Karriere und Familie:Wie der Weg zurück in den Job gelingt

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Mehrere Initiativen und Programme unterstützen Eltern, die nach einer Auszeit wieder in den Job zurückkehren möchten. (Foto: imago stock&people)

Nach einer Familien-Auszeit wird der Wiedereinstieg in den Beruf für viele Frauen zum Problem. Förderprogramme sollen sie vernetzen und das Selbstvertrauen stärken.

Von Gunda Achterhold

Ein Zettel im Kindergarten gab Stephanie Plank den entscheidenden Impuls. "Zwei Jahre lang hatte ich versucht, wieder in meinen Beruf als Buchhändlerin zurückzukommen", erzählt die Mutter zweier Töchter. Früher hatte Plank im Rechnungsgeschäft eines Verlags gearbeitet. Nach der zweiten Elternzeit hatte sich in der Branche viel verändert. "In meinem alten Bereich gab es keine Stelle mehr für mich." Als Plank im Kindergarten plötzlich den Flyer für das Wiedereinstiegsprojekts "Power_M" in den Händen hielt, machte es Klick. "Ich merkte, dass ich vielleicht einen anderen Weg finden muss."

Rückenwind für den Wiedereinstieg: Es gibt eine Fülle von Angeboten, die Frauen und Männer in dieser Phase unterstützen. Im Rahmen des Programms "Perspektive Wiedereinstieg", einer Initiative des Bundesfamilienministeriums und der Bundesagentur für Arbeit, sind viele Projekte entstanden, die den Berufsstart nach einer Familienphase erleichtern. Individuell zugeschnittene und kostenfreie Fortbildungen helfen dabei, neue Perspektiven zu entwickeln, Kenntnisse aufzufrischen und wieder Selbstvertrauen zu gewinnen.

"Ich bin, ich will, ich kann"

"Schon die erste Veranstaltung war unglaublich herausfordernd", sagt Stephanie Plank. "Ich bin, ich will, ich kann" - mit einem dicken Filzstift schrieb die 40-jährige Münchnerin auf einen Bogen, was sie an persönlichen und fachlichen Erfahrungen mitbringt, und stellte sich in einem Kurzvortrag den anderen Teilnehmern vor. "Das war ein Sprung ins kalte Wasser", sagt sie. "Aber ein super Gerüst für jede Bewerbung, die ich später geschrieben habe."

"Was unser Programm auszeichnet, ist die enge Zusammenarbeit von insgesamt sechs Beratungseinrichtungen mit spezialisierten Angeboten wie beruflicher Orientierung und Kompetenzmanagement oder IT-Schulungen", sagt Christine Nußhart, Geschäftsführerin der Frau und Beruf GmbH. "Zudem kooperieren wir mit mehr als 500 Arbeitgebern in der Region München und vermitteln Absolventinnen und Absolventen über einen eigenen Stellenservice." Das von der Landeshauptstadt München geförderte Projekt Power_M ist auf jeweils sechs Monate angelegt und erhält Mittel aus dem Europäischen Sozialfonds und vom Bundesfamilienministerium.

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Nach einigen Wochen als Aushilfe in der Buchhandlung Hugendubel wurde Stephanie Plank klar: "Das war spannend, aber ich will wieder zurück ins Büro." Sie wechselte zu "Jobfit fürs Office", einem Programm aus dem Verbundprojekt Perspektive Arbeit (VPA), und sattelte Qualifikationen im Office-Management auf. Neben Coachings und Computerschulungen ist - ebenso wie bei Power_M - ein dreimonatiges Praktikum Teil der Weiterbildung. "Die Frauen gehen immer gestärkt aus dieser Zeit hervor", sagt Nußhart, die auch dieses Programm koordiniert.

