Sport als Studienfach:Sprint ins Berufsleben

Lesezeit: 3 min

Im Sportstudium geht es nicht nur um gute Zeiten und dicke Muskeln. Wer die richtigen Schwerpunkte setzt, ist auf dem Arbeitsmarkt gefragt.

Mehr als nur denkfaule Muskelprotze und Poser: Sportstudenten werden von Kommilitonen aus anderen Fächern gern ein wenig belächelt. Was kann man da schon lernen außer Weisheiten wie "Der Ball ist rund"? Aber das Fach hat weit mehr zu bieten. Und auf dem Arbeitsmarkt sind Absolventen gefragt - vorausgesetzt, sie können mehr vorweisen als nur gute Zeiten auf der Laufbahn.

Auch wer später nur im Büro sitzen will, muss im Sportstudium seine Leistung auf der Tartanbahn unter Beweis stellen. (Foto: iStock)

Auch angehende Sportstudenten selbst haben oft falsche Vorstellungen vom Fach. Viele machten den Fehler, dass sie aktiv Sport machen wollen und sich deshalb für ein Sportstudium entscheiden, sagt Stephanie Ebbert, Leiterin der Studienberatung bei der Deutschen Sporthochschule (DSHS) in Köln. "Aber man muss sich von vornherein klarmachen, welche Kompetenzen man hat und was man damit später im Beruf anfangen will". Leistungssportler zu werden, ist für die meisten einfach keine realistische Perspektive.

In Köln gibt es vier Bachelor-Studiengänge mit unterschiedlichen Schwerpunkten: "Sportmanagement und Sportkommunikation" bereitet die Studenten auf Posten im Vereinsmanagement oder im Sportartikel-Marketing vor. Wer "Sport, Gesundheit und Prävention" studiert, kann später in Reha-Kliniken oder Seniorenheimen arbeiten. In "Sport, Erlebnis und Bewegung" gehen Absolventen etwa in den Sporttourismus. Nur im relativ kleinen Studiengang "Sport und Leistung" geht es um Leistungssport.

Wenig Geld

Andere Hochschulen bieten auch noch Journalistik oder Informatik für den Sportbereich an. "Das sind fast alles Berufe, in denen man nicht viel Sport treibt", betont Studienberaterin Ebbert. "Wer zum Beispiel in einer Rehabilitationseinrichtung tätig sein will, dem muss klar sein, dass er dort vor allem alte und kranke Menschen anleitet."

Außerdem sind es fast alles Berufe, in denen man nicht allzu viel Geld verdient. 1300 bis 1900 Euro netto verdienen Diplom-Absolventen ein bis drei Jahre nach dem Abschluss, hat die Absolventenstudie 2010 der DSHS ergeben.

Leidensbereitschaft und Teamgeist

Sportmanagement-Studenten kommen aber immer häufiger in Branchen unter, die gar nichts mit Sport zu tun haben. "Die Arbeitgeber schätzen die Ausdauer, die Leidensbereitschaft und den Teamgeist, den Sportstudenten im Studium bewiesen haben", sagt Ebbert.

Allen Vorurteilen zum Trotz lernen Sportstudenten nicht nur auf der Tartanbahn, sondern vor allem im Vorlesungssaal und im Labor. Etwa die Hälfte der Zeit nimmt der Bereich Sportwissenschaft ein, erklärt Frederik Borkenhagen von der Deutschen Vereinigung für Sportwissenschaft (DVS) in Hamburg. Dabei geht es etwa um die Frage, was beim Training im Körper passiert und wie die Muskeln reagieren. Ganz wichtig sei die Verzahnung von Theorie und Praxis. "Im Seminarraum werden biomechanische Prinzipien erörtert, und dann geht man raus, nimmt einen Diskus in die Hand und probiert das mit den Beschleunigungskräften einfach aus", sagt Borkenhagen.

Außergewöhnliche Studentenjobs
:Besser als kellnern

Erotik-SMS schreiben und nebenher noch Heißluftballone verfolgen: Es gibt viele Möglichkeiten, sich als Student seinen Lebensunterhalt zu verdienen. Skurrile Jobs in Bildern.

Von Maria Holzmüller

Etwa 40 Prozent der Studienzeit ist für Theorie und Praxis einzelner Sportarten eingeplant, der Rest für Praktika. Die Sport-Fakultäten arbeiten seit einigen Jahren verstärkt am wissenschaftlichen Renommee ihres Fachs. Forscher publizieren zunehmend in Englisch, um der deutschen Sportwissenschaft nach und nach zu internationaler Bedeutung zu verhelfen.

Im vergangenen Jahr haben sich die Sportwissenschaftler erstmals am Hochschulrankings des Centrums für Hochschulentwicklung (CHE) beteiligt. "Das Fach Sport präsentiert sich an den Hochschulen heute mit Forschungsergebnissen und nicht wie früher nur mit Bewegungsangeboten bei bunten Nachmittagen", sagt Borkenhagen.

Den Feldaufschwung muss man können

Unterschätzen sollte man die Anforderungen des Studiums nicht. "Eigentlich hat jeder Sportstudent durch das harte Training eine Verletzungsphase", hat Jonathan Schaller beobachtet. Er ist Vorsitzender der Sport-Fachschaft an der Uni Freiburg. Studenten würden bewusst an ihre Leistungsgrenzen geführt, ergänzt DVS-Geschäftsführer Borkenhagen. "Da gibt es schon einige, die sagen: Ich will doch Sportmanager werden - weshalb muss ich dafür den Feldaufschwung können?" Aber man müsse wissen, was es heißt, sportliche Leistung zu erbringen. "Wenn Sie später Marketing für Sporttextilien machen wollen, sollten Sie aus eigener Erfahrung wissen, wie die Zielgruppe tickt."

Die Schule ist nach wie vor der wichtigste Arbeitsplatz für Sportwissenschaftler. Zwei Drittel der Absolventen werden nach DVS-Angaben Lehrer. Sie müssen viele Sportarten draufhaben. "Man kann Schülern eine Übung einfach am besten erklären, wenn man sie selbst beherrscht", sagt Schaller, der ebenfalls auf Lehramt studiert. Allerdings sind Sportlehrer an den Schulen nicht gerade Mangelware. "Gerade in den nächsten Jahren sind die Chancen für Sportlehrer nicht so gut", meint Schaller. Wer mit dem Fach eine gute Stelle finden will, sollte deshalb möglichst noch ein, zwei andere Fächer studieren, für die der Staat gerade Lehrer sucht.

© sueddeutsche.de/dpa/Marc Herwig/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: