Altmühlsee:Da lacht die Blaualge

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Hat ein Blaualgenproblem - und eines mit den Kosten für eine höchst umstrittene Sanierung: der Altmühlsee. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Leser kritisieren, dass der zuständige Zweckverband das Gewässer mit einem dubiosen und teuren Verfahren "saniert".

"Hokuspokus gegen Blaualgen" vom 22. April:

Teurer Hokuspokus

Ich fasse es nicht: Da gibt der Zweckverband Altmühlsee Steuergeld in sechsstelliger Höhe für eine "Sanierung" des Altmühlsees mittels "Wasserbelebung" nach dem Grander-Verfahren aus, einem Verfahren, das von Wissenschaftlern generell als Hokuspokus bezeichnet wird, weil dafür jegliche wissenschaftliche Begründung fehlt. Das ist finsterstes Mittelalter: Genauso könnten die Anliegergemeinden Gottesdienste am See abhalten, in dem für die Reinigung des Sees von Blaualgen gebetet und gesungen wird. Das ist auf jeden Fall billiger und schadet nicht.

Dass dieser Hokuspokus mit öffentlichen Mitteln angewandt wird, ist nicht unüblich: In manchen Schwimmbädern wird damit geworben, mit der Grander-Technik "verbessertes" oder "belebtes" Wasser anzubieten. Viele Hotels und Restaurants bieten ihren Gästen "Grander-Wasser" an, natürlich zu saftigen Preisen. Unsere österreichischen Nachbarn sind dafür besonders anfällig. Es ist schlicht wissenschaftlicher Unfug: Leitungswasser kann man nicht mit diesen Pseudo-Verfahren"energetisieren", man kann es nicht "verbessern" (es sei denn, es ist verdreckt und wird von Schmutz und Schadstoffen gereinigt). Die Eigenschaften von Wassermolekülen, ihre Strukturen und ihre Dynamik sind wissenschaftlich sehr gut erforscht. Die von Grander verbreiteten sogenannten wissenschaftlichen Erklärungen für ihr Verfahren sind haarsträubend, entbehren jeglicher naturwissenschaftlichen Grundlage und sind somit eine Irreführung der Kunden und Käufer. Grander hat schon mehrere Prozesse verloren, weitere sind anhängig. Dieselben Argumente gelten für Hersteller homöopathischer Mittel, die ich mit meiner Krankenversicherung leider mitbezahlen muss. Wann endlich kommen wir in der Neuzeit an und halten uns an rationale wissenschaftliche Grundlagen?

Prof. Dr. Werner Mäntele, Kiefersfelden

Ein bauartbedingtes Problem

Bin am Altmühlsee aufgewachsen. Die Algenplage wird bisher schon mit viel Hokuspokus bekämpft, schon seit Jahren liegen in einigen Buchten schwimmende Holzflöße mit Algenbekämpfungseinrichtungen (Matten) herum, haben aber bisher nichts gebracht. Die Algen sind zwangsläufig dort so massig, da der See nur Oberflächenwasserzulauf hat, nicht tief ist und sich im Sommer schnell aufwärmt, beschleunigt durch Klimawandel-Wärmeperioden. Ergo: ein bauartbedingtes Problem, dem mit Zaubermethoden so nicht beizukommen ist. Wenn die staatlichen Stellen eh schon knapp bei Kasse sind, gehört es zu den Aufgaben der Lokalpolitik, solch eine Geldvernichtung unverzüglich zu stoppen.

Gerhard Roth, Marzling

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