Wer nach einer Auszeit auf den Arbeitsmarkt zurückkehren will, hat häufig mit Selbstzweifeln zu kämpfen. Was kann ich noch, was ist mein Wissen wert, wo habe ich überhaupt Chancen? Diese Fragen trieben auch Solveig Rofka um. Nach der Trennung von ihrem Mann suchte die Schmuckdesignerin nach Möglichkeiten, um für sich und die Kinder den Lebensunterhalt zu verdienen. Ihre Selbständigkeit hatte sie für die Familie aufgegeben. "Ich war ratlos", sagt die 55-Jährige.

"Miteinander arbeiten, voneinander lernen" - unter diesem Motto brachte das Programm "Donna vivente" in vier baden-württembergischen Kommunen Frauen zusammen, die Arbeit suchten. 15 Stunden pro Woche nahmen sie an Kursen und Workshops teil und arbeiteten als Praktikantinnen in Einrichtungen der Projektträger. So auch Solveig Rofka: "Wir haben uns regelmäßig getroffen und Schritt für Schritt überlegt, wie es weitergehen kann." Der Austausch in einem sogenannten Erfolgsteam gab ihr Auftrieb. Das von der US-Amerikanerin Barbara Sher entwickelte Konzept setzt auf den Austausch in der Gruppe. Deren Feedback und die Mitarbeit in Projekten bestärkten Rofka darin, das zu machen, was ihr besonders liegt: Schmuck. Mehrmals im Jahr verkauft sie ihn auf Märkten für Kunsthandwerker und hat parallel eine Teilzeitstelle, das nimmt den finanziellen Druck.

Austausch und gegenseitige Unterstützung

"Jede der Frauen bringt mit ihren ganz eigenen Erfahrungen und Fähigkeiten Expertenwissen mit", sagt Karin Schwenk, Projektleiterin von Donna vivente. "Uns ging es darum, diese Kompetenzen zusammenzubringen." Sechs Monate lang beschäftigten sich die Frauen mit ihren Ideen, entwickelten einen Fahrplan und unterstützten sich gegenseitig bei der Umsetzung ihrer Ziele. "Die Arbeit in den Erfolgsteams kam sehr gut an", so Schwenk. Deshalb werde das Projekt nach dem Auslaufen der Förderung durch den Europäischen Sozialfonds fortgeführt. Aktuell werden Interessentinnen für ein Erfolgsteam gesucht, das im Frühsommer starten soll.

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Wie wichtig der Austausch mit anderen ist, stellt auch die Münchner Unternehmensberaterin Angela Fauth-Herkner immer wieder fest. Seit zehn Jahren bietet ihre Firma Workshops für Berufsrückkehrer an. Denn auch Unternehmen haben ein Interesse daran, ihren Mitarbeitern einen möglichst reibungslosen Übergang von einer Familienphase zurück in den Job zu ermöglichen. "Das gilt nicht nur für die Rückkehr nach einer Elternzeit", sagt Fauth-Herkner. "Auch die Pflege von Angehörigen führt immer häufiger zu Auszeiten."

"Entscheidend ist eine realistische Planung"

Unternehmensinterne Wiedereinstiegsprogramme setzen in der Regel im letzten Drittel der Familienzeit an. Wie sieht die Betreuungssituation aus? Mit wie vielen Stunden will ich wieder einsteigen? Kann ich auf meinen alten Posten zurück? Traue ich mir das zu? Punkt für Punkt klären die Berater die persönliche Situation und entwerfen mit den Teilnehmern einen Fahrplan für den Wiedereinstieg. Manche haben schon Kinder und kennen die Herausforderungen der ersten Jahre, andere entwickeln bereits in der Schwangerschaft Perspektiven für ihre Rückkehr. "Es hilft sehr, sich in der Gruppe auszutauschen", sagt Fauth-Herkner. "Es nützt ja nichts, sich zu viel vorzunehmen - entscheidend ist eine realistische Planung."

