Unternehmensgründer:Aus Not kreativ

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In unserer Gesellschaft gilt Arbeitslosigkeit als Makel. Da ist jeder, der sich in der Not zum Unternehmer wandelt, ein Gewinn.

Helga Einecke

Es ist ein Makel in der deutschen Gesellschaft, keine Arbeit zu haben. Man muss als Bittsteller zum Arbeitsamt gehen. Die Stütze fällt geringer aus als der letzte Verdienst. Sie ist zeitlich begrenzt, und danach droht Hartz IV. Die Suche nach einem Job wird umso quälender, je länger man keinen mehr hatte. Sie wird noch schwerer, wenn die gesamte Wirtschaft abstürzt, so wie dies im Jahr 2009 der Fall war. Damals ließen viele Firmen ihre Belegschaft kürzertreten, um sie zu halten, aber für Neuzugänge fehlten das Geld und die Perspektive.

Auch Unternehmensgründungen aus der Not heraus sind ein Gewinn für Deutschland. (Foto: ddp)

Kein Wunder, dass mehr Arbeitslose denn je den Schritt in die Selbständigkeit wagten, wie neue Studien ergeben. Es waren vor allem diejenigen, die schon seit mehr als einem Jahr keine feste Stelle mehr hatten und nun, praktisch vor dem Abstieg in Hartz IV, ihr eigener Chef wurden. Fachleute reden von "Notgründern". Zwar gibt das Arbeitsamt eine Starthilfe. Aber häufig halten sich diese Jungunternehmer erst mal mit geringen Mitteln über Wasser. Computer, Blackberry, Auto und der eigene Schreibtisch müssen in vielen Fällen ausreichen.

Unter dem Strich aber ist jeder Arbeitslose, der sich zum Gründer wandelt, ein Gewinn. Für die Volkswirtschaft entfallen die Kosten des Arbeitslosengeldes. Der neue Selbständige muss sich nicht mehr am Arbeitsmarkt verkaufen und mögliche Niederlagen einstecken. Bestenfalls kann er sich eine neue Existenz aufbauen, seinem Leben eine neue Richtung geben. Dazu gehört aber eine Menge Optimismus, Stehvermögen und auch Geld, meist erspartes oder privat geliehenes. Jeder vierte Selbständige scheitert innerhalb von drei Jahren und sucht dann, hoffentlich im Aufschwung, wieder einen Job.

© SZ vom 22.06.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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