Königshof München:Kastenförmiges am Stachus

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Der Neubau des früheren Hotels Königshof am Münchner Stachus. (Foto: Robert Haas)

Mehr Mut in der Architektur wäre ja schön. Aber in München geht das leider oft schief, wie ein aktuelles Beispiel zeigt.

"Da schau her" vom 13./14. Januar:

Affront für den Denkmalschutz

Glückwunsch, Gerhard Matzig, zur Wiederbelebung des seit Christoph Hackelsberger ein wenig in Vergessenheit geratenen Genres des Architektur-Verrisses. Ich freue mich auf Fortsetzungen. Stoff genug wäre vorhanden. Gewöhnlich wird München ja eher für die Mutlosigkeit seiner neueren Architekturschöpfungen gescholten. Aber wenn die Verantwortlichen mal zeigen wollen, wie mutig sie sind, fallen die Ergebnisse anscheinend auch nicht besser aus. Zuletzt, dies nur nebenbei, hatte sich Frau Habenschaden noch kurz vor ihrem Absprung nach Berlin ausgerechnet auf einem Immobilienkongress für "mehr Mut" ausgesprochen.

Der Beitrag der Politik/Verwaltung bestand in diesem Fall zunächst einmal darin, dem Eigentümer einen gegenüber dem Vorgängerbau beachtlichen Zuwachs des Bauvolumens zuzugestehen. War das nötig? Der Neubau ist zwar nicht höher als der benachbarte Ex-Kaufhof. Aber im Verhältnis zum Justizpalast, unter dessen Traufhöhe sich der alte Königshof noch respektvoll unterordnete, ist der neue eine glatte Unverschämtheit. Das abgedruckte Foto lässt es ahnen. Aber noch unangenehmer ist die Wirkung, wenn man sich dem Stachus von Süden nähert: Die majestätische Kuppel des Justizpalastes verschwindet einfach hinter den obersten Geschossen des Neubaus. Streng genommen verbietet so etwas unser Denkmalrecht. Sollten die Denkmalpfleger geschlafen haben? Oder mussten sie vor dem "Mut" der anderen kapitulieren?

Womit wir bei der Jury wären. Wenn sie nicht erkennen konnte, dass das, was im Modell noch ganz witzig ausgesehen haben mag, im Maßstab 1:1 ein Desaster werden würde, dann hat sie ganz einfach versagt. Es ist übrigens bei Weitem nicht das erste Mal, dass dieser Fehler passiert. Vielleicht sind erfolgreiche Architekten als Jurymitglieder einfach zu geneigt, den ästhetischen Narzissmus ihrer Kollegen als Originalität durchgehen zu lassen.

Jetzt ist das Malheur passiert. Die Erfahrung lehrt, dass wir uns auch an diesen Anblick gewöhnen werden. Vielleicht wird man den Bau bald leise kopfschüttelnd als einen Vorboten der im neuen Jahrtausend um sich greifenden Verrohung zitieren.

Axel Lehmann, München

Luxus-Plattenbau

Vielen Dank für Ihren Artikel über den Königshof in München. Obwohl ich ihn mit Freude gelesen habe, empfinde ich Ihre Kritik als viel zu mild. Für mich erinnert dieses Gebäude weniger an Architektur, als an die Lego-Häuser, die ich in den Sechzigerjahren gebaut habe: Die waren auch so kastenförmig (eine Grundplatte musste ja auch als Dach herhalten), und sie hatten auch verschieden große Fenster, da ich leider zu wenig gleiche hatte. In den pubertären Siebzigern baute ich dann mit meinem Freund Dieter noch einmal diese architektonischen Scheußlichkeiten auf. Allerdings, mit dem Ziel, sie durch Schweizerkracher möglichst schön explodieren zu lassen. Das ist gelungen, hat uns viel Freude bereitet. Den dadurch aufkommenden Waldbrand konnten wir beherzt mit natürlichen Eigenmitteln löschen.

Leider reichen für diesen Luxus-Plattenbau, den man eher 300 Kilometer nordöstlich Münchens verorten würde, Schweizerkracher nicht mehr aus. Bei einer Sprengung desselben wäre ich aber gerne noch dabei.

Sundro M. Ganser, München

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