Rekrutierung beim GCHQ:Wie Großbritannien um Nachwuchs-Spione wirbt

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Can you find it? Das GCHQ auf Nachwuchssuche. (Foto: N/A)

Wie findet man junge Talente für Cyber-Spionage und Datenschnüffelei? Der britische Geheimdienst GCHQ sucht mit einem Wettbewerb im Internet nach neuen Mitarbeitern. Wer ein kniffliges Rätsel löst, hat nicht nur Chancen auf einen Vertrag. Der Dienst lockt den Nachwuchs auch mit Geschenken.

Von Karin Janker

Sie wollen Spion werden? Dann bewerben Sie sich hier: https://canyoufindit.co.uk/. Mit dieser Webseite versucht der britische Geheimdienst GCHQ (kurz für: Government Communications Headquarters), Nachwuchs für seine Spezialgebiete Kryptographie und Internetüberwachung zu finden. Der Einstieg in eine vermeintlich aufregende Geheimdienstkarriere scheint damit zum Greifen nah. Alles, was Bewerber tun müssen, ist das Rätsel auf der Seite zu knacken. Das dürfte - zugegebenermaßen - allerdings nur Menschen mit gewissen Programmierkenntnissen möglich sein.

Die Webseite Canyoufindit, die seit dem gestrigen Mittwoch und noch bis zum 21. Oktober online ist, zeigt in einem rechteckigen Feld Buchstabenkombinationen, die für den Laien zunächst einmal keinen Sinn ergeben; rechts daneben fünf leere Felder, in die der Spion-Anwärter seine Antworten eintragen kann.

Per Twitter kommentieren Hacker ihre ersten - bisher mäßig erfolgreichen - Versuche:

Andere haben offenbar bereits die Eintrittskarte in die Welt der Spione gelöst:

Mit der Webseite Canyoufindit wendet sich das GCHQ ungewohnt offen an ein möglichst breites Publikum, um nach fähigen Hackern und zukünftigen Spionen zu suchen. Mit dieser Strategie ist Großbritannien keineswegs allein: Die US-Kollegen von der NSA werben künftige Geheimdienstmitarbeiter bereits im Kindesalter an. Spielerisch, versteht sich. Auf der NSA-Webseite America's Cryptokids suchen CryptoCat und DecipherDog für die NSA "zukünftige Code-Schreiber und Code-Knacker".

Nach der NSA-Affäre, den Snowden-Enthüllungen und Prism haben Geheimdienste allen Grund, so offensiv um neue Mitarbeiter zu werben. Gerade bei jungen Hochschulabsolventen dürften sie in den vergangenen Monaten einen Imageschaden erlebt haben, der kaum wieder gutzumachen sein wird. Und so ermutigen sie den Nachwuchs auch über Twitter:

Für das GCHQ ist es nicht der erste Versuch, über eine Webseite Mitarbeiter zu rekrutieren. Vor zwei Jahren ging eine ähnliche Seite online, ihr Titel damals "Can you crack it". Der neue Titel deutet indirekt auf das ramponierte Ansehen der Nachrichtendienste hin: Statt zum Knacken eines Codes und Einbrechen in ein System werden Interessenten jetzt nur noch zum "Finden" aufgefordert.

Unten auf der Webseite dann die Links zu den Jobs - unterteilt in die Bereiche "Cyber und Technik", "Mathe und Kryptographie" sowie innovative technische Forschung. Im Kleingedruckten am Seitenende die Teilnahmebedingungen. Volljähriger britischer Staatsbürger muss man sein, um sich zu bewerben.

Wie das amerikanische Online-Magazin Quartz schreibt, habe GCHQ-Direktor Ian Lobban bereits 2011 eingeräumt, dass sein Dienst den Mitarbeitern zwar eine "fantastische Mission" biete, aber nicht mit den Gehältern mithalten könne, die in der privaten Wirtschaft gezahlt werden.

Wenn schon nicht mit lukrativem Gehalt, lockt das GCHQ die, die das Rätsel erfolgreich lösen, mit Geschenken. Hundert "Raspberry Pi"-Minicomputer und fünf Nexus-Tablets werden verlost. Die sollen offenbar Anreize bei jungen Programmierern schaffen und die Hemmschwelle gegenüber der Geheimdienstarbeit abbauen. Ob ambitionierte Hacker allerdings einem Computer vertrauen, den ihnen der britische Geheimdienst geschenkt hat, bleibt zu bezweifeln.

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