Umfrage unter Fach- und Führungskräften:Der Chef hält sich für überragend

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Wer einen solchen Spruch auf dem Schreibtisch platziert, würde sich im Zweifel wohl eher für den Partner als für den Job entscheiden. (Foto: Alessandra Schellnegger)
  • Eine Umfrage der Karriereplattform Xing gibt Auskunft, was die deutschen Arbeitnehmer bewegt.
  • Ein Ergebnis: Chefs halten ihre Leistung häufiger für überragend als Mitarbeiter ohne Führungsverantwortung.
  • Immerhin neun Prozent würden im Zweifel den Job der Beziehung vorziehen - Frauen sagten das häufiger als Männer.

Von Sarah Schmidt

Der Tratsch in der Kaffeeküche ist jeden Tag das gesellschaftliche Hauptereignis in Tausenden Büros. Wichtige Fragen müssen geklärt werden: Wer hängt nur auf Facebook rum, bekommt aber mehr Kohle als alle anderen? Wurde die Kollegin bei der Beförderung übergangen, weil sie jetzt Teilzeit arbeitet und jede zweite Woche das Kind hütet? Wann macht die Freundin des Juniorchefs Schluss, weil der an keinem Abend vor 22 Uhr nach Hause kommt?

Schade nur, dass man den Kollegen so schlecht hinter die Fassade schauen kann. Dabei ist es doch interessant, was die anderen über Geld und Liebe, Kinder und Karriere denken. Eine Umfrage im Auftrag des Karrierenetzwerkes Xing gibt nun Antworten. Mehr als 1000 Fach- und Führungskräfte hat das Meinungsforschungsinstitut Forsa zu Themen rund um den Job befragt.

Boss vs. Schatzi

Zunächst zu den wirklich brennenden Fragen. Was ist den Deutschen wichtiger, die Beziehung oder die Arbeit? Auch wenn mancher ein anderes Gefühl hat: Der überwiegende Teil würde sich im Zweifelsfall für den Partner entscheiden. Fast jeder Zehnte wählt als Antwort auf die Frage "Was fänden Sie schlimmer: vom Partner verlassen oder vom Chef entlassen zu werden?" Option zwei. Interessantes Detail: Bei den weiblichen Angestellten sind es elf Prozent, die eine Kündigung dramatischer fänden als eine Trennung. Bei den Männern sind es acht Prozent.

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Nur gut, dass es in den meisten Beziehungen nicht zum Showdown zwischen Schatzi und Boss kommen muss. Anders sieht es beim Thema Nachwuchs aus. Kind und Karriere - für viele Berufstätige immer noch eine Entweder-oder-Entscheidung. Der Großteil der Befragten glaubt, dass Kinder den beruflichen Werdegang negativ beeinflussen.

Die Xing-Umfrage zeigt, dass sich vor allem Mütter um die nächste Beförderung sorgen. Von den Frauen sehen 61 Prozent ein Kind als Karrierekiller, von den männlichen Arbeitnehmern nur 28 Prozent. 40 Prozent der Männer geben sogar an, dass Kinder positive Folgen für den Beruf hätten. Ist der Nachwuchs auf der Welt, sehen Mütter und Väter die Sache düsterer als ihre kinderlosen Kollegen. 44 Prozent der Eltern halten ein Kind für ein Karrierehindernis. Diese Überzeugung teilen nur 39 Prozent der Kinderlosen.

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Zurück zum Zusammenleben in der Bürogemeinschaft. Mehr als jeder Zweite (56 Prozent) glaubt, dass er selbst besser arbeitet als die Teamkollegen. Auch dass vor allem die befragten Führungskräfte besonders große Stücke auf sich halten (62 Prozent der Chefs halten ihre Leistung für überragend), deckt sich mit der erlebten Realität am Arbeitsplatz. Überraschender ist die Erkenntnis, dass die eigene Performance umso besser eingeschätzt wird, je unzufriedener man mit dem Job ist.

Grundsätzlich sind die allermeisten Erwerbstätigen mit ihrem aktuellen Job zufrieden - 83 Prozent. Dennoch kann sich jeder Dritte vorstellen, dieses Jahr den Job zu wechseln, sechs Prozent haben den Wechsel fest eingeplant. Besonders heimatverbunden sind Arbeitnehmer aus den neuen Bundesländern - 42 Prozent von ihnen würden einen Umzug nicht in Betracht ziehen.

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Und die größten Tabuthemen, über die deutsche Arbeitnehmer nicht mit den Schreibtischnachbarn plaudern wollen? Als größtes No-go führt die Xing-Studie das Thema Sexualität auf: 85 Prozent sagen, die ginge bei der Arbeit niemanden etwas an. Erst mit großem Abstand folgen auf Platz zwei Abhängigkeiten wie Alkohol- oder Medikamentensucht mit 63 Prozent. Über psychische Krankheiten würden 44 Prozent nicht reden.

Die Höhe des Gehalts ist nur für ein knappes Drittel der Befragten absolutes Tabu. Auch in Deutschland sprechen mehr und mehr Menschen den Studienautoren zufolge darüber, was sie verdienen. Deutlich besser informiert als die Kollegen sind in dieser Hinsicht aber die Partner. Stellt sich nur die Frage, welche sechs Prozent das Gehalt auch vor diesen geheim halten - und aus welchem Grund.

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Jetzt aber ab in die Kaffeepause - und abklären, ob sich die Zahlen im eigenen Team erhärten lassen.

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