Plagiatsopfer zu Guttenberg:"Das riecht stark nach Sonderrecht"

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Karl-Theodor zu Guttenberg will die Veröffentlichung des Berichts zu seiner Doktorarbeit verhindern. Erstmals äußert sich dazu ein mutmaßliches Plagiatsopfer. Auch Kanzlerin Merkel fordert "volle Aufklärung".

Erstmals meldet sich eine Autorin zu Wort, von der Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) abgeschrieben haben soll: Die Schweizer Journalistin Klara Obermüller hat den ehemaligen Verteidigungsminister für seinen Versuch kritisiert, die Veröffentlichung des Prüfberichts der Universität Bayreuth über seine Doktorarbeit juristisch zu verhindern. In seiner mit Plagiaten gespickten Doktorarbeit hatte Guttenberg unter anderem einen halben Leitarktikel der Journalistin über insgesamt 86 Zeilen abgeschrieben, ohne die Quelle ein einziges Mal zu nennen.

Vehement sträubt sich Karl-Theodor zu Guttenberg gegen die Veröffentlichung des Berichts zu seiner Dissertation. (Foto: Getty Images)

"Was Guttenberg macht, ist grotesk", sagte Obermüller der Frankfurter Rundschau. Er habe ein sehr eigenartiges Krisenmanagement und mache einfach alles falsch. Verklagen wolle sie Guttenberg derzeit zwar nicht. "Aber ich bin absolut der Meinung, dass er die Universität den Bericht veröffentlichen lassen muss." Guttenbergs Versuch, die Veröffentlichung zu verhindern "riecht mir stark nach Sonderrecht", sagte Obermüller. "Das gefällt mir nicht, es ist sehr undemokratisch."

Die Universität Bayreuth räumte dem CSU-Politiker nun eine Erklärungsfrist ein. Guttenberg könne sich bis zum 26. April zu den Ergebnissen der Untersuchungskommission äußern, die sich mit dem wissenschaftlichen Fehlverhalten in seiner Doktorarbeit befasst hat, sagte Hochschulsprecher Frank Schmälzle am Dienstag.

Zugleich habe die Universität Guttenbergs Anwälte aufgefordert, ihre Vorbehalte gegen die Veröffentlichung der Ergebnisse der Kommission zur Selbstkontrolle der Wissenschaft zu überdenken. Die Wissenschaft insgesamt, die Öffentlichkeit und die Hochschule selbst hätten ein starkes Interesse daran, dass die Konsequenzen für die Einhaltung wissenschaftlicher Standards publiziert würden.

Guttenberg sperrt sich vehement gegen die Veröffentlichung des Berichts einer Kontrollkommission, die von der Uni Bayreuth mit der Überprüfung seiner Dissertation beauftragt worden war. Seine Anwälte hatten mit den Persönlichkeitsrechten ihres Mandanten argumentiert und von einer Vorverurteilung durch die Universität Bayreuth gesprochen, die Guttenberg wegen der Plagiatsvorwürfe seinen Doktortitel aberkannt hatte. In einem Brief an die Hochschule hatte ein Anwalt gefordert, den Bericht der Kommission nicht zu veröffentlichen.

Gegen den Vorwurf der Vorverurteilung hatte sich die Universität entschieden gewehrt. Die Universität Bayreuth werde den Bericht veröffentlichen - notfalls auch gegen den Willen des Ex-Ministers, so ein Uni-Sprecher.

Rückendeckung bekam die Hochschule von vielen Vertretern der Wissenschaft, unter anderem vom Präsidenten des Deutschen Hochschulverbands, Bernhard Kempen. "Wer in der Öffentlichkeit Ruhm erfahren hat, muss damit umgehen, dass auch sein Fehlverhalten öffentlich wird", sagte Kempen laut Spiegel Online. Die Universität Bayreuth müsse die Möglichkeit erhalten, sich öffentlich zu dem Fall zu positionieren.

Auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) hatte sich jüngst für eine genaue Aufarbeitung der Plagiat-Affäre ausgesprochen. Nach Angaben des Regierungssprechers Steffen Seibert, erwarte sie von ihrem ehemaligen Minister, dass er im Bezug auf seine Dissertation "weiterhin zur Aufklärung voll beiträgt".

Guttenberg soll bei seiner Dissertation, die er an der Uni Bayreuth im Fach Jura abgegeben hat, im großen Stil abgeschrieben haben, ohne dies als Zitat zu kennzeichnen.Guttenberg erklärte am 1. März seinen Rücktritt als Verteidigungsminister und zog sich danach auch von den übrigen politischen Ämtern zurück.

© sueddeutsche.de/dpa/AFP/feko - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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