Führungsspitzen:Je größer, desto reicher

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Wie hoch das Gehalt ist, liegt an der persönlichen Leistung? So ein Quatsch. Wissenschaftler haben festgestellt: Die Körpergröße macht den Unterschied.

Nicola Holzapfel

Manchmal ist eine Ungerechtigkeit leichter zu ertragen, wenn man den Grund dafür kennt. Zum Beispiel für das zu magere Gehalt, das irgendwie nie hoch genug sein kann - vor allem, wenn man den Verdacht hegt, dass der Kollege mehr bekommt.

Die Größe macht's. Jeder Zentimeter bringt mehr Gehalt - sagen die Wissenschaftler. (Foto: dpa)

Das Statistische Bundesamt kennt die wahre Ursache, warum der eine mehr, der andere weniger verdient: Es liegt an der Körpergröße und nicht etwa am knausrigen Chef oder am erfolgreichen Selbstmarketing der anderen. Nein, die Zentimeter sind schuld. Wer das nicht glaubt, lese die Studie des Volkswirts Fabian Spanhel, der dafür mit einem Preis honoriert wurde. In Deutschland steigt der Nettostundenlohn mit jedem Zentimeter Körpergröße bei Männern um 0,74, bei Frauen um 0,67 Prozent.

Für Laien der Statistik klingt das nicht viel, aber es summiert sich beachtlich. Männer mit einer Körpergröße von 192 Zentimetern erzielen einen um 26,7 Prozent höheren Nettostundenlohn als Männer mit einer Körpergröße von 163 Zentimetern. Das Phänomen beschränkt sich nicht auf Deutschland. Auch in anderen Ländern haben die Kleinen das Nachsehen.

Wein trinken hilft auch

Bevor durchschnittlich große Leser nun über die Einnahme von Wachstumshormonen nachdenken, sollten sie sich lieber einen Wein einschenken und in aller Ruhe überlegen, was ihr Gehalt noch alles beeinflussen könnte. Die Wissenschaft geht hier bereits verschiedenen Aspekten nach. Das Weintrinken könnte demnach richtig was bringen. Denn über die höchsten Verdienste freuen sich moderate Alkoholkonsumenten. Weintrinker haben einen bis zu zehn Prozent höheren Bruttolohn als Nichttrinker mit dem gleichen Bildungsstand.

Diese erstaunliche Erkenntnis entnehmen wir einer bereits vor zwei Jahren veröffentlichten, aber deswegen nicht weniger interessanten Studie des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung. Demnach profitieren zwar auch Biertrinker von ihrem Alkoholkonsum, allerdings nur auf dem Land. Liebhaber von Cocktails sollten dagegen aus Einkommensgründen besser in der Stadt bleiben. Über die Ursache können die Forscher nur mutmaßen. Einer ihrer Vorschläge: Alkoholtrinker haben mehr Gelegenheit nach Feierabend bei einem Gläschen Wein ihre beruflichen Kontakte zu stärken.

Sind Volleyballspieler im Nachteil?

Wissenschaftler müsste man sein. Den tollsten Hypothesen könnte man dann nachgehen: Nimmt das Gehalt auch mit dem Körpergewicht zu? Verdienen Vegetarier mehr oder zahlt sich Fleischessen aus? Entstehen vielleicht beim gleichzeitigen Beißen in ein saftiges Steak Gemeinschaftsgefühle, von denen der Salatesser, der lediglich an seiner Karotte mümmelt, ausgeschlossen bleibt? Und was ist mit dem Sport? Angeblich machen sich Mannschaftssportarten als Hobby im Lebenslauf gut. Aber auffällig viele, die es ganz nach oben geschafft haben, sieht man beim einsamen Joggen. Verdienen Läufer also mehr als Volleyballspieler?

Welche Rolle die Berufswahl beim Einkommen spielt, zeigen Gehaltstabellen, in denen die Erzieherin mit 2000 Euro brutto im Monat auf den unteren Rängen rangiert, während Betriebswirte mehr als das Doppelte verdienen. Um auf die Idee zu kommen, dass auch die Berufswahl mit Körpergröße zusammenhängt, muss man wohl Statistik studiert haben. Jedenfalls weist Fabian Spanhel in seiner Studie nach, dass große Menschen eher in besser bezahlten Berufen und leitenden Tätigkeiten arbeiten.

Trost für die Kleinen

Spätestens jetzt ist es an der Zeit, ein paar tröstende Worte für die Kleinen zu sagen: Die Bruttogehälter sind gegenüber dem Vorjahr gestiegen. Gut, das gilt für klein und groß.

Noch ein Versuch: Kleinere werden seltener bestraft. Das haben Forscher der Universität Rotterdam festgestellt. Sie analysierten die Fouls von Fußballern und die Reaktion der Schiedsrichter. Der Größere mag mehr verdienen, aber wenn die Schuldfrage ungeklärt ist, kommt eher der Kleine davon. Bleibt nur noch statistisch zu untersuchen, ob das im Ernstfall die Einkommenslücke aufwiegt.

© SZ vom 7.6.2010 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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