Die Nachricht klingt seltsam vertraut: Die Bundesagentur für Arbeit will mehr Menschen aus Südeuropa anwerben. Es ist wie vor fünfzig Jahren. Damals holten Thyssen, Mannesmann und andere Hunderttausende ungelernte Arbeiter aus Griechenland, Portugal und Spanien, schließlich auch aus Marokko und der Türkei. Kann Ähnliches auch heute wieder gelingen, jetzt, da vor allem Fachkräfte gesucht werden?
Es gibt viele Gründe, spanische Ingenieure oder griechische Ärzte zu locken: ihre gute Ausbildung, ihre Integrationsbereitschaft und die hohe Arbeitslosigkeit in ihren Heimatländern. Viele Akademiker könnten bis zum Ende der Krise in Deutschland überwintern. Doch letztlich gibt es auch im Süden Europas bei weitem nicht genug Menschen, um die deutsche Fachkräftelücke von bald mehreren Millionen Menschen zu füllen. Die Lage ist fast in der gesamten EU die gleiche: Die Menschen bekommen immer weniger Kinder, Fachkräfte werden knapp und deshalb in den Ursprungsländern selbst benötigt.
Das bislang geringe Interesse aus Spanien und Portugal hält auch eine Lehre bereit für die Anwerbung außerhalb Europas: Viele Fachkräfte, die einwandern dürften, kommen nicht, weil sie kein Deutsch können und deshalb die meisten Stellen für sie nicht in Frage kommen. Dies gilt für Spanier genauso wie für Russen oder Inder.
Die Bundesregierung wird deshalb nicht darum herumkommen, mehr auf die Kulturpolitik im Ausland zu setzen: auf deutsche Schulen in Moskau oder Kalkutta, auf Kurse in den Goethe-Instituten, auf eine größere Rolle der deutschen Sprache in der Europäischen Union. Das Werben um Fachkräfte, es benötigt einen langen Atem.