Erfurt:Stellenbesetzung in Thüringen dauert im Schnitt 138 Tage

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Ein Schild verweist auf den Haupteingang einer Niederlassung der Agentur für Arbeit. (Foto: Jens Kalaene/zb/dpa/Archivbild)

Der Chef der Landesarbeitsagentur, Kai Senius, hofft auf eine zentrale Ausländerbehörde in Thüringen. Das würde aus seiner Sicht die Einwanderung von...

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Erfurt (dpa/th) - Der Chef der Landesarbeitsagentur, Kai Senius, hofft auf eine zentrale Ausländerbehörde in Thüringen. Das würde aus seiner Sicht die Einwanderung von Fachkräften aus dem Ausland erleichtern, sagte Senius am Mittwoch in Erfurt. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz, das zum 1. März in Kraft tritt, hätte damit mehr Erfolgsaussichten.

Derzeit gibt es Ausländerbehörden in den 17 Kreisen und 6 kreisfreien Städten in Thüringen. Nach Angaben von Senius ist es schon jetzt so, dass viele Stellen nur mit ausländischen Arbeitnehmern besetzt werden können, weil die Zahl der Thüringer im erwerbsfähigen Alter sinkt. Das Fachkräfteeinwanderungsgesetz soll qualifizierten Arbeitnehmern aus Nicht-EU-Staaten den Weg nach Deutschland erleichtern.

2019 gab es in Thüringen so wenig Arbeitslose wie noch nie seit der Wiedervereinigung. Im Dezember waren im Freistaat knapp 57 000 Menschen ohne feste Anstellung. Die Arbeitslosenquote war mit 5,1 Prozent die niedrigste in Ostdeutschland.

Laut Landesarbeitsagentur dauert es inzwischen im Schnitt 138 Tage, bis offene Stellen besetzt werden können. Diese Zeit habe sich allein seit 2018 um fast ein Fünftel erhöht. Besonders lange müssten Unternehmer in Südthüringen auf neue Mitarbeiter warten. Wegen der niedrigen Arbeitslosenquote und vielen Pendlern nach Franken gelte das für Hildburghausen mit durchschnittlich 196 Tagen, für Sonneberg mit 193 Tagen sowie für Schmalkalden-Meiningen mit 178 Tagen. In Erfurt vergingen dagegen im Schnitt nur 94 Tage bei der Stellenbesetzung.

Erschwerend hinzu komme, dass das Profil von arbeitslosen Menschen vielfach nicht mit den nachgefragten Qualifikationen zusammenpasse, sagte Senius. Die Hälfte der Arbeitslosen in Thüringen habe eine Qualifikation nur auf Helferniveau, für zwei Drittel der offenen Stellen würden aber Fachkräfte oder Spezialisten gesucht. Die Folge sei, dass die Arbeitslosigkeit langsamer sinke als bisher.

Die Probleme, die in der demografischen Entwicklung lägen, seien in ländlichen Regionen größer als in den Städten. Dafür gebe es in den Städten eher eine „problematische Sozialstruktur“. In Gera mit der höchsten Arbeitslosigkeit in Thüringen lebten ein Viertel aller Kinder in Haushalten von Hartz IV-Empfängern.

Nach Angaben von Senius hat die Landesarbeitsagentur auch 2019 in die Verbesserung der Chancen von Arbeitslosen investiert. 64 000 Thüringer seien in verschiedene Förderprogramme einbezogen worden. In strukturschwachen Regionen müsste der Arbeitslosigkeit aber auch mit anderen Mitteln begegnet werden. Das Spektrum reiche von Angeboten im öffentlichen Nahverkehr, die Arbeitswege und Schichtzeiten berücksichtigten, über Wirtschaftsförderung bis zur wohn- oder arbeitsortnahen Kinderbetreuung.

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