"Das 100-Millionen-Hallo" vom 14. August:
Die Fans dürfen sich freuen. Einen spannenderen Start in 60 Jahren Historie der Fußball-Bundesliga hat es sicher kaum zuvor gegeben. Die Freude wird gekrönt durch die spektakuläre Verpflichtung von Harry Kane, seit fast einem halben Jahr heftig umworbener Kapitän der "Three Lions", der englischen Nationalmannschaft. Man halte sich fest, der Rekordtorjäger der zurückliegenden acht Spielzeiten mit jeweils mindestens 17 Treffern - zuletzt waren es 30 Tore in 39 Partien - kommt aus dem Mutterland des Fußballs nach Deutschland, in die bayerische Landeshauptstadt. Die zähe Beharrlichkeit der Verantwortlichen des FC Bayern hat sich mithin beim Zockerduell mit Kanes bisherigem Verein Tottenham London ausgezahlt. Auch wenn das finanzielle Gesamtpaket des vereinbarten Vierjahresvertrags von Experten im erhofften Erfolgsfall bei fast 250 Millionen Euro taxiert wird. Eine bislang unvorstellbare Summe im gesamten deutschen Sport. Sie setzt sich zusammen aus Ablöse, Handgeld, Gehalt, Erfolgsprämien und diversen Boni. Eine Win-win-Situation, falls sich der bisher ausgesprochen stabile Spieler nicht ernsthaft und auf Dauer verletzt. Und doch nur ein Klacks gegenüber den schon fast unmoralisch deutlich höheren Summen an Petrodollars, mit denen der neue Fußball-Global-Player Saudi-Arabien neuerdings inflationär um sich wirft. Bevorzugt für nicht mehr ganz junge Fußball-Legionäre und Trainer mit international klangvollen Namen. Dagegen ist der 30-jährige Harry Kane ein vergleichsweise geradezu jugendlicher Held mit gehörigem Potenzial.
Man darf getrost den Hut ziehen vor solcher Konstanz, die an Robert Lewandowski erinnert. Der Pole war bis zur vorletzten Spielzeit über Jahre Tore- und Titelgarant des FC Bayern gewesen. Kane ist auserkoren, auf der zuletzt vakanten Mittelstürmerposition ein würdiger Nachfolger zu werden. Sympathisch klingt auch das jüngste Statement Kanes, bei einem "Top-Top-Top-Verein" in der europäischen Königsklasse, der Champions League, spielen zu können. Es verspricht ein spannendes Spektakel unter höchstem Erfolgsdruck.
Jochen Freihold, Berlin
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