Bei der Auswahl eines Wiedereinstiegsprogramms, das zum eigenen Leben passt, spielen viele Faktoren eine Rolle. Wie lange liegt die Berufstätigkeit zurück? Wie aktiv habe ich die Auszeit genutzt? Bestehen Kontakte zum früheren Arbeitgeber? Was sind Zertifikate und Fachwissen noch wert? Standortbestimmung, Kompetenzanalysen und Bewerbungstrainings sind fast immer Bestandteil der Angebote für Berufsrückkehrer. Darüber hinaus kann eine zusätzliche Qualifikation, etwa fürs Projektmanagement, sinnvoll sein.

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"Je fachspezifischer die Anforderungen sind, desto schwieriger ist es, ein geeignetes Programm zu finden", sagt Cornelia Spachtholz vom Verband berufstätiger Mütter. Zumal das Angebot ortsnah sein sollte, damit es sich in den Alltag überhaupt integrieren lässt. Doch nicht nur die Rahmenbedingungen müssen stimmen. "Ein erfolgreicher Wiedereinstieg ist auch eine Frage des eigenen Selbstverständnisses", sagt Spachtholz. Sie stellt immer wieder fest, wie stark sich die Rollen in der Familie und in der Partnerschaft verändern, wenn sich Frauen aus dem Beruf zurückziehen und über einen längeren Zeitraum den Haushalt übernehmen. "Wenn sie wiedereinsteigen, ist das nicht nur ihre eigene Sache", warnt Spachtholz. "Da muss die ganze Familie mit anpacken."

Das Hamburger Coaching- und Seminarprogramm "Comeback - Perspektive Wiedereinstieg" holt deshalb alle Familienmitglieder ins Boot. Es bietet ein Coaching an, das Partner und Kinder der Wiedereinsteiger einbindet. "Wenn Frauen in den Beruf zurückgehen, werden Strukturen aufgebrochen, die sich lange eingespielt haben", sagt Ines Voß, Case Managerin des Modellprojekts. Etwa 20 Prozent der Familien lassen sich in dieser Umbruchphase von Coaches beraten. "Für manche klingt das ein bisschen gewöhnungsbedürftig", sagt Voß. "Den meisten helfen die Gespräche und Übungen jedoch dabei, den familiären Veränderungsprozess zu bewältigen."

Das sechsmonatige Programm eröffnet den meist weiblichen Teilnehmern verschiedene Weg zurück in den Beruf. Neben Projektmanagement, Betriebswirtschaftslehre, MS Office stehen Bewerbungstraining und ein Praktikum auf dem Lehrplan. Zwischen 70 und 80 Prozent der Absolventinnen finden innerhalb des ersten Jahres einen Job. "Am Anfang ist das berufliche Selbstvertrauen bei vielen völlig weg", sagt Voß. "Für mich ist es immer wieder ein Erlebnis zu beobachten, wie sie im Laufe der Zeit Mut fassen und sich wieder trauen."

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Auch die Münchnerin Stephanie Plank traute sich immer mehr zu und bewarb sich in neue Richtungen. Direkt im Anschluss an die Qualifizierung über Jobfit fürs Office fand sie eine Teilzeitstelle als Teamassistentin an der Universität. Im Institut für Ägyptologie und Koptologie kümmert sie sich um die Abrechnung sowie um alles Logistische und Administrative - besonders dann, wenn das Team mal wieder zu Ausgrabungen im Sudan unterwegs ist. Das Umfeld in ihrer Arbeitsgruppe ist jung und international, die Gespräche mit den vielen Studierenden, die ins Büro kommen, sind interessant. "Meine Freude am Lernen kann ich hier so richtig ausleben", sagt Plank. Wie ihr Weg ohne den Zettel im Kindergarten verlaufen wäre, mag sie sich gar nicht ausdenken.

Kontakt: Bundesprogramm Perspektive Wiedereinstieg, www.perspektive-wiedereinstieg.de Frau und Beruf GmbH, www.frau-und-beruf.net Koordinierungsstelle Weiterbildung und Beschäftigung , www.kwb.de

© SZ vom 12.03.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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