Arbeitsmarkt:Arbeitslosigkeit in Sachsen steigt wegen Corona-Krise im Mai

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Ein Schild weist den Weg zur Agentur für Arbeit. Foto: Jan Woitas/dpa-Zentralbild/dpa/Archivbild (Foto: dpa)

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Chemnitz (dpa/sn) - Die Corona-Krise lässt die Zahl der Arbeitslosen in Sachsen weiter steigen. Im Mai waren 135 300 Menschen ohne Job, wie die Regionaldirektion der Bundesagentur für Arbeit am Mittwoch in Chemnitz mitteilte. Das waren 6100 Männer und Frauen mehr als im Vormonat, die Arbeitslosenquote stieg damit auf 6,4 Prozent. Im Vergleich zum Mai 2019 stieg die Zahl der Arbeitslosen im Freistaat sogar um 20 800 (18,2 Prozent). Normalerweise verzeichnet der Arbeitsmarkt sowohl im April als auch im Mai einen Frühjahrsaufschwung. "Die Auswirkungen der Corona-Pandemie haben den sächsischen Arbeitsmarkt auf das Jahr 2017 zurückversetzt", sagte Agenturchef Klaus-Peter Hansen.

Im Mai haben zudem mehr als 2500 weitere Unternehmen Kurzarbeit angezeigt - vor allem aus dem Ausbaugewerbe, dem Einzelhandel und der Gastronomie. Bereits in den vergangenen Monaten zeigten etwa vier von zehn Betrieben in Sachsen Kurzarbeit an. Wieviele Firmen allerdings von der Regelung tatsächlich auch Gebrauch machten, ist bisher noch unklar. Zahlen sollen frühestens im nächsten Monat vorliegen, so eine Sprecherin der Landesarbeitsagentur.

Denn erst nach der Bewilligung der Anzeige können die Unternehmer das bereits vorfinanzierte und an die Mitarbeiter ausgezahlte Kurzarbeitergeld bei der Agentur beantragen - dafür haben sie drei Monate Zeit. Man gehe aber davon aus, dass nicht alle Unternehmen, die Kurzarbeit angezeigt haben, diese auch tatsächlich beantragen, so die Sprecherin. Im März und April - während des Lockdowns - hat die Landesarbeitsagentur mehr als 48 500 Kurzarbeitsanzeigen von Firmen für mehr als eine halbe Million Arbeitnehmer im Freistaat registriert.

"Die Corona-Krise trifft den sächsischen Arbeitsmarkt mit voller Wucht. Die bestehenden Sicherungssysteme sind völlig unzureichend", kritisierte die Zwickauer Bundestagsabgeordnete Sabine Zimmermann (Linke). Die Bundesregierung müsse so schnell wie möglich für mehr Sicherheit sorgen. Zimmermann forderte unter anderem eine Anhebung des Kurzarbeitergeldes auf 90 Prozent, für Mindestlohnbezieher 100 Prozent. "Sonst kommen Menschen im Niedriglohnbereich und in Teilzeit in finanzielle Bedrängnis und existenzielle Nöte. Und davon gibt es in Sachsen leider viel zu viele."

Auch der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) in Sachsen fordert eine Aufstockung des Kurzarbeitergeldes für Beschäftigte im Niedriglohnsektor aus Landesmitteln. Zugleich zeigten die aktuellen Zahlen, dass das Instrument der Kurzarbeit wirke. "Ohne Kurzarbeit hätten wir in Sachsen eine dramatische Situation und ich bin froh, dass der Damm Kurzarbeit hält", so Sachsens DGB-Vorsitzender Markus Schlimbach.

Agenturchef Hansen sieht hingegen trotz des Anstieges der Arbeitslosenzahlen zumindest einen "kleinen Lichtblick". Im Vergleich zum April lägen weniger Arbeitslosmeldungen aus einer Beschäftigung heraus vor, und die Betriebe hätten wieder mehr freie Stellen gemeldet. Zwar habe der sächsische Arbeitsmarkt drei Jahre verloren. "Aber die Erfahrungen, Erkenntnisse und funktionierenden Netzwerke bleiben über die Krise hinaus bestehen."

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