Protest gegen Kündigung:Mein Büro gehört mir!

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Christine Pujol, geschasste Präsidentin des französischen Gastronomieverbands, hält seit einer Woche ihr Büro besetzt. Am Telefon erklärt sie, was sie damit erreichen will.

Jeanne Rubner

Seit Mittwoch vergangener Woche schläft Christine Pujol in ihrem Pariser Büro. Sie war im November 2009 von ihrem Posten beim französischen Gastronomieverband Umih abgesetzt worden, angeblich ohne konkrete Begründung. Nachdem ein Gericht es abgelehnt hatte, den Fall zu verhandeln, besetzte die 61-Jährige kurzerhand ihr Büro in der Nähe der Champs-Élysées, wo sie mit einer Assistentin ausharrt.

SZ: Madame Pujol, wie haben Sie heute Nacht geschlafen?

Christine Pujol: Es geht. Zugegeben, als Hotelbesitzerin bin ich anderes gewöhnt - und der Teppichboden ist schon etwas hart.

SZ: Haben Sie eine Luftmatratze?

Pujol: Nein, ich schlafe tatsächlich auf dem Boden. Schlimmer ist aber, dass ich ja nicht einfach rausgehen kann - auch wenn meine Gegner behaupten, ich dürfe das Büro verlassen. Ginge ich raus, würden sie mich ja nicht mehr reinlassen.

SZ: Aber Sie müssen doch auch mal etwas essen? Sie haben ja schließlich nicht vorher den Kühlschrank gefüllt, oder?

Pujol: Wissen Sie, wie wir an Essen kommen? Mit einem abgerissenen Fernsehkabel. Das haben die Leute vom Verband abgetrennt, damit wir kein Fernsehen haben. Damit ziehen wir jetzt vom dritten Stock an einem Korb Essen hoch.

SZ: Das ist ja wie im Mittelalter ...

Pujol: Ja, das kann man so sehen oder auch als Schikane. Sie haben mir die Kaffeemaschine weggenommen und sogar die Toiletten haben sie abgeschlossen.

SZ: Entschuldigen Sie bitte, aber ohne Toiletten ...

Pujol: ... ja, das ist unangenehm, aber zum Glück hat mein Anwalt erreicht, dass wir sie wieder benutzen können.

SZ: Ihre Gegner sprechen von einem Fall für die Psychiatrie.

Pujol: Das ist unglaublich, ich bin im September 2008 rechtmäßig gewählt worden. Und nachdem die Justiz das nicht revidiert hat, habe ich mir das Recht genommen, in mein Büro zurückzukehren.

SZ: Ihr Verband hat am Montag einen neuen Präsidenten gewählt, es heißt, Sie seien zu autokratisch gewesen.

Pujol: Ich weiß gar nicht, was man mir genau vorwirft. Angeblich habe ich die Mehrwertsteuersenkung für Hotels und Restaurants nicht richtig vertreten. Ja, ich war dafür, dass wir uns an die Regeln halten, die wir mit der Regierung ausgemacht haben - und die uns gewährte Steuererleichterung auch an die Kunden weitergeben, indem wir die Preise senken. Ich habe mir nichts vorzuwerfen und will, dass die Justiz entscheidet.

SZ: Die Richter sagen, Sie sollen sich mit dem Verband einigen.

Pujol: Gerne - aber mit mir hat bisher niemand geredet, obwohl die Putschisten in den Büros nebenan sitzen.

SZ: Aber Sie können doch nicht noch länger im Büro schlafen ...

Pujol: Ich rechne damit, dass die Polizei mich demnächst hier herausholt. Man wird sich darauf berufen, dass ich die öffentliche Ordnung störe oder dass ich gesundheitlich angeschlagen bin. Ich werde mich nicht wehren - aber glauben Sie nicht, dass die Sache damit erledigt ist.

SZ: Wollen Sie denn wirklich zurück an die Spitze dieses Verbands?

Pujol: Das Einzige, was ich verlange, ist Gerechtigkeit. Und den Respekt gegenüber meiner Person.

© SZ vom 19.03.2010/holz - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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