Texas: Waffen an der Universität:Cowboys auf dem Campus

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Erfolg für die Waffenlobby: In Texas dürfen Studenten bald Waffen an der Universität tragen - um sich bei möglichen Amokläufen an ihrer Hochschule wehren zu können.

Reymer Klüver

Studenten und Professoren dürfen in Texas demnächst mit einem Revolver in der Hosentasche oder dem Rucksack zu Vorlesungen und Seminaren erscheinen. Ein entsprechendes Gesetz, das Waffen an Universitäten und Colleges des US-Bundesstaates zulassen würde, steht im Kongress in Austin kurz vor der Verabschiedung. Gouverneur Rick Perry, der selbst eine Waffe trägt, will das Gesetz unterschreiben. Damit wäre Texas nach Utah der zweite Bundesstaat in den Vereinigten Staaten, der Waffen selbst an Hochschulen zulässt - ein weiterer Erfolg der mächtigen Waffenlobby in den USA, die Einschränkungen beim Waffentragen seit Jahren vehement und mit durchschlagendem Erfolg bekämpft.

Studenten in Texas dürfen bald ihre eigenen Waffen mit an die Uni bringen. (Foto: dpa)

Es dürfte kein Zufall sein, dass sich die National Rifle Association, die zentrale Organisation der Waffenlobby, Texas zur Durchsetzung des Gesetzes ausgesucht hat. Die Einstellung zu Waffen ist in dem Bundesstaat noch mehr als in den übrigen USA von der überlieferten Kultur des Wilden Westens geprägt, in der das Tragen von Waffen selbstverständlich war. Ein erster Versuch vor zwei Jahren war indes noch gescheitert. Allerdings haben die Republikaner bei den Wahlen im vergangenen Herbst ihre Mehrheit in Senat und Abgeordnetenhaus des Bundesstaats ausgebaut, so dass nun eine Zustimmung als gesichert gilt. An den 38 öffentlichen Universitäten des Bundesstaats studieren mehr als eine halbe Million Studenten. Viele leben auch in Wohnheimen auf dem Campus. Auch dort soll das Tragen von Waffen künftig erlaubt sein.

Texas dürfte so Vorreiter einer Bewegung werden, die quer durch die USA Anhänger sammelt. In acht weiteren Bundesstaaten sind entsprechende Gesetzesinitiativen eingeleitet, die durch das texanische Vorbild sicherlich Auftrieb erhielten. Auch in Arizona steht ein entsprechender Gesetzentwurf zur Abstimmung an, in dem Bundesstaat hatte ein 22 Jahre alter Student erst Anfang des Jahres sechs Menschen erschossen und die Kongressabgeordnete Gabrielle Giffords lebensgefährlich verletzt. In Colorado ist es den Hochschulen freigestellt, Waffen auf dem Campus zuzulassen.

Auslöser der Studentenbewaffnung ist paradoxerweise das Massaker an der Virginia Tech, einer großen Universität im US-Bundesstaat Virgina, bei dem ein Student vor vier Jahren 30 Kommilitonen erschoss, ehe er sich das Leben nahm. "Es ist einfach eine Frage der Selbstverteidigung", sagt der texanische Senator Jeff Wentworth, ein Republikaner und Unterstützer des Gesetzentwurfes. Studenten oder Professoren sollten in einem solchen Fall die Chance haben sich zu wehren.

Erst im Herbst hatte an der Universität von Texas, der größten Hochschule des Bundesstaats, ein vermummter Student mit einer AK-47 um sich geschossen, er hatte sich aber das Leben genommen, ehe die Polizei eingreifen konnte. "Ich möchte nicht noch einmal erleben, was an der Virginia Tech passiert ist, wo ein verrückter Selbstmörder Studenten wie Tontauben abschießen konnte", so Wentworth. Der Präsident der Universität von Texas, Bill Powers, lehnt das Gesetz indes vehement ab, weil er mehr tödliche Zwischenfälle befürchtet. "Die Mixtur von jungen Leuten, Waffen und Partys am Wochenende ist in meinen Augen hochexplosiv."

© SZ vom 22.02.2011 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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