Euro netto je Quadratmeter beträgt, dann ergibt das jährliche Netto-Mieteinnahmen in Höhe von 96 000 Euro. Damit lässt sich ein Kredit in der Größenordnung mit Leichtigkeit in 15 Jahren abbezahlen, ohne einen einzigen Euro eigenes Kapital dafür aufzuwenden. Ich finde, da ist die SZ verpflichtet, differenzierter darüber zu berichten.

Stefan Dinkel, München

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